Stellungnahme zur MHG-Studie - Der Mut zu Reformen eröffnet Zukunft - Jeder Missbrauchsfall ist ein Verbrechen zu viel

2018 10 05 Vorstand Diözesanrat vl Bettina Heinrichs Müller Tim KurzbachKöln, Okt.2018 „Die Ergebnisse der MHG-Studie erschüttern uns und machen uns sprachlos. Dies bezieht sich sowohl auf die quantitative Anzahl der dokumentierten Täter und der Taten als auch auf die abscheuliche Art und Weise der Taten“, kommentiert Tim Kurzbach, Vorsitzender des Diözesanrates, die Studie. „Die Betroffenen und ihre Familien müssen in ihrem Leid jede Unterstützung erfahren, die sie benötigen“, ergänzt Kurzbach. Am vergangenen Donnerstag beschloss daher die Vollversammlung des Diözesanrates eine Stellungnahme, die 10 Punkte des sofortigen Handelns aufführt:

1. Ein amtskirchliches Umdenken in der Sexualmoral. Leiblichkeit und Sexualität gehören existentiell zum Menschen und bilden seine Persönlichkeit. Daher muss Canon 277§2 (CIC) abgeschafft werden.

2. Die vollumfassende, gleichberechtigte Teilhabe von allen getauften und gefirmten Frauen und Männern – entsprechend ihrer Charismen – an den Sakramenten, an den Diensten und Ämtern der Kirche. Die Berufungen von Frauen und Männer sind nicht aufgrund von Geschlecht und sexueller Identität zu definieren sondern aufgrund ihrer Charismen. Canon 1024 (CIC) muss ergänzt werden: Gültig geweiht ist jede getaufte Person, Mann und Frau.

3. Die Abschaffung des am 01.03.1989 in Kraft getretenen Glaubens- und Treueeids. Dieser hat eine verheerende Kultur des Schweigens und „Kadaver“-Gehorsams in der katholischen Kirche, bei Priestern, Bischöfen, Ordensleuten und Hauptamtlichen befördert. Er ist Motor integralistischer Tendenzen und von Denk- und Verhaltensmustern des sogenannten Klerikalismus.

4. Einen Prozess der öffentlichen Versöhnung. Das Leid der Betroffenen wird gehört und anerkannt. Dieser Prozess beinhaltet die Offenlegung der Namen der Täter und der für Vertuschung Verantwortlichen gegenüber den Betroffenen.

5. Ein öffentliches Schuldbekenntnis in einem Pontifikalamt im Kölner Dom gegenüber den Betroffenen und ihren Angehörigen. Dies kann nicht Gerechtigkeit herstellen, aber einen Weg dahin eröffnen.
6. Finanzielle Wiedergutmachung gegenüber den Betroffenen.

7. Alle Akten müssen den Betroffenen und für wissenschaftliche Untersuchungen vollständig zugänglich gemacht und geöffnet werden.

8. Ein paritätisch mit Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen besetztes Consilium auf Ebene der Bistumsleitung. Dieses kommt zusammen und entscheidet gemeinsam konkret über Personalpolitik, Finanzen und pastorale Grundsatzfragen.

9. Professionelle, extern durchgeführte Fortbildungen in der Priesterausbildung zum Thema Sexualität, zum Verhältnis zum „anderen“ Geschlecht und zur eigenen sexuellen Identität (heterosexuell, homosexuell, tans- und intersexuell).

10. Die auf allen Ebenen konsequent, flächendeckende Umsetzung und auskömmliche Finanzierung von Präventionsschulungen von Seelsorgern und Seelsorgerinnen sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit Kindern und Jugendlichen.

Für den Diözesanrat sind vier Dinge in der MHD-Studie auffällig: Erstens die Häufung der Verbrechen an Jungen, die kurz vor der sexuellen Reifung stehen. Zweitens das Instrumentarium der Verbrechen: die Täter benutzen ihre Macht als Autoritätsperson mittels Belohnung oder massiver Drohung. Drittens das Persönlichkeitsprofil der Täter, das ihnen sexuelle Unreife diagnostiziert. Viertens: eine Abnahme der Missbrauchsquote kann nicht verifiziert werden.

