Steve Smith & the Groove: Blue Organ Trio

SteveSmith PhotoCredit MonicaLightstoneDrummer Steve Smith und Gitarrist Vinny Valentino spielten 2011 mit ihrer Gruppe Vital Information auf dem Java Jazz Festival und wollten nach dem Auftritt noch für einen Gute-Nacht-Drink in die Lounge. Schon von Weitem hörten die beiden eine furios swingende Orgel und fragten sich, wer da wohl die schwarzen und weißen Tasten drückt. In der Lounge angekommen, erblickten sie Tony Monaco, einen "unbesungenen Helden der Hammond B3". Viel wussten sie nicht über ihn, es war ihnen jedoch immerhin bekannt, dass Monaco von Orgellegende Jimmy Smith gefördert worden und zwei Jahre lang mit Jazzgitarrist Pat Martino auf Tour gewesen war. Smith und Valentino bahnten sich durch die Herumstehenden einen Weg zur Bühne und fragten den Organisten, ob sie bei ihm einsteigen dürften. Die halbe Nacht jammte man daraufhin ausgelassen, zunächst im kleinen Kreis, danach auch mit weiteren Festivalteilnehmern wie George Benson und Roy Hargrove.

Fünf Monate später meinte es das Schicksal erneut gut. Smith und Valentino waren für einen Workshop in Cleveland gebucht, als ihnen einfiel, dass Tony Monaco ganz in der Nähe in Columbus wohnt. Telefonisch vereinbarte man spontan ein Treffen, die Distanz von 230 Kilometern zwischen den beiden Städten im US-Bundesstaat Ohio war im Auto schnell überbrückt - und plötzlich fanden sich die drei musizierend in Monacos kleinem Heimstudio wieder. Ein Freund von Monaco borgte Steve Smith, dessen Trommeln und Becken nicht ins Auto gepasst hatten, hierfür ein kleines Jazzkit, Valentino stöpselte seine E-Gitarre in einen Verstärker, und schon ging's los. Das Zusammenspiel machte so viel Spaß, dass man kurzentschlossen mit der Arbeit an einem Album zu dritt begann. Und das war nach gerade mal eineinhalb Aufnahmetagen im Kasten!

Zur stilistischen Ausrichtung orientierte man sich an klassischen Orgeltrios, wie sie in den 1960er Jahren auf dem Blue-Note-Label zu hören waren. Ganz anstrengungslos passten die Vollprofis mehrere Eigenkompositionen dem 50 Jahre alte Sound an, zudem arrangierten sie ein paar Jazzstandards für ihre Zwecke um. So erhielt etwa das Stück "On Green Dolphin Street", das 1958 in der sagenumwobenen Fassung von Miles Davis zum Klassiker avanciert war, von Smiths schwungvollem Schlagzeugspiel ein federndes Latin-Feeling; Ray Nobles "Cherokee" wurde mit einem angedeuteten funky groove sehr behutsam modernisiert; das von Nat King Cole zur Unsterblichkeit geadelte "It's Only A Paper Moon" aus dem Broadway-Musical "The Great Magoo" hielt man als zeitlose Swingnummer samt walking bass an den Fußpedalen der Hammondorgel fest; und zum Ausklang stimmten die drei überraschend sanft "That's All" an, eine unvergessene Ballade aus dem Great American Songbook.

