Waldorf-Eltern: Studie räumt mit Vorurteilen auf - Alanus Hochschule bringt erste repräsentative Befragung von Waldorf-Eltern heraus

coverWas für Menschen sind Waldorf-Eltern und welche Werte vertreten sie? Sind sie wirklich so elitär und finanziell besser situiert als der Rest der Gesellschaft, wie es in bildungspolitischen Debatten um Freie Schulen oft behauptet wird? Die nun im Beltz-Verlag veröffentlichte Studie „Waldorf-Eltern in Deutschland“ von Steffen Koolmann, Lars Petersen und Petra Ehrler von der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn setzt solchen Vorurteilen erstmals eine repräsentative Untersuchung der Eltern von Waldorfschülern entgegen.

Engagierte Eltern sind eine tragende Säule von Waldorfschulen: Sie gründen und verwalten die Schulen und zahlen außerdem für die Bildung ihrer Kinder. Genug Gründe, um diese Gruppe unter die Lupe zu nehmen: Etwa 3500 Elternteile von 117 Waldorfschulen gaben bundesweit per Fragebogen Auskunft über ihre sozioökonomischen Verhältnisse sowie über Werte, Motive, Einstellungen und zukünftige Herausforderungen der Waldorfschule. „Diese Studie leistet einen Beitrag zur aktuellen Forschung und beendet ein Defizit, denn das Betrachten der Eltern als Bildungsakteure wurde bisher weitgehend vernachlässigt“, sagt Petra Ehrler, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Alanus Hochschule. Die Studie liefert nicht nur wichtige Erkenntnisse für allgemeine Trends in der Waldorf-Elternschaft, sondern mit einem speziellen Auswertungstool können die teilgenommenen Schulen ihre schulspezifischen Ergebnisse ermitteln und daraus Strategien für die Zukunft entwickeln.
„Diese Studie ist nicht nur wichtig, um herauszufinden, wer diese Menschen eigentlich sind, die ihre Kinder zu uns schicken. Sie bietet darüber hinaus die einmalige Chance, mit den Ergebnissen den zukünftigen Herausforderungen der Waldorfschule zu begegnen und die Fragen zur Qualität voranzutreiben“, sagt Thomas Lutze-Rodenbusch, Vorstandsmitglied des Bundes der Freien Waldorfschulen, der die Studie in Auftrag gegeben hat.

Keine Besserverdiener

Waldorf-Eltern verdienen nicht besser. Die Studie entwirft ein sozioökonomisches Profil der Waldorf-Elternschaft und gelangt zu dem Ergebnis, dass ihre Einkommenssituation verglichen mit dem Bundesdurchschnitt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nicht auffällig anders ist. Waldorf-Eltern sind hingegen überdurchschnittlich gut ausgebildet. Der höhere Bildungsabschluss führt aber nicht zu mehr Einkommen, weswegen die Autoren der Studie das Fazit ziehen: „Vermutlich ist ihnen eine sie erfüllende berufliche Tätigkeit wichtiger als ein hohes Einkommen“. Dass Waldorf-Eltern sich häufiger in der Gesellschaft ehrenamtlich engagieren als der Bundesdurchschnitt, spricht dafür, dass ihnen sinnstiftende Tätigkeiten mehr bedeuten als die Höhe der finanziellen Entlohnung.

Waldorf-Eltern: Eine Typologie

Waldorf-Eltern sind nicht gleich Waldorf-Eltern. Dass die Elternschaft heterogen ist, ist eine weitere zentrale Erkenntnis der Studie. Lars Petersen, Professor für Produktions- und Dienstleistungsmanagement am Fachbereich Wirtschaft der Alanus Hochschule, formuliert eine Typologie mit fünf Typen: die „Konservativen“, die „Zurückhaltenden“, die „Überzeugten“, die „Begeisterten“ und die „Fordernden“. Diese unterscheiden sich je nach Betonung unterschiedlicher Werte – Während den „Konservativen“ Macht, Sicherheit, Leistung und Tradition wichtig sind – sie heben sich sogar deutlich ab von Eltern von Schülern auf staatlichen Schulen – betonen die „Überzeugten“ vor allem Werte wie Selbstbestimmung, Universalismus und Benevolenz. Die Überzeugten sind die ehrenamtlich aktivsten und diejenigen, die der Anthroposophie am nächsten stehen. Außerdem „fordern sie auch eine stärkere Betonung von Persönlichkeitsbildung“ sowie von „gesellschaftlich relevanten Themen im Unterricht“, wie es in der Studie heißt.

