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"Ubiermonument in neuem Licht" Ältester Steinbau nördlich der Alpen nach Sanierung wieder zugänglich

stadt Koeln LogoEines der bedeutendsten römischen Baudenkmäler in Köln, das Ubiermonument, kann wieder besichtigt werden. Dieser Turm an der Südostecke des römischen Köln, ältester Steinbau nördlich der Alpen, war 1965 beim Bau eines Privathauses entdeckt und mit einem Schutzbau versehen worden. Zwischen 2012 und 2015 hat die Stadt Köln das Ensemble umfassend saniert. Tafeln und Pläne im Vorraum erläutern nun Funktion und Bedeutung des Bauwerks. Dort aufgestellte römische Architekturteile veranschaulichen zudem Bauweisen im Imperium Romanum. Sanierung und Umgestaltung des Ubiermonuments hat die EU im Rahmen des Projektes Portico zur Aufwertung historischer Innenstädte wesentlich gefördert.

Die Neugestaltung wird mit einer Sonderöffnung am Samstag und Sonntag, 5. und 6. März 2016, von 11 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt gefeiert. Regelmäßig ist das Ubiermonument am KölnTag, dem ersten Donnerstag im Monat, geöffnet und der Eintritt an diesem Tag für Kölner kostenfrei. Über den Museumsdienst Köln können darüber hinaus Führungen gebucht werden.

Zur Wiedereröffnung erscheint ein 40-seitiges Begleitheft, das Bedeutung und Geschichte des verborgenen Turms darstellt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Römisch-Germanischen Museums und des Museumsdienstes berichten über den Turmbau in der Rheinaue, den Steintransport aus der Vulkaneifel, den Standort am Hafen – und vieles mehr. Das reich bebilderte Begleitheft ist dem jüngst verstorbenen Köln-Xantener Archäologen Gundolf Precht gewidmet.

Precht hat sich große Verdienste um die archäologische Bauforschung in Köln erworben. Nach der Promotion über das römische Praetorium in Köln war er in den 1960er und 70er Jahren maßgeblich an den Ausgrabungen auf der Süd- und Westseite des Kölner Doms beteiligt, die als "Rom am Dom" bekannt wurden. Ihm ist auch die sorgfältige Rekonstruktion des Pobliciusgrabdenkmals im Römisch-Germanischen Museum zu verdanken. Seine Ausgrabungen im spätrömischen Kastell Divitia (Deutz) und an der ehemaligen Benediktinerklosterkirche St. Heribert am selben Ort legten Grundlagen. Von 1973 bis 2002 leitete er als Landesbaudirektor den Archäologischen Park Xanten.

Wie kam das ‚Ubiermonument‘ ans Licht?

Archäologen des Römisch-Germanischen Museums waren 1965 bei Aushubarbeiten für einen Neubau an der Ecke Mühlenbach/Am Malzbüchel völlig überraschend auf ein schweres Quadermauerwerk gestoßen. Der damalige Museumsdirektor Otto Doppelfeld erkannte, dass es sich um einen Turm an der Südostecke der römischen Stadt handelte. Er zeigte jedoch eine völlig andere Bauweise als die gegen ihn gesetzte Stadtmauer: er bestand nicht aus kleinformatigen Steinen, sondern aus mächtigen Tuffsteinquadern. Das Bauwerk war über einem Pfahlrost errichtet; für das Holz ließ sich dendrochronologisch das Fälljahr 4 nach Christus ermitteln. Aus diesem Befund schloss Doppelfeld, das das Bauwerk deutlich vor dem Bau der steinernen Stadtmauer errichtet worden war, zu einer Zeit, als Köln noch als Oppidum Ubiorum bezeichnet wurde. Doppelfeld gab diesem Steinbau deshalb den Namen ‚Ubiermonument‘.

Der Turm stand an der Rheinfront des römischen Köln. Von Süden kommend war er am Rheinufer schon von Weitem sichtbar und markierte die Südostecke der Ubierstadt, die auf einem zehn Meter hohen Geländeplateau über dem Rhein lag. Ein "Zwilling" stand wahrscheinlich 880 Meter entfernt an der Nordost-Ecke der Stadt. Die beiden Türme hatten möglicherweise mehrere Funktionen: Orientierungspunkt, Wach- oder Leuchtturm. Auf jeden Fall sperrten sie mit ihren Landmauern das riesige Hafenareal ab und schlossen an den Befestigungsring der Stadt an.

Als Hafen der jungen Stadt Köln diente ein 60 Meter breiter Nebenarm des Rheins, vom Hauptstrom durch eine 1000 Meter lange und bis zu 200 Meter breite Insel getrennt. Ein- und Ausfahrt des Hafens markierten die beiden Türme, das Ubiermonument im Süden und sein "Zwilling" im Norden. Mit der Verlandung des Hafens und Einbeziehung in die Stadtmauer seit dem letzten Jahrzehnt des 1. Jahrhunderts nach Christus verlor das ursprünglich fast 20 Meter hohe Monument seine prägende Funktion im Stadtbild.

Das Ubiermonument steht unter Denkmalschutz, es wird vom Römisch-Germanischen Museum der Stadt Köln/Archäologische Bodendenkmalpflege betreut.

Quelle: Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Stefan Palm / http://www.stadt-koeln.de