Obwohl Smith, Monaco und Valentino so gut wie keine Zeit für gemeinsame Proben hatten, harmonieren sie auf "Groove: Blue", als würden sie sich schon ihr Leben lang kennen. Tja, wir haben es in dem Fall eben mit Topcracks zu tun, die sich in jeder Musiksituation mühelos zurechtfinden. Die beteiligten Akteure sind mit allen Wassern gewaschen, wie ein Blick in deren Biographien belegt. Beginnen wir mit Steve Elliott Smith. Der 1954 in Massachusetts geborene Künstler bekam im Alter von neun Jahren Schlagzeugunterricht von Big-Band-Veteran Bill Flanagan, als Teenager vergrößerte er in Schulkapellen und Garagenbands sein Können. Nach der Highschool folgte eine Ausbildung am renommierten Berklee College of Music in Boston, anschließend ging Smith mit Jazzgeiger Jean-Luc Ponty auf Tour und war Drummer auf dem letzten Album der Formation Focus. Während er sich 1978 auf einer Konzertreise mit Rockmusiker Ronnie Montrose befand, erhielt Smith das Angebot, als Festmitglied bei Journey einzusteigen. Sieben Jahre blieb er bei den weltweit gefeierten Arenarockern, wirkte an erfolgreichen Alben wie "Escape" (1981) und "Frontiers" (1983) mit und durfte sich über eine Reihe von Top-40-Hits freuen. Um bei so viel Starruhm seine Jazzleidenschaft nicht aus den Augen zu verlieren, gründete Smith das Nebenprojekt Vital Information, das nach dem Ausstieg bei Journey ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit rückte und allseits bejubelte Longplayer wie "Orion", "Fiafiaga", "Easier Done Than Said" und "Where We Come From" hervorbrachte. Jazz-Journalist Bill Milkowski schwärmte in einem Artikel über Vital Information: "Es gibt keine flexiblere und diszipliniertere 'band of killer players' in der heutigen Jazzszene."
Obwohl ihn seine Tätigkeit als Leader der Fusionjazz-Formation ziemlich in Beschlag nahm, fand Smith ab und zu noch die Zeit für Studiosessions und/oder Liveauftritte mit Mariah Carey, Zucchero, Bryan Adams, Larry Coryell, Randy Brecker, Mike Stern, Victor Wooten und Hiromi. Allein schon die Aufzählung dieser Namen verdeutlicht, dass Steve Smith sämtliche Musikstile unserer Tage beherrscht. Von den Marschtrommeln der Festtagsparaden, die ihn in seiner Kindheit faszinierten und zum Schlagzeug brachten, über Swing und Bebop bis zu Pop, Powerrock, Fusionjazz und den südindischen Rhythmen der Konnakol-Schule hat der Amerikaner alles drauf.
Nicht umsonst wurde er vom Magazin "Modern Drummer" fünf Jahre in Folge zum besten Allround-Drummer gewählt und 2001 in die Liste der 25 besten Drummer aller Zeiten aufgenommen.

Vinny Valentino arbeitete nach seinem Musikstudium mit Jazzgrößen wie John Patitucci, Bob Moses und Steve Gadd zusammen, 1993 debütierte er auf "The Distance Between Two Lines" als Solist, mittlerweile hat er bereits zwölf Einspielungen unter eigenem Namen vorzuweisen. 2006 stieß er zu Steve Smiths Vital Information, schnell etablierte er sich dort als treibende Kreativkraft. Sein großes Vorbild George Benson bezeichnet ihn treffend als "junges Genie mit brillantem Ton und frischen Ideen".

Tony Monaco zuguterletzt trat als Jugendlicher in Jazzclubs auf und träumte bereits damals von einer Karriere als Musiker, dieser Wunsch blieb allerdings lange unerfüllt. Um seine Familie zu ernähren, ging er lieber auf Nummer sicher und verdiente seine Brötchen in der Heimatstadt Columbus, Ohio als Restaurantbetreiber und Lebensmittelmakler. Erst nachdem Orgelkollege Joey DeFrancesco 2000 den Einstand "Burnin Grooves" produziert und die Fachwelt sein Talent bescheinigt hatte, wagte Monaco den Sprung ins kalte Wasser. Nach insgesamt acht Soloalben und Kooperationen mit Mel Lewis, Adam Nussbaum, Jon Faddis, Harvey Mason und Russell Malone ist er in Insiderkreisen längst anerkannt, die Masse der Hörer hingegen nimmt ihn leider weiterhin kaum wahr. Spätestens mit "Groove: Blue" sollte sein Status als "unbesungener Held der Hammond B3" dann allerdings endgültig Geschichte sein.

Videoclip:

Tourdaten, Steve Smith & the Groove: Blue Organ Trio
Featuring Tony Monaco (Hammond B3), Vinny Valentino (guitar) and Steve Smith (drums)

10.02.19 Saarlouis - Theater am Ring
11.02.19 Köln - Riverside Studios
13.02.19 Ingolstadt - Diagonal

Weitere Informationen: http://www.vitalinformation.com/grooveblue.htm

Foto: SteveSmith Monica Lightstone
Quelle: http://www.qrious.de

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