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CHRISTIAN HEIN: „In der Menge baden" im Ausstellungsraum Jürgen Bahr

christian hein in der menge badenCHRISTIAN HEIN: "In der Menge baden"

Malerei
 
Ausstellungseröffnung (an 2 Tagen):
am Freitag, 16. März von 17 bis 23 Uhr
und am Samstag, 17. März von 15 bis 20 Uhr

geöffnet donnerstags von 15 bis 20 Uhr (und jederzeit nach Vereinbarung)

Die Ausstellung läuft bis 22. April 2012

Christian Heins Bilder materialisieren visuelle Erinnerungen wie sie kein Handy, keine Videokamera und kein Fotoapparat aufzeichnen kann. Die Ölfarbe auf Kleidungsstoffen erzeugt besondere Farbintensitäten und neue Perspektiven. So erscheinen die Bilder als noch nie gesehene, obwohl sie sich in ihrer Figürlichkeit auf die kollektiven Bilder der Weltaneignung beziehen, sei es durch Tourismus, Städtebau oder Militär. Vor allem aber sind es Bilder. In einer Welt, in der wir angeblich in der Bilderflut ertrinken, provoziert diese Malerei eine Situation, in der noch einmal genauer hingesehen werden muss.
                  
Wie lässt sich die Masse beherrschen?Einladungskarte-vorne-verspannt-rgb

Christian Heins Bilder zeigen Menschen in Situationen, die diese gesucht haben – im Kanukurs, beim Museumsbesuch, auf der Demonstration – und in Situationen, in denen sie sich wiederfinden, arbeitend, in der Freizeit, wartend. Nirgendwo ist die politische Ökonomie kapitalistischer Gesellschaften abwesend – nicht zuletzt, weil im Medium der Malerei deren Bildproduktion sich reflektiert. Dabei sind die gezeigten Gegenstände gelegentlich banal, wie die am Neujahrsmorgen zum Baden laufenden Menschen. Sie laufen vor laufenden Kameras, sie laufen, um ein Ereignis zu schaffen, bei dem sie erinnert werden können. Christian Hein nimmt die medialen Bilder auf, stellt sie still und entwirft in seinem panoramatischen Gemälde eine andere Perspektive. Der Horizont ist ins Wanken geraten, die Figuren sind herauspräpariert. Während im Fernsehbericht zur notwendigen Staffage des Nachrichtenwerts verkommen, entsteht hier unweigerlich die Frage, warum die jeweilige Person dort läuft.
 
Wie lässt sich die Masse beherrschen?

Darauf geben Gemälde keine einfache Antwort, aber sie lassen keinen Zweifel daran, dass kaum soziale Situationen existieren, in denen die Masse nicht kontrolliert ist. Die Sondereinheiten der Polizei für die Aufstandsbekämpfung sind nur das äußerste Mittel vor der militärischen Intervention. Selbstbeherrschung, freiwillige Anpassung, architektonische Strukturen lassen kaum Platz für Zufälle. Nicht zuletzt, weil ein Regime der Repräsentation existiert, in dem Menschen sich als Bild in Szene setzen, und andere dafür arbeiten, dass die Bilder dieser Herrschaft möglich werden. Heutzutage scheint es einfacher geworden zu sein, an dieser Herrschaft des Bildes zu partizipieren, allerdings um den Preis, keine Macht zu erobern.
 
Wie lässt sich eine Masse beherrschen?

Christian Heins Bilder erinnern auch daran, dass der Masse immer auch etwas gibt, das sich nicht kontrollieren lässt, eine kleine Ideosynkrasie, eine temporäre Devianz, etwas Offenes, das Geschichte heißt. Etwas, das sich im Bildlichen dem Bild entzieht. Etwas materielles, wie der Stoff, der seine Geschichte nicht preisgibt. Eine Masse, die sich nicht beherrschen lässt.
(Text: Ole Frahm, Berlin 2012)

Der Künstler ist an den beiden Eröffnungstagen anwesend und steht für Gespräche zur Verfügung.

Umfassende Informationen zu Christian Hein unter: http://xianhein.de/

Informieren Sie sich auch auf: http://juergenbahr.wordpress.com/aktuelle-ausstellung/christian-hein/

Ausstellungsraum Jürgen Bahr Helmholtzstraße 6-8 50825 Köln-Ehrenfeld (U-Bahn 3/4, Leyendeckerstraße)