Kölsch ist kölsch - Neue, untergegangene und unbekannte Kölschsorten in Köln

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koelsch_rallye_koeln Kölsch ist das wichtigste Wort in Köln. Nicht nur das man Kölsch sprechen und fühlen kann, sondern man kann es auch trinken. Schon seit 100 Jahren gibt es das von den Kölner heißgeliebte obergärige Bier unter dem Begriff Kölsch in der Rheinstadt zu trinken. Führer hieß Kölsch „Wieß“ und war getrübt.

Wie viele Kölschsorten es gibt, vermag kaum jemand zu sagen, da immer wieder neue kleinere Kölschsorten entstehen und auch wieder unbemerkt vom Markt verschwinden. Es ist von ca. 20 Kölschsorten die Rede. Die drei größten Sorten sind Reissdorf, Gaffel und Früh Kölsch.

Unter den untergegangenen Kölschsorten gibt es spektakuläre Namen wie das Winnetou Kölsch, das Hänneschen Kölsch, das Kontra Kölsch oder einfach das lecker! Kölsch, der ehemaligen Weissbräu Brauerei in der Südstadt. Diese Kölschsorten kennt kaum noch jemand, jedoch gibt es noch einige Namen, die dem Kölner noch im Ohr klingen. Da wären zum Beispiel das Agrippa Kölsch, welches  im REWE Markt gekauft werden konnte, das Augustus Kölsch oder das recht bekannte Germania Kölsch der ehemaligen Germania Brauerei, welche im Jahre 1904 gegründet wurde. Nach der Übernahme der Radeberger Gruppe wurde die Produktion im Jahre 2002 eingestellt. Viele untergegangenen Sorten gab es fast ausschließlich als Flaschenbier zu kaufen, wie beispielsweise das ehemalige Meister Kölsch. Ein Kölsch welches es nur knapp ein Jahr, von 2009 bis 2010,  auf dem heiß umkämpften Markt geschafft hat, war das „Obergärige Freischem“, gebraut in der ehemaligen Weissbräu Brauerei von dem Pächter des Sünner im Walfisch und dem Rotem Funk, Manni Freischem.

So sang- und klanglos wie einige Kölschsorten vom Markt verschwunden sind, umso spektakulärer erscheinen neue Sorten in Köln. Wie zum Beispiel das neue DuMont Kölsch der Sünner Brauerei aus Köln Kalk. Als die derzeitige Geschäftsführerin Astrid Schmitz-DuMont im letzten Jahr eine eigene Duftmarke unter dem Namen DuMont Kölsch setzen wollte, legte der Verlegersohn Konstantin Neven DuMont prompt Einspruch ein, mit Hilfe einer einstweiligen Verfügung. Er sah die Markenrechte des Zeitungshaus M. DuMont Schauberg (u.a. Kölner Stadtanzeiger, Express, etc.) gefährdet. Doch seit diesem Sommer  gibt es das Kölsch - serviert in einer trendigen Weißglasflasche - auf dem hart umkämpften Biermarkt zu kaufen.

Die kleine Sünner Brauerei ist es gewohnt Aufsehen zu erregen. Ein Raunen ging in  Kölschkreisen um, als vor einigen Jahren die Billigmarke Traugott Simon Kölsch in Köln auftauchte. Eine Kölsch welches in der Flasche verkauft wird und fast zwei Drittel billiger ist als alle führenden Premiummarken. Den Angaben auf der Flaschenrückseite zufolge wurde das helle Kölsch zunächst in der „Privatbrauerei Traugott Simon Kölsch gebraut. Und das war verwunderlich, hatten doch selbst alteingesessene Kölner noch nie etwas von dieser Brauerei gehört. Das rief sofort den Kölner Brauerei Verband auf den Plan, nicht nur, dass es diese Brauerei gar nicht gab, sondern mit seinem rot-weiß-goldenem Etikett und den drei Kronen sieht es dem Früh Kölsch zum verwechseln ähnlich. Der Krefelder Getränkemarktbesitzer „trinkgut“ musste tätig werden und alle Flaschen umetikettieren bei einer angedrohten Strafe von 10.000 Euro.

Die Ähnlichkeit mit dem Früh Kölsch ist sehr überraschend, wenn man weiß, dass die Sünner Brauerei, welches das Kölsch von Anfang an gebraut hat sehr eng mit Früh Kölsch in Verbindung steht. So ist nämlich die vor kurzem in den Ruhestand gegangene Brauereibesitzerein Ingrid Müller-Sünner mit dem Früh-Mitinhaber Hermann Müller verheiratet. Ausgeschlossen werden kann, dass das Ehepaar Müller im Vorfeld nicht miteinander über die neu geplante Marke gesprochen hat. Somit kann dieser Vorfall eingereiht werden in den berühmten Kölner Klüngel, der  vor allem in der Szene der Kölschbrauer bekannt ist, denkt man mal an die Gaffel Brüder Becker oder an den Streit der Päffgen Brüder.

Eine weitere neue Kölsch Marke ist das Böll Kölsch welches im Frühjahr 2010 auf den Markt kam. Das neue Kölsch, welches nicht nur als Hommage an den berühmten Kölner Heinrich Böll gelten soll, sondern auch für den Szenewirt Clemens, bekannt aus dem Luxor und dem Chlodwig-Eck. „Böll-Bier steht für die Freiheit des Denkens“ so Günter Zabel, der Wirt der Ubier-Schänke und Mitinhaber des Alcazar. Zusammen mit Heiner Taubert, Chef des Gasthauses zur Linde in der Südstadt, Grünen-Ratsherr Stefan Peil, Thomas Böll, der Neffe von Heinrich Böll und Brauer Dieter Ritter gründeten sie die „Böll GmbH & Co KG“. Erstmal wird das Kölsch in der bereits viel erwähnten Sünner Brauerei gebraut. „Geplant ist aber der Aufbau einer eigenen Brauerei“, sagt Zabel.

Man sieht, die Brauerei Sünner wird nicht müde in der Herstellung neuer kleiner Kölschsorten. Hier sei zum letzten Beweis noch das StattGarde Colonia Ahoj Kölsch zu erwähnen. Dieses Kölsch wurde in der letzten Karnevalssaison exklusiv für die Karnevalsgesellschaft „StattGarde Colonia Ahoj e.V. gebraut.

Die Liste der kleinen unbekannten Kölschsorten ist länger als man glaubt, ebenso die Liste der untergegangenen Kölschsorten. Jedoch ist eins so sicher in Köln wie das Amen in der Kirche. Man wechselt eher die Partei als die Kölschsorte und so ist fraglich, ob die vielen neuen Kölschsorten nicht irgendwann nur noch in unserer Erinnerung existieren.


Christine Schauerte M.A.
(Historikerin)

www.stadtgeschichten-koeln.de
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