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Schüler erkunden die Kultur des Todes: „Die Inszenierung eines Totenfestes“

event iconSchüler werden am 17.02.2016 am „Totenfest eines unbekannten Nachbarn“ im Bestattungshaus C. Kuckelkorn teilnehmen.

Die Schülerinnen und Schüler des Literaturkurses des Städtischen Gymnasiums Kreuzgasse finden über ästhetische, künstlerische, mediale und theatralische Wege Zugang zum eher tabubehaftetem Thema „Kultur des Todes“.

Im Mittelpunkt der Unterrichtsreihe steht diesmal dabei das dreiteilige Theaterprojekt „Der unbekannte Nachbar“, in dem Futur3 vom Ableben eines Menschen ohne Angehörige erzählt. Die Zuschauer erleben „Das Protokoll der letzten Stunden“ (Teil 1) inmitten seiner Hinterlassenschaften, gestalten sein „Totenfest“ (Teil 2) in einem Bestattungshaus und ergründen seine letzte Destination im „Kabinett des Jenseits“ (Teil 3).

Für die Schüler begann die Arbeit mit dem Projekt bereits Ende letzten Jahres, als Stefan H. Kraft, künstlerischer Leiter von Futur3, ihnen das Projekt vorstellte und mit ihnen Material für die einzelnen Stationen erarbeitete. „Wir hatten bislang ausschließlich mit Palliativmedizinern, Psychologen und Anthropologen gesprochen – also alles Erwachsene 40+ - und wollten ganz bewusst die jüngere Generation einbeziehen“, erklärt er seine Motivation. Für die Jugendlichen sei das Projekt aus zwei Gründen faszinierend, sagt die Lehrerin Christa Schulte, ehrenamtliche Geschäftsführerin der KultCrossing gemeinnützigen GmbH: „Zum einen bekommen sie die Möglichkeit, mitzuerleben, wie ein Theaterstück Gestalt annimmt und seinen Weg zur Bühne – oder in diesem Fall an ungewöhnliche Orte – geht. Zum anderen beschäftigen sie sich intensiv mit dem in unserer Gesellschaft oft ausgeblendeten und verdrängten Thema Tod. Dabei spielt auch die mediale Aufbereitung des Themas im Film, ein weiterer Schwerpunkt des Kurses, eine große Rolle. Aus früheren KultShops zur Kultur des Todes wissen wir, wie überraschend interessant das Thema für viele Jugendliche wird.“

Auch nach der Aufführung der Trilogie geht die gemeinsame Arbeit noch weiter: Anfang März werden die Schülerinnen und Schüler sich mit Kraft zu einer Reflektion treffen unter dem Aspekt inwieweit sich ihr Blick auf das Phänomen Tod geändert hat. „Für uns ist das eine großartige Möglichkeit, in konzentrierter Atmosphäre ein Feedback von jungen Zuschauern zu bekommen“, freut sich Kraft.
Unterstützt wird diese besondere Aktion vom Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums Kreuzgasse in Köln e.V.

Über KultCrossing:
KultCrossing versteht sich als Vermittler zwischen Jugend und Kultur und fördert diesen Dialog mit Hilfe von fächerübergreifenden Konzepten zur Verbesserung der Allgemeinbildung und För-derung der Persönlichkeitsentwicklung. Durch KultShops (Workshops unter der Leitung von Kulturschaffenden), vergünstigte Kulturabonnements und Veranstaltungen wie das Kurzfilmfest „.mov" wird Kultur für Schüler der Sekundarstufen I und II aller Schultypen, unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund, erlebbar. Ziel ist die Förderung sozialer Kompetenzen sowie Offenheit, vernetztem Denken und Kreativität, die den Jugendlichen auch im späteren Berufsleben helfen sollen. Die 2006 gegründete gemeinnützige GmbH mit Sitz in Köln ist seit 2013 als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Initiatoren von KultCrossing sind der geschäftsführende Gesellschafter Christian DuMont Schütte und die Gymnasiallehrerin und ehrenamtliche Geschäftsführerin Christa Schulte.

Über Futur3:
Futur3 wurde im Herbst 2003 von Andre Erlen, Stefan H. Kraft und Klaus Maria Zehe als Plattform für ihre Theaterarbeit in Köln gegründet. Seitdem hat das Ensemble, das die meisten seiner Produktionen im Kollektiv erarbeitet, jährlich ein großes Projekt realisiert, sowie eine Vielzahl von kleineren Formaten entwickelt, die oft als Auftragswerke für einen speziellen Raum oder Anlass entstanden sind (Nationaler Tag der Archive, Masterplan für die Stadt Köln etc.). Futur3 sucht bewusst die internationale Zusammenarbeit: Arbeitskontakte, Festivaleinladungen und Koproduktionen mit Theaterkünstlern in der Ukraine, Polen, USA, Italien, Israel, Singapur, Schweiz und Belgien haben die Arbeiten der letzten Jahre bereichert. Die Produktionen des Ensembles wurden mehrfach ausgezeichnet (u. a. Jurypreis Heidelberger Theatertage 2009, Publikumspreis Festival Albuquerque 2008, Kölner Theaterpreis 2010, Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater 2010). Die Musikerin Marjana Sadowska und der Autor und Dramaturg Klaus Fehling ergänzen den Kern des Ensembles.
Ein Spezifikum der Theaterarbeit von Futur3 ist der fortwährende Versuch, große Themen an Theaterfiguren fest zu machen, die einen Zugang zur Komplexität der Materie dadurch erlauben, dass sie selbst mit ihr ringen: Die Schauspieler von Futur3 sind durch den direkten Kontakt mit dem Publikum gezwungen, mit größtmöglicher Authentizität zu agieren, um als Menschen - und nicht als Kunstfiguren wahrgenommen zu werden.
Daraus kann folglich das entstehen, was Futur3 seit Jahren immer wieder aufs Neue sucht: Über das Theater einen emphatischen Zugang zu den großen Themen unserer Zeit zu finden.

Quelle: www.kultcrossing.de