„Wir stellen fest, dass die Ergebnisse der MHG-Studie für das Erzbistum Köln und für Deutschland nicht isoliert betrachtet werden dürfen. Sie stehen im Kontext des Offenbar-Werdens sexuellen Missbrauchs durch katholische Geweihte – Priester, Diakone, Ordensleute – weltweit (Australien, Chile, Irland, Schweiz, USA,..)“, so Kurzbach. Der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln bewertet dies als kairos, als ein zeitliches Zeichen der Gegenwart, das von den Gliedern der katholischen, weltumspannenden Kirche insgesamt, eine Entscheidung, eine entschiedene Haltung, einfordert.

Als einzige Antwort sieht der Diözesanrat die Notwendigkeit einer konsequenten metanoia, einer Umkehr im vollen biblischen Sinne, die den ganzen Menschen umfasst. Jeder Mensch, Frau, Mann und Kind, hat ein Anrecht darauf, als Geschöpf Gottes in seiner jeweiligen Einmaligkeit geachtet, respektiert zu werden und sich frei entfalten zu dürfen.

„Wir fragen uns nach wie vor, warum und wie konnten diese Taten im Milieu der Amtskirche und der Kirche insgesamt gedeihen? Warum hat dieses System diese Täter hervorgebracht und/ oder in ihren Reihen geduldet und geschützt? Strukturelle Reformen sind unumgänglich notwendig“, so Bettina Heinrichs-Müller, stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats. Notwendig ist eine grundsätzlich andere innere Haltung, wie es im Markus-Evangelium heißt: wer mir nachfolgen will, soll Diener aller sein. (Mk 9,35).

„Nur der Mut zu Umkehr und Reformen eröffnet einen Weg in die Zukunft für die katholische Kirche“, fordern Tim Kurzbach und Bettina Heinrichs-Müller für den Diözesanrat.

Quelle: www.pr-fundraising.de GbR im Auftrag des Diözesanrates Köln
Foto: 2018-10-05 Vorstand Diözesanrat vl Bettina Heinrichs-Müller_Tim Kurzbach

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku in Köln

Gaffel gibt dem Hänneschen-Theater eine


Mareike Marx Stimme für Köln Biereckel Abdruck honorarfreiKöln, 2. Maril 2024 – Das Hänneschen-Theater feiert ein kölsches Jubiläum. Vor 222 Jahren wurde die älteste Mundart-Puppenspielbühne im deutschsprachigen Raum gegründet. Seit Generationen ist das Haus nicht nur eine kulturelle Institution, sondern...


weiterlesen...

Jeck im Sunnesching för Pänz: Große


240408 JiS för Pänz v.i. Jochen Gasser   Nils Schreiber   Björn Lindert   Juri Rother   Martin Beccker   Thomas DeloyKöln, 8. April 2024 – Jetzt haben die Kids ihr eigenes Sommerfestival! Am 7. September 2024 findet die Premiere von Jeck im Sunnesching för Pänz statt und verspricht ein unvergessliches Erlebnis für Kinder und Familien.

Angesichts der großen Nachf...


weiterlesen...

27.04. - 10.11.2024 Chargesheimer


Chargesheimer Schildergasse Köln vor 1957Am 19. Mai 2024 wäre der Kölner Fotograf Chargesheimer (1924–1971), eigentlich Karl Heinz Hargesheimer, einhundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigt das Museum Ludwig im Fotoraum eine Auswahl von rund fünfzig seiner Werke. Chargesheimer ...


weiterlesen...

Schüleraustausch und Gap Year –


Weltkugel auf in die Welt MesseFernweh: AUF IN DIE WELT-Messe am 20.04.2024 in Köln: Kostenfreie Insider-Informationen zu Schüleraustausch und Gap Year für das Auslandsjahr 2025 und 2026

Schüleraustausch USA und weltweit, High School in den USA, Internat in Kanada, Freiwilligen...


weiterlesen...

APRILSCHERZ: Keine neuen Kölschies zum


230328 Kölschies von hitschies und Gaffel Verwendung honorarfreiKöln, 2. April 2024 –– Die hitschies haben mit ihrer unverwechselbaren Stäbchenform bereits viele Fans. Nun sorgte die Ankündigung einer neuen Geschmacksrichtung für Aufsehen: Die Kölschies sollten den einzigartigen Geschmack von Gaffel Kölsch in ...


weiterlesen...

"Yoga im Alter" in Köln - Buchforst /


Alexander20Meyen20PortraitneuYoga ist für ältere Menschen ein grosses Geschenk. Wer in seinen späteren Lebensjahren Yoga praktiziert, gewinnt nicht nur Gesundheit und Zufriedenheit, sondern auch einen frischen Geist, denn der Yoga öffnet den Blick für das Leben. Man kann nach...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.