eins.eins.null.

Darsteller der studiobühne"eins.eins.null.": So heißt das neue Theaterstück der Studiobühne, das mich seit mehr als einer Woche beschäftigt. Dass „110“ ein Notruf ist, das wusste ich. Weshalb aber nennt sich ein Theaterstück so? Ich habe zunächst die Verbindung zwischen dem Titel des neuen Stücks und der Nummer des Notrufs gesucht. Aber schnell merkt man als Zuschauer, dass es hier um den Konflikt geht zwischen der Staatsgewalt, vertreten durch die Polizei, und den Bürgern, die sich öffentlich äußern wollen, und dabei die öffentliche Ordnung einhalten, sowie solchen, die die Ordnung mutwillig stören wollen. Ein Dilemma wird offensichtlich, in dem jeder einzelne Polizist steckt, in dem aber auch ein Bürger steckt, der sich an einer Demonstration beteiligen will.

Warum fühle ich mich immer so unwohl in meiner Haut, wenn ein Polizeiauto sichtbar wird. Schlechtes Gewissen? Und wenn ja, warum? Warum fühle ich – und sicherlich viele andere – nicht sofort: „Ach schau, die Polizei, Dein Freund und Helfer!“? Dieser Slogan wurde Ende der 60er-Jahre geprägt, um den Ruf der Polizei zu verbessern. Seit dieser Zeit, Ende der 60er, im Laufe von mehr als 40 Jahren also, haben Demonstrationen zugenommen: ein Zeichen gelebter Demokratie, erfreulich. Seit dieser Zeit haben aber auch Krawalle eben zu den gleichen Anlässen zugenommen, haben Emotionen bei Dauerthemen zugenommen. Und außerdem kamen hinzu: Krawalle in Fußballstadien und Auftritte verfassungsfeindlicher Gruppen.

In dem Stück „eins.eins.null.“ wird dargestellt, was Menschen (Polizisten und andere Bürger) erleben, wenn sie sich in einer öffentlichen Konfrontation befinden. Es wird betroffen gemacht: Die zwiespältigen Gefühle, die jeder zwangsläufig haben muss, der weiß, wie gut und notwendig der Beruf der Polizei ist; wie schwer oft dieser Beruf ist, weil auch manchmal gegen die eigene Überzeugung Dienst getan werden muss; Gewissenskonflikte, die keine Rolle spielen dürfen; auch nicht der Gedanke an Gefahr, an die Familie, an Überstunden, an die Bezahlung; oder dann wieder auf Seiten der Demonstranten die Gewissenskonflikte bezogen auf die Arbeitsstelle, den Arbeitgeber, die Anfeindungen. Der Bürger stellt sich die Frage: "Kann ich es mir leisten, bei dieser Demo mitzumachen?". Zum Glück, wir sind in Deutschland, und nicht in Syrien. Wie dankbar bin ich, dass wir das Demonstrationsrecht haben. Und weiter: „Kann ich mir, die ich eine exponierte Stelle bekleide, die Teilnahme an der Demo leisten und insbesondere zu diesem Thema?"

Drei Schauspieler machen in dem Sprechtheater „eins.eins.null.“ vor schlichter Kulisse erfahrbar, was  Menschen bei einer Demonstration allzu oft erleben. Sie müssen es aushalten können: Auf der einen Seite die Gewaltanwendung von einigen Demonstranten, eigentlich von Teilen ihrer eigenen Gruppe, Gegengewalt auf Seiten der Polizei; unübersichtliche Situationen, in denen Emotionen hochkochen, die eine sachliche Auseinandersetzung verhindern, die sich schrecklich auswirken, die dem Ansehen von Demonstrationen in der Bevölkerung schaden können. Ich bedanke mich bei den Menschen, die den Mut haben, für oder gegen etwas zu demonstrieren. Ich bedanke mich bei den Polizisten, die Jahr um Jahr ihren Dienst tun. Alle leisten ihren Anteil am Erhalt unserer Freiheit.

Der guten Leistung der Darsteller und der Qualität des Drehbuchs kann ich wieder einmal die Erkenntnis verdanken, dass ich mich weder dazu eigne, zu stark umstrittenen Demonstrationen zu gehen, noch in ein Fußballstadion. Ich bin zu feige dazu. So habe auch ich einen Gewissenskonflikt, weil ich zu selten zu Demonstrationen gehe, die unter anderem Garant für gelebte Demokratie sind. Diesen Konflikt muss ich aushalten, da nützt auch kein Notruf. Es gilt, das eigene Verhalten zu überprüfen.

„Eins.eins.null.“ läuft zurzeit in der Studiobühne: Es ist ein sehr anregendes Stück. Allen Mitarbeitern der Studiobühne ein herzliches Dankeschön.

www.studiobuehnekoeln.de

 Gudrun Schwichtenberg

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