30 Jahre nach der Tiananmen-Protestbewegung: Wieviel Raum hat Chinas Gesellschaft heute?

290554 3x2 article220Das Mercator Institute for China Studies und die Bundeszentrale für politische Bildung erinnern am 3. Juni 2019 an die chinesische Demokratie- und Studentenbewegung im Sommer 1989 / Diskussion über die gesellschaftlichen Spielräume in China in Berlin

In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni 1989 ließ Chinas Regierung die politischen und sozialen Proteste rund um den Platz des Himmlischen Friedens in Peking mit einem Armeeeinsatz niederschlagen. Die blutige Nacht am Platz des Himmlischen Friedens war dabei sowohl Eskalation als auch Ende einer breiten Protest- und Demokratiebewegung im Frühsommer 1989. In Peking, Shanghai und weiteren Städten Chinas hatten im April und Mai 1989 Hundertausende Bürger gegen die Korruption des politischen Systems und für mehr politische und gesellschaftliche Freiheiten demonstriert. An die Ereignisse vom 4. Juni 1989 (chinesisch: liu si) darf heute in China nicht mehr erinnert werden. In den Schulen wird das Massaker nicht thematisiert. Zeitungen und das Fernsehen dürfen nicht darüber berichten, Demonstrationen oder Mahnwachen sind verboten. Und auch das Internet wird zensiert.

30 Jahre nach diesen Ereignissen erinnern die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und das Mer-cator Institute for China Studies (MERICS) im Rahmen der Abendveranstaltung "30 Jahre nach der Tiananmen-Protestbewegung: Wie viel Raum hat Chinas Gesellschaft heute" am 3. Juni 2019 im Berliner Auditorium Friedrichstraße an diese fast vergessene Bewegung für mehr Demokratie und Rechtstaatlichkeit. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Reihe "Checkpoint bpb - die Montagsgespräche" statt. Die Veranstalter bieten damit ein Forum für die aktuelle Debatte um den Aufstieg Chinas und unseren Umgang mit dem Land. Chinaexperten aus den USA und Deutschland interpretieren die Bedeutung des 4. Juni 1989 für die aktuellen Entwicklungen in China und stellen unterschiedliche Perspektiven und Bewertungen vor.

Professor Perry Link, Princeton University und Herausgeber der Tiananmen-Papers, lebte im Frühjahr 1989 in Peking. Für ihn ist die Niederschlagung der Proteste vom 4. Juni ein Wendepunkt in der Geschichte Chinas. "Die kommunistischen Führer, die sahen, dass ihre sozialistische Ideologie jetzt nutzlos war, setzten fortan auf ungezügeltes Geldverdienen, eine enge Form des Nationalismus und die Unterdrückung freien Denkens. Diese giftige Mischung hat China an den Rand eines Abgrunds gebracht."

Felix Lee, langjähriger China-Korrespondent der taz und von Zeit-Online, sagt: "Wohlstand statt Freiheit - 30 Jahre nach Tiananmen funktioniert diese Formel immer schlechter. China dürfte schon bald wieder vor einer Zäsur stehen".

Professorin Sandra Heep, Expertin für chinesische Wirtschaft an der Hochschule Bremen, sagt: "In den 30 Jahren nach den Tiananmen-Protesten hat China immense wirtschaftliche Erfolge erzielt. Heute aber wachsen mit der zunehmenden politischen Repression - nicht zuletzt für ausländische Unternehmen - auch die wirtschaftlichen Risiken."

Für Professor Daniel Leese, Sinologe und Historiker an der Universität Freiburg, wiederum markiert die Niederschlagung der Protestbewegung "[...] das Ende des moralischen Anspruchs der Kommunistischen Partei Chinas, das Land auf Basis breiter öffentlicher Zustimmung zu regieren. Sie führte zu einer Erosion gesellschaftlichen Vertrauens und politischer Ideale."

Weitere Infos unter: https://www.merics.org/de/events

Quelle: www.bpb.de
Foto: Peking, 5. Juni 1989: Ein chinesischer Bürger stellt sich vor die Panzer im Zentrum Pekings. (© Bettmann via getty images)

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