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Piratenpartei-NRW - Erste Veranstaltung des Büros "Wirtschaft für Mülheim": Monologe statt Networking

piraten NRWAm 19.06.2013 lud das im April gegründete Büro "Wirtschaft für Mülheim" [1] Mülheimer Unternehmerinnen und Unternehmer zu einem ersten "Wirtschaftsdialog" auf das Carlswerk-Gelände in der Schanzentraße ein.

Trotz drückender Hitze fanden sich immerhin an die hundert Interessierte ein. Doch auf den versprochenen Dialog durfte man warten. Erst einmal gab es Vorträge.

Daniel Fielitz lobte als Vertreter der BEOS AG vollmundig Flair und Entwicklungsmöglichkeien des Veedels. Wen will es wundern. Ist die BEOS AG doch zuständig für Umbau und Vermietung des ehemaligen Carlswerks. [2]

Auch Ute Berg, Kölner Wirtschaftsdezernentin, fand fast ausschließlich lobende Worte, insbesondere für die Umsetzung des Programms Mülheim 2020. Dass gerade im Bereich lokale Ökonomie viele wirtschaftlich und sozial relevante Projekte nicht mehr realisiert werden, erwähnte sie leider mit keinem Wort.

Es folgten drei Mülheimer Erfolgsstorys.

Bernd Gemmel, Geschäftsführer der DWK Drahtwerk Köln GmbH, [3] stellte seinen auf dem Schanzengelände ansässigen Betrieb vor. Erst ganz am Ende seines begeisterten und sehr emotionalen Vortrags kam die Sprache darauf, dass wohl doch nicht alles Gold ist, was glänzt: Der Fachkräftemangel entwickle sich in den letzten Jahren zu einem immer größeren Problem.

Auch Canan Karadag, Geschäftsführer der Karadag Supermarkt GmbH, musste nach seinem kurzen und anschaulichen Vortrag über die Entwicklung seiner Firma vom ersten Geschäft in Mülheim bis hin zur Kette mit sieben Läden konstatieren, dass er Schwierigkeiten habe, Arbeitskräfte zu finden.

Jens Kurznack, Managing Partner der Wunderman GmbH [4], hat diese Probleme nicht. Sein Unternehmen gehört zu den Top-Kreativ-Agenturen der Welt. Da sind Flexibilität und Mobilität eine Selbstverständlichkeit. Seine rund hundert Mitarbeiter sind zum großen Teil der Arbeit nach Köln gefolgt. Allerdings musste er, wie er sagte, erst einmal gegen das schlechte Image von Mülheim ankämpfen, um ihnen den neuen Standort schmackhaft zu machen. Inzwischen seien jedoch alle begeistert von der Dynamik des Veedels.

Es folgte nun tatsächlich ein Dialog. Dieser fand jedoch nur zwischen der Moderatorin des Abends, den Referenten, sowie Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs und dem Leiter des Büros "Wirtschaft für Mülheim", Michael Rosenbaum statt. Erschreckend war hier die Aussage von Herrn Rosenbaum, dass das Büro selbstverständlich auch lokale Kleinunternehmer fördern und unterstützen wolle, sein Hauptaugenmerk aber Unternehmen wie der DWK gelte, da diese viele Arbeitsplätze in Mülheim schafften.

Babak Tubis, Direktkandidat der Piratenpartei für den Bezirk Leverkusen/Köln-Mülheim [5], gibt zu bedenken: "Für uns Mülheimer ist das keine Verbesserung unseres Veedels. Es droht eine Yuppisierung Mülheims auf Kosten der sozial Schwachen und derjenigen, die teils schon seit Jahrzehnten mit kleinen, aber vielfältigen Betrieben den Stadtteil prägen. Das ist das Gegenteil dessen, was durch Mülheim 2020 erreicht werden sollte."

Zum Abschluss durfte auch das Publikum noch Fragen stellen. Allerdings nicht viele. Bereits nach der dritten war mit Hinweis auf die hohen Temperaturen Schluss. Oder lag es vielleicht doch eher an den kritischen Nachfragen, in wie weit etwa Mülheimer Arbeitslose in den drei "Vorzeigebetrieben" Anstellung finden könnten, was denn nun mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Programm Mülheim 2020 sei oder weshalb aus der so häufig lobend erwähnten Keupstraße nur Ali Demir von der IG Keupstraße anwesend war?

Yvonne Plum, Vorstandsmitglied der Kölner Piraten und Mülheimer Unternehmerin, ist sich jedenfalls sicher: "Eine einfache Kennenlern-Veranstaltung für die Mülheimer Unternehmerinnen und Unternehmer hätte den einzelnen sicher mehr gebracht als eine solch hohle Stadtteil-Promotion. Das Büro "Wirtschaft für Mülheim" erklärt auf seiner Homepage zwar, für den Aufbau eines Vernetzungsangebotes zuständig zu sein, scheint den Begriff des Networking aber noch nicht verstanden zu haben."

[1] http://www.wirtschaft-muelheim2020.de/
[2] http://carlswerk.beos.net/
[3] http://dwk-koeln.de/dwk/
[4] http://www.wunderman.de/
[5] http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Blackwolf

Ansprechpartner zum Thema: Babak Tubis, Direktkandidat der Piratenpartei für den Bezirk Leverkusen/Köln-Mülheim, Team Mülheim im Arbeitskreis (AK) Kommunalpolitik Köln, blackwolf@piratenpartei-nrw.de, Mobil: +[49] l79 9243799

Fragen zum Thema und allgemeine Presseanfragen bitte an Yvonne Plum, yvonne.plum@piratenpartei-nrw.de (0152 58 10 62 95)