Bericht über den Besuch im Nuupo-Refugeecamp

nup_refugeecamp_thailand_aussenvon Phillipp Kramer

Dankbar für die Einladung von Bernhard ins Flüchtlingslager Nuupo, aber natürlich auch mit gemischten Gefühlen trafen wir, Andrea und Philipp, uns mit Bernhard an der kleinen Bushaltestelle, wo die "Busse" Richtung Umpang losfahren.
Bernhard hatte uns schon im Vorfeld auf eine wenig erholsame Reise vorbereitet, aber ich glaube so krass haben wir es beide nicht erwartet: Den "Bus", besser Pick-Up mit zwei Sitzreihen teilten wir mit 25 Menschen, und auf der Rückfahrt sogar mit einem Huhn und drei Schweinen. 6-7 Stunden lang geht es über die Route 1090 mit dem Vertrauenserweckenden Namen "Death Highway" mit 1219 Kurven, von denen man bei der Enge auch jede einzelne spürt.
Wir könnten seitenlang schon über die Erlebnisse der Reise berichten, doch viel wichtiger sind die Erfahrungen, die wir im Camp gemacht haben:
Man hat schon ein mulmiges Gefühl, von Soldaten mit Maschinengewehren kontrolliert zu werden. Beruhigend, wenn man mit einem Mönch zusammen reist.
Auf den ersten Blick, von außen, waren wir überrascht wie hübsch das Lager eigentlich aussieht. Im Gegensatz zu den hässlichen Steingebäuden in den Thaistädten wie z.B. Mae Sot ist hier alles aus Naturmaterialien, hauptsächlich Bambus.
Doch je näher man kommt, wenn man durch die Gassen des Flüchtlingslagers geht, sieht man wie problematisch vor allem die hygienischen Verhältnisse sind. Dreckige, stehende Gewässer fördern Krankheiten und Moskitos, kaum richtige Toiletten, kein sauberes Wasser geschweige denn Leitungen - auch Philipp erwischte es nach dem Aufenthalt mit Durchfall und Fieber. Es fehlt an vielem hier.
moenche_in_schule_refugeecamp_thailandDoch wie freundlich wir empfangen wurden! Der Abt des Tempels Ashin Kesara und Freund von Bernhard empfing uns gleich am Tempeleingang - und zwar auf deutsch! Er hat sich selbst mit Kassetten und Büchern, und Bernhards Hilfe, recht beeindruckende Deutschkenntnisse angeeignet. Er und die anderen Mönche, und die anderen Menschen die wir trafen, ließen uns schnell unsere "gemischten Gefühle" vergessen. Ashin Kesara führte uns durch das Camp und am nächsten Tag durften wir einer Zeremonie beiwohnen, bei der 30 neue Mönche ordiniert wurden. Wir kamen mit vielen Leuten ins Gespräch, viele hier sprechen ein beachtliches Englisch. Einmal kam ein kleiner, vielleicht 12jähriger Mönch zu uns und fragte uns: "Hello, how are you?" Wir lächelten und gaben zurück: "We are fine, and you?" "Fine, thank you." Von Wortwechsel wie diesem mit den Thais gewohnt erwarteten wir dass die Englischkenntnisse des Novizen damit versiegt und das Gespräch beendet sein würde, doch weit gefehlt! Wie Bernhard uns bereits erzählt hatte, alle sind sehr wissbegierig und es folgten Fragen zu verschiedensten Themen in beinahe akzentfreiem Englisch.
So kamen wir mit vielen Menschen ins Gespräch. Vielleicht kann man es mit dem Blick von außen auf das Camp vergleichen. Der erste Eindruck von den Menschen hier ist so positiv, alle sind freundlich, interessiert, offen, und deshalb scheint es ihnen gut zu gehen. Doch hinter den Kulissen, wenn die Menschen ihre Geschichte erzählen, oder von ihren Zukunftsaussichten, sieht es anders aus.

Die Vergangenheit: Viele Flüchtlinge haben Monate von Flucht hinter sich, mussten mit ansehen wie ihre Dörfer zerstört wurden, Familienmitglieder getötet wurden, saßen im Gefängnis (und gegen die burmesischen Gefängnisse kann man das Bangkoker Gefängnis wahrscheinlich wirklich Bangkok Hilton nennen), oder, vielleicht noch schlimmer, waren selbst burmesische Soldaten und mussten anderen Menschen all das zufügen, ohne es zu wollen. Einen Mönch haben wir kennen gelernt, der 13 Jahre in der burmesischen Armee war, desertiert ist und dann mehrere Jahre in der Widerstandsarmee gekämpft hat. Wir haben zuvor noch nie einen Mönch weinen sehen.

Und die Zukunft: Ashin Kesara sagt: “Wir leben in einem Flüchtlingslager. Aber wir sind keine Flüchtlinge, weil uns niemand als solche anerkennt.” Sonst wären ja schon alle in einem Drittland aufgenommen worden. Wer nicht detailliert seine politische Verfolgung dokumentieren kann, hat schlechte Karten, irgendwo aufgenommen zu werden. Wir fragen uns, wie man das anstellen soll. Das hört sich so an wie als ob man am besten jedes Verbrechen das man begeht auf Video dokumentiert… Dass die Situation in Birma sich in nächster Zeit ändert, ist unwahrscheinlich. Die Militärjunta sitzt tief im Sessel, fast alle Revolutionäre mussten nach der Safran-Revolution 2007 fliehen, und seitdem interessiert sich auch irgendwie niemand mehr so wirklich für eine der heftigsten Diktaturen der Welt. Thailand hat gerade seine eigenen Probleme und wird ganz sicher nicht seine strenge Flüchtlingspolitik lockern. Auf was sollen die Menschen hoffen? Mehr Aufmerksamkeit von der Welt, denken wir, sodass auf irgendeine Weise öffentlicher Druck entsteht. Naja und einen klitzekleinen Beitrag wollen wir unter anderem mit diesem Bericht dazu leisten.

Es ist so ein riesiges Potential, dass hier verschwendet wird! Einen Mann lernten wir kennen, der Geschichte studiert hat und mal kurz einen 15minütigen Vortrag über deutsche Architektur hält. Statt zu forschen oder zu lehren lädt er in Nuupo Autobatterien auf, die einzige Energiequelle hier.
Oder ein anderer zeichnet die kreativsten Karikaturen, die wir seit langem gesehen haben. Seit 2 Jahren hat er die Erlaubnis, in die USA einzureisen. In er Zwischenzeit hat er geheiratet und einen Sohn bekommen, passiert in den Behörden ist nichts.
Und Ashin Kesara, der offensichtlich so sprachbegabt ist und über ein großes Wissen über Buddhismus und vielem mehr hat. Seine Geschichte kann man hier nachlesen:

Ashin Kesaras Geschichte

Es war sehr beeindruckend, all diese Menschen kennen zu lernen und wir hoffen sehr, dass die Zukunft bessere Zeiten für sie bereithält.

Wir sind sehr dankbar, dass Bernhard uns die Möglichkeit gegeben hat, einen Einblick in das Leben in dem Flüchtlingslager zu bekommen und hoffen, einen kleinen Beitrag dazu leisten zu können, auf verschiedene Weise, dass den Menschen dort eine Zukunft gegeben wird. Uns gefiel, was Bernhard beim Abschied sagte: "Keine großen Abschiede. Das ist erst der Anfang!"

Weitere Berichte: Flüchtlingen Hoffnung geben
 

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