Geschrieben am . Veröffentlicht in Kunst und Kultur in Köln.

Seit dem 17. April gastiert das CityLeaks Urban Art Festival in den Ehrenfelder Bahnbögen – eine Zwischenbilanz

CityleaksHerausforderungen und Potentiale des Kulturbetriebes in Zeiten der Pandemie – Die Biennale und ihre künstlerischen Positionen

Das CityLeaks Urban Art Festival, das sich dieses Jahr über einen Zeitraum von zehn Wochen (17.04. – 26.06.2021) erstreckt und als partizipatives Reallabor ausgelegt ist, gastiert nun schon seit fünf Wochen in den Ehrenfelder Bahnbögen und der angrenzenden Hüttenstraße. Im Prozess und im stetigen Austausch mit diversen Kooperationspartner* innen erweitert sich von Tag zu Tag das künstlerische Programm des Festivals.

Die Interventionen in den Bahnbögen sowie auf der Hüttenstraße verdichten sich; das Straßenbild und dessen Wahrnehmung verändern sich sukzessive.

Zu seiner sechsten Ausgabe stellt sich das Festival die wohl größte und herausforderndste Frage seit seines Wirkungsbeginns: Wie gestaltet und entfaltet sich städtisches Leben sowie Kunst- und Kulturbetrieb in Zeiten der Pandemie?

Diese Frage kann nur gemeinsam mit allen Beteiligten des Festivals beantwortet werden, denn diese Zeit erfordert Umsichtigkeit, Eigenverantwortlichkeit, Veränderung und Verzicht für alle: Simul et Singulis – Zusammen und man selbst sein. CityLeaks möchte in den kommenden Festivalwochen weiterhin modellhaft darstellen, wie ein Kulturbetrieb in der aktuellen Zeit funktionieren kann: Open-Air Ausstellungen und Plakat-Interventionen, die im Vorbeigehen betrachtet werden können, Veranstaltungen als Livestream, audiovisuelle Installationen, Stadtspaziergänge in Kleingruppen, „Workshops to go“ oder diverse Beteiligungsmöglichkeiten am CityLeaks Pop Up Garten.

Das interdisziplinäre Kunst-Programm des Festivals beinhaltet Formate aus der freien Kunstszene sowie verschiedener institutioneller Kulturbetriebe, aber auch Beiträge von Hochschulen, Nachhaltigkeitsinitiativen und aus der Nachbarschaft. CityLeaks richtet in 2021 erstmalig den Fokus auf ein lokales Künstler*innen Line-Up. Im Vordergrund des offenen und dynamischen Programms steht die interaktive und partizipative Kunst. Gemeinsam mit dem Bürgerzentrum Ehrenfeld wurden durch die AusschreibungGemeinsam die Bögen spannen acht verschiedene künstlerische Positionen von Kölner Künstler*innen ausgelobt, die dank der Unterstützung der RheinEnergieStiftung Kultur und der Bezirksvertretung Ehrenfeld nun in und um die Bahnbögen herum präsentiert werden.

Ein weiteres partizipatives Großprojekt und Herzstück des Festivals, das in den vergangenen Wochen unter der Leitung der Designer und Architekten Thomas Quack und Jan-Philipp Neuer entstand und weiterhin entsteht, ist der CityLeaks Pop Up Garten, ein Gemeinschaftsgarten mit diversen Hochbeeten, Grünparzellen und urbanem Mobiliar im gesamten Verlauf der Hüttenstraße. In Zusammenarbeit mit Studierenden der ecosign und der KISD sowie in Kooperation mit dem Ehrenfelder Bahnbögen e.V. und Gärtner Arne Clasvogt wurde die Gartenarchitektur errichtet und zahlreiche Stauden, Kräuter, Wildblumen, Nutzpflanzen und Sträucher gepflanzt. Gemeinsam wird hier anhand eines Pflanzenzyklus inklusive Regenwassergewinnung und Kompostierung die natürliche Kreislaufwirtschaft gelebt und gelernt. CityLeaks möchte anregen, den öffentlichen Raum vor dem Hintergrund des Klimawandels neu zu denken und Begriffe wie Klimaanpassung und urbane Resilienz als zentrale Themen in der Aushandlung des Stadtraums zu verstehen.

Darüber hinaus fanden in den Bahnbögen bereits zwei Lesungen der Kölner Lesereihe Land in Sicht in Form eines Livestreams statt, das Online-Radio dublab sendet jeden Freitag ein Live-Radioprogramm aus dem Teatris-Bogen und Grafik-Designerin Elsie Wong hat ihren Printmaking-Workshop in Form eines „Workshops to go“ angeboten. Das Künstlerkollektiv irrlicht errichtete über drei der Bahnbögen eine interaktive Licht-Installation, die noch bis zum 30. Mai zu betrachten ist. Aktuell gastiert in zwei der Bahnbögen das Photoszene United Festival mit zwei fotografischen Präsentationen zum Thema „Braucht der Klimawandel neue Bilder?“.

Die Interdisziplinarität des künstlerischen Programmes – angewandt, bildend und darstellend – unterstreicht die Botschaft des CityLeaks Urban Art Festivals: Dieses möchte durch urbane Kunst, welche sich als temporäre, ortsspezifische und transgressive Kunst versteht, die Potentiale öffentlicher sowie leerstehender Räume offenlegen und durch verschiedene Nutzungsbeispiele in einen kreativen und konstruktiven Diskurs hierzu treten.

Zentralen Bestandteil des partizipativen Festivalprogramms bilden die drei Werkstattmodule. Sie dienen als Produktionsorte und Mittel zur Umsetzung künstlerischer Projekte. Hierzu gehören die mobile Werkstatt, eine mit allen wichtigen Werkzeugen ausgestattete Werkstatt auf vier Rädern, die 2017 durch das Berliner Design-Studio ON/ OFF gebaut wurde, das DIY Publishing Studio unter der Leitung von funk magazine für diverse Druckerzeugnisse und die Erstellung von Zines zu Festivalthemen sowie das vor kurzem eingeweihte Tactical Tool ALL YOUR BASE des Künstler-Duos CYLVESTER in Zusammenarbeit mit urbanana. Alle drei Werkstätten verstehen sich als Commons, sind also Gemeingüter, die allen Künstler*innen sowie der Nachbarschaft und Festivalbesucher* innen zur freien Verfügung stehen.

www.artrmx.com
www.cityleaks-festival.de