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W-film: „Der Papst ist kein Jeansboy“ ab 23. Oktober auf DVD!

der papst istEin Film über Provokateur Hermes Phettberg, wie er heute leibt und überlebt. Trotz seines Verfalls ein einzigartiger „Scheiterhaufen" (wie er sich selbst bezeichnet) geblieben – mit drei Schlaganfällen, einem Herzinfarkt, extremer Blasenschwäche und einem unbändigem Willen 100 Jahre alt zu werden. Ein Passionsspiel in schwarz-weiß, von Sobo Swobodnik eindrucksvoll inszeniert in 12 Kreuzweg-Stationen.

Der Papst ist kein Jeansboy D/A 2011, 77 Min. Dokumentarfilm
Regie: Sobo Swobodnik mit Hermes Phettberg
Sprecher: Josef Hader

Frucade oder Eierlikör?, lautete die rituelle Eingangsfrage des schwergewichtigen Hermes Phettberg in der Nette-Leit-Kultshow, die in den 90ern täglich im österreichischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, als man sich noch traute, einen bekennenden Schwulen, Sadomaso-Anhänger und Provokateur auf die Menschheit loszulassen. Phettberg ist nun Österreichs bekanntester Sozialhilfeempfänger und Dauerpatient mit einer eindrucksvollen Liste an überstandenen Schlaganfällen, Blasenschwäche und einem Herzinfarkt. Schwerfällig und bucklig schlurft er, fast 100 Kilo leichter, durch seine zugemüllten Räume. Der Körper ist zwar ein einziger „Scheiterhaufen" und das Sprechen fällt ihm schwer, aber das Hirn arbeitet weiterhin im Stakkato. Der immer wieder neu ansetzende retardierende Rederhythmus hat in seiner Diktion nun schon die höheren Weihen einer Thomas-Bernhard-Anmutung erlangt. Sobo Swobodnik beobachtet Phettberg in den traurigen Niederungen seines Alltags, ein Mensch in einem Körper, der nicht mehr gehorcht. Die einsamen Stunden gehören seinem Tagebuch, das er täglich ins Internet stellt. Das einstige „Gesamtkunstwerk" mutiert zu einem modernen Märtyrer, der an sich und der Welt zu zerbrechen droht und dennoch voller Botschaften steckt. Eine Randexistenz, die es mal bis zur Volksbelustigung geschafft hat, nun aber ihren Preis für alle Süchte und Sublimierungen zahlt.

Ausgezeichnet mit dem Max Ophüls Preis als Bester Dokumentarfilm.

Am 23. Oktober erscheint „Der Papst ist kein Jeansboy“ auf DVD im Handel

»Verstörende wie berührende Einblicke in das Leben eines gefallenen und vergessenen Fernsehstars.« Süddeutsche Zeitung

»Buch, Regie, Kamera, Ton: Sobo Swobodnik. Ein Held für sich, dafür, dass er uns diesen Film zumutet, diesen Mann zumutet – so, wie er jetzt ist, spricht, lebt, aussieht. [...] subversives Kino, humanistisch in der Konfrontation, grandios im Ganzen.« taz

»Schönes Schwarz-Weiß, ebenso intime wie diskrete Einstellungen, rätselhafte Zwischentitel aus Toilettensprüchen, dazu Josef Hader, der sehr zurückgenommen Phettberg-Texte liest. Und dann der Held! Ein freier Radikaler, Freak und Mensch, abscheulich und liebenswert.« Der Tagesspiegel

»Zeigt einen durch drei Schlaganfälle geschwächten, aber noch immer genialen Hermes Phettberg. [...] Swobodnik gelingt dabei der ehrliche Blick, ohne die Freakshow. [...] Mal traurig, mal herzerfrischend. Mit ein wenig gutem Willen lässt sich dabei locker der Phettberg in einem selbst erkennen.« queer.de

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