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2016 kamen sechs deutsch-iranische Künstler*innen in den Kunsträumen der Michael Horbach Stiftung zusammen, um die von Gérard A. Goodrow kuratierte n Ausstellung Berge begegnen sich nicht zu bestreiten. Der Titel der vielbe sprochenen Gruppenschau geht zurück auf ein altes persisches Sprichwort. Vi er Jahre später gibt es nun eine Wiederbegegnung. Und in der Zwischenzeit i st viel passiert – wichtige Ausstellungsbeteiligungen, Kataloge, Studienrei sen, Stipendien, öffentliche und private Aufträge und vieles mehr. In übert ragenen Sinne sind die Künstler*innen also selbst Berge geworden – sie sind reifer, haben sich in ihren jeweiligen Karrieren gefestigt und im Züge der politischen Veränderungen sowohl in Deutschland und Europa als auch im Ira n stehen sie heute für viel mehr als nur sich selbst. Und Berge begegnen si ch doch, könnte man behaupten.
Von Bildern und Zeichnungen über Objek ten und Installationen bis hin zur Fotokunst sind die unterschiedlichsten M edien vertreten. Zwischen 1971 und 1980 geboren, stehen die sechs Teilnehme r*innen – Mahssa Askari, Bahar Batvand, Gila Abutalebi, Linda Nadji, Reza N adji und Pari Moradi – stellvertretend für eine mittlere Generation europäi scher Gegenwartskünstler mit Migrationshintergründen. In einem geschickten Wechselspiel finden in ihren höchst differenzierten Werken Erinnerungen bzw . Erzählungen aus dem damaligen und heutigen Iran und die eigenen Erfahrung en und Erlebnissen in der neuen europäischen Heimat auf vielfältige Weise A usdruck. Dennoch lassen die Künstler*innen sich auf keinen Fall auf ihrer i ranischen Herkunft reduzieren und leisten einen wichtigen Beitrag zur Weite rentwicklung der aktuellen Kunstszenen in Köln, Deutschland, Europa und wei t darüber hinaus.
Mit ihren zarten Zeichnungen erweitert Pari Moradi (*1977 in Teheran, lebt und arbeitet in Köln und Mallorca) ihre Motivwelt u m ein Vielfaches. Nach einer längeren künstlerischen Auseinandersetzung mit Tonscherben greift sie nun auf unterschiedliche Einzelmotive: von Alltagso bjekten über Hochspannungsmasten bis hin zu Vögeln im Flug – jedes Bild ste ht für sich, doch zusammen bilden sie ein Bewusstseinsstrom, der vielfältig e Assoziationen zulässt.
Die Bilder von Mahssa Askari (*1980 in Khora mshahr, lebt und arbeitet in Düsseldorf) sind ebenfalls enigmatisch und wir ken oft nostalgisch oder muten wie Filmsequenzen an. Leicht verschleiert wi e die Erinnerung selbst erzählen sie mehrdeutige Geschichten – eine geschic kte Verflechtung von Traum und Wirklichkeit. So schlägt die Künstlerin selb st dem Betrachter vor: „Schließe deine Augen und stelle dir vor...“
Z wischen Traum und Wirklichkeit bewegt sich die erste Gemeinschaftsarbeit de r Geschwister Linda und Reza Nadji (*1972 in Teheran, lebt und arbeitet in Köln / *1978 in Teheran, lebt und arbeitet in Berlin und Los Angeles). Das Fotomaterial für die Installation stammt aus dem Archiv des Familienbetrieb s Fotostudio Nadji in Teheran, welches in den 1950er Jahren vom Vater und O nkeln der Künstler gegründet und 2015 schließlich aufgelöst wurde. Die ausg ewählten Bilder zeigen Aufnahmen von Hochzeitsfeiern und geben einen Einbli ck in das Leben der Teheraner Mittelschicht vor der Revolution 1979. In sei nen eigenen Fotos gibt Reza Nadji Einblicke in das heutige Teheran, so dass der historische Bogen nahezu 40 Jahre spannt – frei nach dem Motto „Es war einmal...“
Linda Nadjis Werk hingegen bewegt sich zwischen Formalism us und Narration. Fensterumschläge – häufig Träger von offiziellen Informat ionen von Behörden – dienen hierbei häufig als Bildgrund – oder zusammengen äht werden sie selbst zum Bild.
Die objekthaften Bilder von Bahar Bat vand (*1974 in Ahwaz, lebt und arbeitet in Düsseldorf) oszillieren ebenfall s zwischen Form und Inhalt, wobei der Arbeitsprozess eine herausragende Rol le spielt. Wicklungen von verschiedenfarbigen Faserstoffen und Drahtnetzen können als Metapher für die komplexen Verflechtungen des Lebens begriffen w erden. Hierbei bezieht sich die Künstlerin u.a. auf ein Zitat Charles Darwi ns: „Nichts im Leben ist beständiger als der Wandel.“
Und dass nichts schöner, aber auch komplizierter ist als die Sprache beweisen auch die Bil der des Polyglotts Gila Abutalebi (*1971 in Ried/ Österreich, lebt und arbe itet in Köln). Auch hier entsteht ein Spannungsfeld zwischen Form und Inhal t. Die scheinbar endlose Wiederholung einzelner lateinischer Buchstaben erg eben Muster, die an arabische Schiften erinnern. Hier wird eine andere Form des Lesens vom Betrachter abverlangt, denn statt Erzählungen bietet uns di e Künstlerin vielmehr Meditationsfelder für die eigenen Gedanken.
Kur atiert von Gérard Goodrow
Vernissage: 08. März 11 - 14 Uhr
Mi. und Fr.
15.30 – 18.30 Uhr, So. 11 – 14 Uhr, sowie nach Vereinbarung
Tel. +49
(0)221 2999 3378
www.michael-horbach-stiftung.de< /p>
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