Herausforderungen der Zukunft

Kritik und Handlungsbedarf sehen die Eltern vor allem bei den Finanzen. Sie prangern Misswirtschaft an und fürchten immer geringere Schülerzahlen. Als Schulen in freier Trägerschaft sind sie auf Spenden und Zuschüsse angewiesen. Eine besondere Stärke von Waldorfschule aus Elternsicht sind die Atmosphäre und das Miteinander sowie der ganzheitliche Unterricht, in dem angstfreies Lernen möglich ist. Eine Aufgabe für die Zukunft: diese Stärken ausbauen und über Schwächen offen mit den Eltern sprechen, so die Autoren.
Die Studie wurde gefördert durch die Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen und die Software AG-Stiftung.

Die Studie:
Waldorf-Eltern in Deutschland
Status, Motive, Einstellungen, Zukunftsideen
Herausgegeben von Steffen Koolmann / Lars Petersen / Petra Ehrler
Beltz Verlag, Weinheim
ISBN:978-3-7799-3761-6

Quelle Foto: https://www.beltz.de
Quelle Text: www.alanus.edu

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Kunst und Kultur in Köln

Pauline Hafsia M'barek wird Artist in


museum ludwigFür die nächste Ausgabe des Artist Meets Archive-Programms laden die Internationale Photoszene Köln und die am Projekt beteiligten Institutionen insgesamt fünf Künstler:innen aus Deutschland, Griechenland, Hongkong, Polen und Spanien nach Köln ein...


weiterlesen...

Erfolgreiche Premiere der gamescom LAN


gamescom hertingÜber 1.700 Besuchende vor Ort +++ 834 gestreamte Stunden vor Ort +++ Fast 1,6 Millionen geschaute Stunden der Streams +++ Über 300 registrierte B2B-Kontakte

Die Premiere der gamescom LAN presented by KoRo war ein voller Erfolg, wie die Veranstal...


weiterlesen...

23.03.-11.08.2023 Roni Horn: Give me


roni hornGive Me Paradox or Give Me Death ist eine umfangreiche Einzelausstellung der einflussreichen US-amerikanischen Künstlerin Roni Horn mit über einhundert Werken, die von den Anfängen ihrer künstlerischen Tätigkeit bis heute reichen.

Thematische Schw...


weiterlesen...

Erfolgreiche Nachwuchsbörsianer setzen


Gruppenbild Siegerehrung Börsenspiel 11.3.2024 Foto KSKKreissparkasse Köln zeichnet die erfolgreichsten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 41. Online-Börsenspiels aus

Köln, den 11. März 2024 - Die Kreissparkasse Köln zeichnet die Gewinnerinnen und Gewinner des 41. Online-Börsenspiels aus, die sich im ...


weiterlesen...

Vom Krankenbett aus Unterricht in der


Spende Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße Thomas Gemein   Dr. Meinolf Siepermann  Thomas Deloy Foto Gaffel honorarfreiKöln, 26. März 2024 – Im Krankenhaus liegen und dennoch am Unterricht aktiv teilnehmen? Das ist durch sogenannte Avatare möglich. Die roboterähnlichen Computer stehen in der Schule auf dem Platz der abwesenden kleinen und jugendlichen Patienten. D...


weiterlesen...

Dancehall-Legende und Grammy-Gewinner


summerjam 2024Der "King of Dancehall" gibt sich die Ehre: Beenie Man zählt seit Jahrzehnten zu den legendärsten Dancehall-Artists. 2023 erschien zuletzt sein Album "Simma", das sich einreiht in zahlreiche, weltweit bekannte Hits. Vor allem hat sich der Jamaikan...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.