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Wohin mit der Demokratie?

Die Themen der Einladung zur Tagung der Reihe Bürger im Gespräch:

Demokratie als Aufgabe
Grundlagen und Möglichkeiten einer direkteren Demokratie

und das Ergebnis der Bürgerbefragung zum Ausbau des Godorfer Hafens, lassen mich nachdenken.

TeichAlle Menschen schreien nach Basisdemokratie und Mitbestimmung. Sobald ich darüber nachdenke, dass unser Land basisdemokratisch geregelt werden sollte, bekomme ich Angstzustände.
Wann und wie soll ich mich denn jetzt mit den Belangen der Organisation unserer Gemeinschaft beschäftigen? Ich habe in die Materie wenig Einblick und das möchte ich auch gar nicht haben.
Ich habe mit einem Freund über die Abstimmung zum Godorfer Hafen gesprochen und er sagte, dass er zu wenig darüber weiß, um eine für ihn vertretbare Meinung abgeben zu können. Das kann ich gut verstehen.
Sicher kann sich Bürger durch hunderte Seiten Infomaterial kämpfen. Dann reflektieren, was ist Propagandistisch und wer verfolgt einen nicht gemeinnützigen Zweck und wer tut es. Das kann und will nicht jeder. Dann würden wir ja nur noch mit so etwas beschäftigt sein.

Ich glaube nicht, dass Basisdemokratie eine gute Alternative ist.
…nur was dann?

Diese Frage begleitet mich seit ich elf Jahre alt bin. Damals wurde die Gesellschaftsordnung der DDR in den Mülleimer geworfen. Die Wende hat die Demokratie gebracht und mir wurde klar, dass Demokratie ein fruchtbarer Boden für Weiterentwicklung zu einem guten Gesellschaftssystem ist.
Allerdings ist unsere gegenwärtige Welt Machtdiktaten unterworfen und eigentlich weiß das auch jeder.
Wir müssen es neu machen, ganz anders machen, als wir es in zwei Jahrtausenden ausprobiert haben.

Nur wie?
Also klar ist, nur ein freiheitliches System lässt ein menschenwürdiges Leben zu. Schließlich komme ich immer wieder zu den gleichen Punkten.

1. Eigenverantwortung eines jeden Menschen für sich und seine Umgebung
Ich meine damit, dass „Sich bewusst machen“ der eigenen Macht. Welche Folgen haben meine Taten?

2. Jeder Mensch ist wichtig. Jeder hat ein Talent, eine Aufgabe, etwas, womit er für die Gemeinschaft etwas tun kann.

Dies ist ihm in die Wiege gelegt worden und dies muss er in sich finden. Dabei ist nicht nur das Offensichtliche gemeint. Es gibt eine Kinderserie, sie heißt „Yakari“. In dem Stamm des kleinen Indianerjungen gibt es Krieger, den Weisen, den Häuptling und es gibt die Schlafmütze und den Dicken. Auch wenn Letztere nicht so aktiv sind, wie die meisten anderen, lernt der Kleine Junge von ihnen und sie geben auf einer anderen Ebene etwas in die Gemeinschaft hinein. Das ist vollkommen ok und wichtig.

3. Sich über sich selber klar werden und sich annehmen. Dann verurteile ich auch die, die anders sind nicht mehr. Ich muss nicht alles können. Der andere muss das auch nicht. Zusammen wird aber das Haus gebaut.

4. Wechsel von Angst und Gier, als Antrieb der Handlungen, zu Zuversicht und Dankbarkeit. Kein Leben verläuft reibungslos. Wir leben und lernen, durch die Herausforderung (Hindernisse) im Leben. Schließlich läuft das Leben zyklisch ab. Allein ein Jahr ist ein Zyklus, der sich wiederholt.

Die nächsten Punkte setzen die Erfüllung der o.g. Punkte vorraus:

5. Regierungen, Parlamente u.s.w. organisieren das Zusammenleben einer Gemeinschaft, weil sie dafür geboren sind.
Wie es den geborenen Bäcker gibt, gibt es Menschen, die gern Gemeinschaften organisieren. Nicht weil sie reich und berühmt werden wollen, sondern weil es ihnen am Herzen liegt. Somit ist der Missbrauch nicht mehr so groß.

6. Kleine Gemeinschaften bilden große Gemeinschaften. Das föderale System finde ich sehr sinnvoll, weil einfach jede Region ihre eigenen Belange zu regeln hat. Schließlich gibt es Themen, die mehr Menschen etwas angehen. Eventuell könnte es sich noch etwickeln, dass es themenbezogene Gemeinschaften gibt. Das wird die Zukunft zeigen. Grundlage bleibt aber die Gemeinschaft.

7. Der letzte Gedanke ist nicht von mir. Was dem Sinn keinen Abbruch tut. Schließlich ist es sinnvoll eine bessere Form der Bürgerbeteiligung zu haben. Genau darum geht es ja so vielen Menschen. Wir brauchen aber einen Mittelweg zwischen Basisdemokratie und der jetzigen Form der repräsentativen Demokratie.
Die Idee ist ein Punkte-Wahl-System. Wie in der Schule. Bezug nehmend auf wichtige Themenfelder, bspw. analog zu den Ministerien, können die Bürger Schulnoten für die einzelnen Parteien vergeben. Nur eine Partei zu wählen ist zu unspezifisch. Diese leicht zu realisierende Art der Punkte-Wahl hat zum Einen einen besseren Kontrolleffekt und zum Anderen erfahren die Politiker etwas über das Gemüt der Bürger.

Die Punkte, die ich hier aufgeschrieben habe, sind kein Manifest, sondern lediglich Gedanken über die es sich lohnt, nachzudenken.

Schauen wir, wo die Welt sich hinentwickelt. Ich freue mich über das wachsende Interesse der Bürger und über die Suche nach Alternativen.

Ich warne nur vor einem Fehler: Die LÖSUNG finden wir NICHT darin, indem wir die Fehler der ANDEREN verurteilen. Es scheint unumgänglich, dass sich jeder selbst weiterentwickelt. Sonst sägen wir den Ast auf dem wir sitzen ab und fallen...

Ilka Baum