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Mit „Aurum“ präsentiert Benjamin Burkard seinen ersten, rein in Gold gef assten Werkzyklus. Und bricht dabei virtuos mit gängigen Konnotationen und soziokulturellen Codices...
Hochbegehrt, mystisch und rar: Gold gehört zu den größten Faszinosien der menschlichen Kulturgeschichte. Und zu den orig inärsten Materialien in der Kunst: Die bislang ältesten, als Grabbeigaben e ntdeckten Goldartefakte datieren bis ins 5. Jahrtausend v. Chr. zurück – un d sind einmal mehr Beleg für die ungebrochene Relevanz, Beständigkeit und S chönheit, die das Edelmetall dank seiner warm-sattgelben Farbe und seiner s o schweren wie sinnlichen Haptik über alle anderen festen Elemente erhebt.< /p>
Mit „Aurum“ verweist Benjamin Burkard nicht nur auf die so illustre w ie martialische Sozialisationsgeschichte dieses (Roh)Stoffs, der gleichsam Eroberer und Despoten, Könige und Kirchenfürsten, Künstler und Despoten in seinen Bann zog, sondern wagt zugleich eine technisch wie ästhetisch gänzli ch neue Auslotung des Materials. „Es ist die Suche nach neuen Möglichkeiten , die mich als Künstler antreibt.“, sagt Benjamin Burkard. „Goldgrund und G old als punktuelles Dekorelement sind in der Malerei hinreichend belegt und etabliert. Aber wie malt man tatsächlich mit Blattgold? Wie verwandelt man das harte, extrem resistente und autarke Element zu händelbarer Materie, u m daraus ein völlig eigenständiges Substrat zu gewinnen?“
Die Umdeutu
ng von Begriffen und Symboliken...
Burkard unterwirft sich bei seinen
Experimenten zur Schöpfung einer neuartigen Gold- Colorationstechnik einem
geradezu alchemistischen Prozess – und agiert dabei als sprichwörtlicher An
ti-Alchemist. Denn er versucht explizit nicht Gold zu synthetisieren oder a
rtifiziell zu erschaffen; vielmehr nutzt er die echte, unverfälschte Subtan
z mitsamt ihrer Beschaffenheiten, um sie durch chemische Prozesse, physikal
ische Brechungen, Aufschichtungen und Ätzungen zu manipulieren und derart z
u zähmen, dass sie zu einem einerseits willfährigen wie andererseits einzig
artigen Utensil wird. Womit er auch en passant eine symbolische Umdeutung e
voziert. Er lässt das Element, das wie kein anderes für Begehren und Gier,
Reichtum und metaphorischen Glanz steht, zum reinen Arbeitsmaterial mutiere
n und kehrt damit den materiellen wie ideellen, den ökonomischen wie ökolog
ischen, den monetären wie künstlerischen Wert des Metalls wirkungsvoll um.
Was sich auch in der Motivik von „Aurum“ widerspiegelt.
Da kleidet de r 33-Jährige einen Panzer in Gold, umflort ihn mit zarten Blütenranken und führt damit die Kriegssymbolik ad absurdum – was sich auch im Bildtitel („D er Kompromiss“) niederschlägt. „Ich will neue Denkansätze und Wege aufzeige n, indem ich Objekte von ihrer eigentlichen Konnotation entkoppele.“, so de r Künstler. Im Zuge dieser Intention umhüllt er Insekten und Unkraut mit ei nem Goldmantel und abstrahiert ihre vermeintliche Nicht-Wertigkeit mit dem gezielten Aufwerfen eines Paradoxons: Wertet das Gold diese niederen Nature ntitäten nun auf - oder erfährt das kostbare Metall durch die Kontextualisi erung mit diesen banalen Lebensformen nicht vielmehr eine Abwertung?
Spinnt man diese Gedanken weiter, drängt sich die zentrale Frage auf, was n un „mehr wert“ ist: Das Lebewesen, sei es in seiner einfachsten Form? Oder das Metall, für das einst gemordet, entvölkert und ausgerottet wurde? Und v ielleicht heute in Zeiten von Hedgefonds, Währungsverfall und virtuellen Ge ldmärkten – obschon ungleich martialischer, dafür sinnbildlich - immer noch wird...?
Man darf Burkards Bildwelten durchaus als Gesellschaftskrit ik deuten; insbesondere, wenn er anonymisierte Menschengestalten in einem G oldschwall verschwinden oder sie gleichsam dürstend danach schöpfen lässt.< br />Dennoch ist nichts, wie es scheint. Denn jeder Kritik wohnt auch die A ufforderung zur Läuterung, zur Bildung einer neuen Sichtweise inne. Und so kann der bedrohliche Goldschwall auch als allegorische Horizonterweiterung gedeutet werden. Als Inspirationsquell und Ansporn zur Formierung eines neu en Wertesystems.
Vom Manierismus bis zu den Secessionisten...
St
ilistisch stellt Benjamin Burkards Werkzyklus eine Zitation verschiedener S
trömungen und Epochen dar; erinnern seine Stillleben um die goldgetränkten
Pusteblumen („Allergen“) in ihrer Hell-Dunkel Dramatik an die Manieristen u
nd niederländischen Meister des hier wörtlich umgesetzten „Goldenen Zeitalt
ers“, weisen andere Arbeiten Anleihen beim Symbolismus auf. Und Burkards To
ndo „Gottesanbeter“ in seiner fast phantasmagorischen Anmutung könnten glat
t den Rätselwelten von Hieronymus Bosch entsprungen sein.
In seiner R olle als Experimentator eifert Benjamin Burkard Gustav Klimt nach, der für die Werke seiner „Goldenen Periode“ ebenfalls das Potenzial des Materials a uszuschöpfen wusste und im Zuge seiner empirischen Studien Gold zum Hauptpr otagonisten so ikonischer Gemälde wie „Adele Bloch-Bauer“ und „Der Kuss“ er hob.
Mit „Aurum“ befreit sich Benjamin Burkard vom Sujet der Maschine nbilder, mit denen er 2017 bei 30works debütierte, und eröffnet einen neuen Dialog mit dem Betrachter. Was bleibt, ist die philosophische Tiefe seiner Bildwelten sowie das Spiel mit Konnotationen und Antithesen, das den Begri ff des „Aurum“ um jenen der „Aura“ erweitert. Und so Antinomien zu einem sc hlüssigen Ganzen verdichtet...
Benjamin Burkard lebt und arbeitet bei Landau/Rheinland Pfalz. Er absolvierte ein Kunstund Biologiestudium an der Universität Landau und gewann im Zuge seiner künstlerischen Tätigkeit zahl reiche Stipendiate und Preise, darunter den Heinrich-von- Zügel-Kunstförder preis (2015). Seine Arbeiten waren bereits im Museum Pfalzgalerie in Kaiser slautern ausgestellt sowie auf Messen wie der Art Karlsruhe und der Afforda ble Art Fair in Amsterdam zu sehen. Unlängst hatte er seine erste Einzelaus stellung in den USA, in der James Wright Gallery in Los Angeles. Sowohl öff entliche als auch private Sammlungen listen den 33-Jährigen in ihrem Portfo lio.
Die Laudatio auf den anwesenden Künstler wird die Kunst- und Kul turjournalistin Yorca Schmidt-Junker halten.
Benjamin Burkard – Aurum
@ 30works
Eröffnung: 28.09.2019, 19:30 Uhr
Ausstellung 28.09. bi
s 19.10.2019
Öffnungszeiten: Di - Sa 12-18 Uhr
Foto: Benjamin Bu rkard – Strahlemann (Ölgemälde auf Leinwand)
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