FILMGESCHICHTEN: Spiel – Geld – Müßiggang ...noch bis Dezember 2016

CHAPEAU CLAQUE Ulrich Schamoni  Ziegler FilmIn Zeiten des kapitalistischen Diktats der Produktivität war und ist der Müßiggang Provokation und Rebellion, aber auch eine Einladung zur Entschleunigung und Entspannung des „erschöpften Selbst.“ Tatsächlich wird Arbeit in den ausgewählten Filmen missbilligend beobachtet, der Arbeiter dabei bemitleidet und sich über die eigene Arbeitslosigkeit gefreut. Glücklich ist, wer klug genug ist, der Arbeit aus dem Weg zu gehen. Das nötige Kleingeld zum Leben wird wiederum gerne von den Eltern erschnorrt oder vom Erbe der Eltern abgeknapst. So sind Müßiggängerfilme oft auch Filme, die von einer verlängerten Adoleszenz, vom Traum der ewigen, unbeschwerten Jugend erzählen. Eine große Gefahr für den Müßiggänger stellt dabei oft die Frau dar, will sie doch Entscheidungen, Strukturen, verlässliche Zusagen und einen Ernährer für Haus und Nachwuchs. So bleiben die Männer gerne unter sich, meiden das andere Geschlecht und belassen es bei Spielerei und Flirterei.

Eine Provokation sind Faulenzerfilme nicht nur inhaltlich, sondern auch formal. Statt mit Suspense, Wendepunkten und Entwicklungsgeschichten warten sie damit auf, dass auf normaler Spielfilmlänge einfach nichts passiert. Damit stellen sie die Erzählökonomie der überwiegend aktions- und entwicklungsbetonten westlichen Filmproduktionen in Frage und betonen gleichzeitig die Grundfähigkeit des Mediums Film, verstreichende Zeit schauen ihnen beim Nichtstun zu. Es wird vor allem verbal darüber sinniert, was man(n) alles tun könnte, die Filme sprühen vor Wortwitz und Gesprächigkeit, aber am Ende bleibt doch alles so, wie es war – und das ist vielleicht auch gut so, sind Faulenzerfilme doch vor allem eine Ode ans Leben: an den Genuss, an Spaß und Improvisation, an Philosophie und eine Umkehr der Verhältnisse.

Do, 25.08., 19:00 Uhr CHAPEAU CLAQUE
D 1974, 94’, 35mm, Regie: Ulrich Schamoni, mit Ulrich Schamoni, Anna Henkel, Wolfgang Neuss, Jürgen Barz.
Eine Villa im Grünen, ein Mann im Bademantel und eine zumeist nackte junge Frau. Mehr braucht es nicht für Ulrich Schamonis „fröhliche Beichte eines Faulenzers“. Eine Ode an den Müßiggang, deren Glorifizierung des Nichtstuns Schamoni Ärger und eine FSK-Freigabe ab 18 einbrachte. Einführung: Daniel Kothenschulte (Filmkritiker und –kurator)

Do, 08.09., 19:00 Uhr PERMANENT VACATION
USA 1980, 75’, 35mm, OmU, Regie: Jim Jarmusch, mit Chris Parker, John Lurie, Leila Gastil.
Der 16-jährige Allie lässt sich treiben im New York der frühen 1980er Jahre. Kein Job, keine Wohnung, keine Bindungen – ein „Tourist im Dauerurlaub“ und eine klare Absage an aktionsbetonte Mainstreamproduktionen von Independent-Ikone Jim Jarmusch.
Einführung: Prof. Dr. Lisa Gotto (ifs internationale filmschule köln)

Mi, 05.10., 19:00 Uhr FERRIS MACHT BLAU
USA 1986, 103’, 35mm, OF, Regie: John Hughes, mit Matthew Broderick, Alan Ruck, Mia Sara.
Anstatt die Schulbank zu drücken, streift Ferris mit seinem hypochondrischen Kumpel Cameron und seiner Liebsten Sloane durch Chicago. Ein Schulschwänzer wird zur Identifikationsfigur und stellt nebenbei Konformität und Leistungsdruck in Frage - ein Klassiker des Teeniefilms.
Einführung: Sven von Reden (Filmjournalist)

Do, 10.11., 19:00 Uhr THE BIG LEBOWSKI
USA 1998, 117’, 35mm, OmU, Regie: Joel und Ethan Coen, mit Jeff Bridges, John Goodman, Steve Buscemi, Julianne Moore.
Was passiert, wenn ein kiffender Pazifist und ein gestörter Vietnam-Veteran in einen Entführungskomplott geraten? "The bums will always lose!" - oh nein, nicht wenn „der Dude" mit im Spiel ist, der vermeintlich faulste Mann der Welt, dem am Ende aber irgendwie trotzdem alles gelingt. Also, just take it easy man, mehr Vorbild geht kaum.
Einführung: Prof. Dr. Lisa Gotto (ifs internationale filmschule köln)

Do, 08.12., 19:00 Uhr LA GRANDE BELLEZZA
I/F 2013, 141’, DCP, OmU, Regie: Paolo Sorrentino, Toni Servillo, Carlo Verdone, Sabrina Ferilli, Carlo Buccirosso.
Jep, dessen Leben aus berauschenden High-Society-Events und melancholischen Streifzügen durch Rom besteht, überkommen zu seinem 65. Geburtstag Zweifel. Zwischen Exzess und Morbidität zeigt Paolo Sorrentino virtuos Licht- und Schattenseiten des reichen Bohème-Lebens in der ewigen Stadt.
Einführung: Miriam Jakobs (Filmemacherin und Dozentin)

Eintritt:
6,50 / 5,50 EUR ermäßigt /// 8,50 / 7,50 EUR Stummfilm mit Klavierbegleitung
Karten nur an der Kinokasse

Filmforum im Museum Ludwig
Bischofsgartenstr 1
50667 Köln

www.filmforumnrw.de

Ein Programm des Filmforum NRW e.V.

Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln, die MedienStiftung Kultur und das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW
In Zusammenarbeit mit dem jfc Medienzentrum

Programm: Katharina Blum (Film- und Medienstiftung NRW), Marieke Steinhoff, Simone Stewens (ifs internationale filmschule köln), Joachim Steinigeweg, jfc Medienzentrum / KINOaktiv; Sebastian Loelgen (KölnMusik), Barbara Engelbach (Museum Ludwig); Andreas Füser (Stadt Köln), Andrea Hanke (WDR), Esther Rossenbach (Filmforum NRW)

Programmgestaltung und -koordination: Esther Rossenbach
Textredaktion: Marieke Steinhoff

Mitglieder des Filmforum NRW e.V. sind: Film- und Medienstiftung NRW, ifs internationale filmschule köln, KölnMusik, KINOaktiv, Museum Ludwig / Stadt Köln, Westdeutscher Rundfunk (WDR)

Foto: CHAPEAU CLAQUE / Ulrich Schamoni © Ziegler Film

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