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05.Dezember 2014 Caroline Kryzecki "Superposition" Galerie SEXAUER Berlin

sexauer carolineIT'S ONLY BALLPEN ON PAPER – die monumentalen Moirés von Caroline Kryzecki
Die Moiré-Zeichnungen von Caroline Kryzecki lassen Linien vor den Augen des Betrachters flimmern und kreieren die Illusion von räumlicher Tiefe. Der Berliner Künstlerin geht es jedoch nicht um die Augentäuschung, sondern um die geometrische Konstruktion und die Schaffung eines seriellen Systems, dessen Werke als einzelne Ausprägungen zu verstehen sind.

In der Einzelausstellung „Superposition" wird Caroline Kryzecki erstmals die umfangreiche Serie „KSZ 100/70" (2014) zeigen. Sie besteht aus 30 hochformatigen Kugelschreiber-Zeichnungen in der Größe von je 100 x 70 cm. Caroline Kryzecki konstruiert auf jedem Blatt zwei, im flachen Winkel gegeneinander abgesetzte Linienraster aus je einer Farbe. Es handelt sich dabei um mit dem Lineal gezogene, parallele Linien, die jeweils nur wenige Millimeter auseinander liegen. Die Anzahl der Werke ergibt sich aus den 10 möglichen, je dreimal angewendeten, Zweier-Farbkombinationen der vier marktüblichen Kugelschreiberfarben schwarz, blau, rot und grün. Auf diese Weise entstehen Moiré-Zeichnungen in den Kombinationen blau-rot, blau-grün, blau-schwarz, blau-blau, usw. In ihren großformatigen Zeichnungen verdichtet und variiert Caroline Kryzecki die Systematik auf einem monumentalen Format von 200 x 140 cm, auch hier betragen die Linienabstände nur wenige Millimeter.

Caroline Kryzecki arbeitet ein selbst entwickeltes System akribisch ab. Sie legt Rahmenbedingungen für die Entstehung ihrer Bilder im Vorfeld fest und überlässt das endgültige Erscheinungsbild des Werkes dem Arbeitsprozess selbst. Somit erdenkt sie sich nicht die finale visuelle Ausprägung des Bildes, sondern seine Konstruktionsweise. Die Methode ähnelt computerbasierten Algorithmen, die vordefinierte Handlungsanweisungen abarbeiten und dabei selbstständig ein Ergebnis kreieren. Da Caroline Kryzecki den Prozess manuell ausführt, schleichen sich Fehler bzw. Abweichungen von den anfangs festgelegten Parametern ein, die die Künstlerin zu Anpassungen während des Arbeitsprozesses zwingen. Damit verweist ihr Vorgehen auf natürliche Prozesse eines selbstorganisierenden Systems. Strukturelle Ordnungen entstehen hier aufgrund einer bestimmten Ausgangsituation. Sie reagieren auf Veränderungen im Entstehungsprozess und passen somit ihre Struktur gemäß auftretender Umwelteinflüsse an.

Darin liegt eine entscheidende Qualität der Arbeiten von Caroline Kryzecki, da dieser Vorgang den natürlichen menschlichen Lebensprozess reflektiert. Vorhaben eines Individuums sind stets abhängig von seiner Umwelt, die ebenfalls einem ständigen Veränderungsprozess unterliegt. Wandel ist systemimmanent. Caroline Kryzeckis Arbeiten zeigen das große Potenzial eines manuellen geometrischen Konstruktionsprozesses auf, dessen Ergebnis Spannung und Ausdrucksstärke entfaltet, die bei einem am Computer fehlerlos generierten Moiré-Raster nicht entstanden wäre.

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Freitag, 05.Dezember 2014 vom 18-21Uhr
Zur Ausstellung wird ein Katalog veröffentlicht!

SEXAUER
Streutstrasse 90
13086 Berlin
www.sexauer.eu