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Kölner Kulturindex 2012: Schlechtester Wert seit Beginn der Befragung

Unklare Haushaltslage und Streit um Bühnen wirken sich besonders negativ aus

kölner kulturindexDie Stimmung in der Kölner Kultur ist im Keller. Der Kölner Kulturindex erreichte mit einem Wert von 2,12 den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2009. Geprägt wird die Bewertung vor allem durch den Haushaltsvorbehalt, die damit verbundene Unsicherheit der Finanzierung und den seit Monaten andauernden Streit zwischen Intendanz, Politik und Verwaltung um den Etat der
städtischen Bühnen. Die Qualität des bestehenden Angebots wird nach wie vor als sehr gut bewertet – in der Wahrnehmung von Kulturexperten und der Bevölkerung war die ART COLOGNE das herausragende Kulturereignis im vergangenen Jahr.

Bereits zum fünften Mal wurde im Mai 2012 die Umfrage zum Kölner Kulturindex durchgeführt. Von 335 ausgewählten Kulturexperten nahmen 151 Personen an der Online-Erhebung teil. Die Befragung erfolgte im Auftrag des Kölner Kulturrats, dem Zusammenschluss nahezu aller Vereine und Förderinstitutionen des Kölner Kulturbereichs. Gefördert und ermöglicht wird die Befragung zum Kulturindex durch die Generali Deutschland Holding AG. Durchgeführt wurde die Umfrage vom Forschungsinstitut für Soziologie der Universität zu Köln. Zentrale Themen der Befragung waren die aktuelle Entwicklung des Kulturetats, die Auswirkungen des Haushaltsvorbehalts sowie der immer noch andauernde Streit um die Etats von Oper und Schauspielhaus. Die Experten vertreten hierbei mehrheitlich die Auffassung, dass die Spielpläne der aktuellen finanziellen Situation angepasst werden müssen. Für eine Erhöhung des Etats für die städtischen Bühnen sprachen sich nur 31 Prozent aus, eine Anhebung der Eintrittspreise ziehen lediglich neun Prozent in Betracht. Auch bei den immer wieder geäußerten Vorschlägen zu einer Fusion der Kölner Oper mit dem Bonner oder Düsseldorfer Haus kristallisiert sich eine klare Position heraus: Für eine Fusion mit dem nördlichen Nachbarn stimmten 22 Prozent, für den Zusammenschluss mit den Bonnern votierten nur 16 Prozent. Nahezu die Hälfte der befragten Experten sprach sich jedoch für Kooperationen zwischen den Häusern bei einzelnen Projekten aus.

Wie in den Vorjahren bewerteten die befragten Akteure auch, welche Personen in den vergangenen Monaten eine wichtige Rolle in der Kölner Kultur eingenommen haben. Zum wiederholten Mal wurde Karin Beier, die scheidende Intendantin des Schauspielhauses, auf den Spitzenplatz gewählt, vor dem Macher der Art Cologne, Daniel Hug und dem Chef der Philharmonie, Louwrens Langevoort. Die Akteure aus Politik und Verwaltung erhielten einmal mehr die schlechtesten Werte, die kulturpolitischen Sprecher der Fraktionen wurden mit niedrigsten Bewertungen regelrecht abgestraft. Von Oberbürgermeister Jürgen Roters erwarten die Experten, dass er im Sinne der Kölner Kultur stärker Verantwortung übernimmt. Seine Ankündigung, die Kölner Kultur stärker zu fördern, hat er nur nach Meinung von vier Prozent der Befragten umgesetzt. Die Ergebnisse der Befragung kommentiert der Sprecher des Kölner Kulturrats, Dr. Peter Bach:
“Die engagierten Künstler, Bürger und Kulturakteure unserer Stadt erhalten keinerlei Unterstützung von Politik und Verwaltung. Man reibt sich in öffentlichen Diskussionen um den Bühnenetat auf, anstatt der Kultur insgesamt eine Perspektive zu verschaffen.“

Mit dem Kulturentwicklungsplan verfüge die Stadt über eine parteiübergreifend verabschiedete Handlungsempfehlung, die nicht genutzt werde. Der Kulturrat wiederhole sein Angebot und seine Aufforderung, ein mit unabhängigen Personen besetztes Koordinierungsgremium für die Einhaltung und die Weiterentwicklung des Kulturentwicklungsplans einzusetzen. Bach: „Aus dem offenen Dialog der Akteure kann auch der Optimismus erwachsen, den wir für ein lebendiges und weit über Köln strahlendes Kulturangebot benötigen“.

An der Qualität des aktuellen Angebots hegen die Experten keinen Zweifel. Sie belegten eine Auswahl von zwölf Kulturereignissen des vergangenen Jahres durchweg mit positiven Bewertungen. Klarer Favorit war die ART COLOGNE, die von 84,2 Prozent der Befragten als gut bis sehr gut bewertet wurde. Zur gleichen Einschätzung gelangt auch das Publikum: In einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage des Meinungsforschungsinstituts Omniquest für den Kölner Kulturpreis wurde die internationale Kunstmesse zum „Kulturereignis des Jahres“ gewählt. Die Bevölkerung ist auch insgesamt mit dem Kölner Angebot zufrieden: 40,8 Prozent der 1.000 befragten Kölner über 18 Jahre finden die Kölner Kulturangebote genau so gut wie die Angebote anderer deutscher Städte, 11 Prozent bewerten die eigenen Angebote sogar als besser oder sehr viel besser. Bei der Frage, welche Angebote von den befragten Kölnern selbst genutzt werden, rangieren Museen und bildende Kunst auf dem ersten Platz. Einen Ausbau des bestehenden Angebots wünschen sich die meisten in den Bereichen Musik, Theater und Film.

Weitere Ergebnisse der Befragung können ab dem 25. Juni online unter www.koelnerkulturrat.de und www.koelner-kulturindex.de eingesehen werden.

NEXXTWERK Christian Bügel
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