Seltene Wandkunstwerke an Schulbaustelle entdeckt - Gebäudewirtschaft legt am Ubierring monumentale Sgraffiti frei

kunstwerksichtungErfreuliche Entdeckung beim Umbau des ehemaligen Rautenstrauch-Joest-Museums am Ubierring in der Kölner Innenstadt: Nach der Demontage von Tuffsteinplatten an den Stellen in der Fassade, in die künftig Fenster eingesetzt werden sollen, ist die städtische Gebäudewirtschaft auf so genannte "Sgraffiti" des Künstlers Otto Helmut Gerster gestoßen. Bei Sgraffiti (Einzahl: Sgraffito) handelt es sich um künstlerische Dekorationen von Wandflächen durch eine historische Putz- und Kratztechnik.

Aktuell wird am Ubierring 45 das ehemalige Museumsgebäude für die Nutzung durch die Oberstufe der Integrierten Gesamtschule Innenstadt (IGIS) umgebaut. Die Schüler sollen dort vorübergehend einziehen, bis der IGIS-Schulneubau am benachbarten Severinswall fertiggestellt ist.

Sgraffiti sind Wandkunstwerke, bei denen verschiedenfarbige Putzschichten übereinandergelegt werden. Durch Abkratzen der oberen Schichten stößt man auf die andersfarbigen unteren Schichten, wodurch beispielsweise architektonische, figürliche oder ornamentale Dekorationen entstehen. Die Sgraffiti am Ubierring sind dreifarbig (gelblich, olivgrün und weiß). Die bisher aufgedeckten Bereiche sind ausgezeichnet erhalten, die Oberflächen sind weitgehend unbeschädigt.

Für das Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege handelt es sich um einen besonders erhaltenswerten Fund, wie die stellvertretende Amtsleiterin Dr. Marion Grams-Thieme ausführt:

Das ist ein sehr beeindruckender Fund. Es ist ein Glücksfall, dass die Sgraffiti in dieser Qualität und Vollständigkeit vorhanden sind. Von Otto H. Gerster gibt es nur noch wenige erhaltene Kunstwerke. Insofern sind die Darstellungen auch aus kunsthistorischer Sicht ein sehr wertvolles Dokument für das Schaffen des Künstlers.

Otto Helmut Gerster (1907-1982) schuf in den Jahren 1948 bis 1972 monumentale Wandarbeiten wie Wandmalereien, Sgraffiti, Mosaike und Glasfenster. Es gibt nach heutigem Kenntnisstand nur wenige erhaltene Sgraffiti von Gerster. Dieser Umstand macht die entdeckten Werke vom Ubierring neben ihrer künstlerischen Qualität und ihrem guten Zustand besonders bedeutsam. Sehr wichtig sind die Sgraffiti am Ubierring auch deshalb, weil der Künstler bekannt ist und es sich um Darstellungen handelt, die nie überstrichen wurden, was sonst häufig mit solchen Wandgestaltungen geschieht.

Das 1904 bis 1906 von Erwin Crones errichtete Rautenstrauch-Joest-Museum, dessen Haupttrakt im Zweiten Weltkrieg weitgehend intakt blieb, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweise als Spielstätte der Kammerspiele Köln genutzt. Dazu wurden 1948 unter anderem im ersten Obergeschoss des Mittelbaus eine Drehbühne eingebaut sowie zur Verdunkelung des Saals die sieben Fensteröffnungen verschlossen und an der Fassade von Gerster gestaltet.

Als die ersten verbauten Fenster im 1. Obergeschoss nun geöffnet wurden, kamen in der Fassade die Wandkunstwerke Gersters zum Vorschein. Die sieben Darstellungen dürften um 1967 mit den Tuffsteinplatten verkleidet worden sein, da in dem Jahr das Rautenstrauch-Joest-Museum am Ubierring 45 seine Wiedereröffnung feierte. Seit 2008 hat das Museum seine Heimat im Kulturzentrum am Neumarkt.

Die künstlerisch bearbeiteten Wandflächen zeigen auf die Kammerspiele bezogene Motive: drei figürliche Darstellungen mit Symbolgestalten aus dem klassischen Drama, dem Tanz und der Komödie direkt über den drei Eingangsportalen sowie die Theaterstilleben in den seitlichen Fensterpaaren daneben. Auf die Fassade aufgebracht wurden sie sehr wahrscheinlich unter der Mitwirkung Studierender von Gerster, der von 1947 bis 1972 als Professor der Klasse für Wandmalerei und figürliche Komposition an den Kölner Werkschulen (heute TH Köln, Fachbereich "Kunst und Design") in der Nachbarschaft tätig war.

Die Kunstwerke werden nun fachkundig und behutsam in engster Abstimmung mit der städtischen Denkmalpflege sowie dem Landschaftsverband Rheinland weiter untersucht. Gemeinsam soll bis Ende März 2020 im Zuge der derzeit laufenden Fassadeninstandsetzung ein Konzept erarbeitet werden, wie möglichst alle sieben Kunstwerke erhalten, freigelegt und restauriert werden können.

Auf den Zeitplan für den Beginn des Schulbetriebs für die Oberstufe der IGIS nach den Sommerferien 2020 haben die Funde keinen Einfluss. Der Gebäudeteil, an dem sich die Sgraffiti befinden, wird erst in einem zweiten Bauabschnitt bearbeitet, nachdem die Schule den größten Teil des Gebäudes in diesem Sommer bereits bezogen haben wird.

Fotos © LRP / Thomas Lehmkuhl
Quelle: Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Jürgen Müllenberg / https://www.stadt-koeln.de

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