Iyeoka "Say Yes Evolved"

leyokaPoetry Slam und Rap Battle, Gesang, Songwriting und gelegentliche Trommeleinlagen. Iyeoka (sprich: Iiyo- kah) sucht auf vielen Feldern den künstlerischen Ausdruck, im Kern bleibt sie jedoch stets eine Geschichtenerzählerin und Dichterin. "Mein Ziel ist ganz einfach", sagt die US-Amerikanerin, "ich möchte die Welt bewegen, mit einem Gedicht nach dem anderen." Auf dem jüngsten Album "Say Yes Evolved" gelingt ihr das ganz bezaubernd. In vertonten Poemen eröffnet uns Iyeoka Ivie Okoawo, so der vollständige Name, hier die Sicht einer starken, selbstbewussten Frau auf die Welt. Sie erzählt von Paarbeziehungen und der Liebe im 21. Jahrhundert, philosophiert klug über den alltäglichen Kampf genannt Leben, macht sich Gedanken übers Frausein im Zeitalter des Postfeminismus und schürft sehr persönlich nach ihren afrikanischen Wurzeln.

Musikalisch versucht sich die Künstlerin gekonnt an den unterschiedlichsten Stilarten. Sie hat Electronic Soul ("Breakdown Mode") und technifizierten R'n'B ("Broken Hearts Anthem (Walk Away)") im Repertoire, kann's heftig groovend und tanzanregend ("The Yellow Brick Road Song"), macht bei Jazzigem ("Happily Ever After"), sachtem Rock ("Say Yes"), Pop ("Soundtrack To Life") sowie Reggae ("Testify") eine gute Figur und glänzt mit samtweich-eleganter Balladenkunst in der Nachfolge von Sadé ("This Time Around", "Simply Falling"). Eine echte Alleskönnerin, diese Frau!

In ihrer US-Heimat erschien die Urfassung der abwechslungsreichen Songsammlung unter dem Titel "Say Yes" bereits im November 2010 und war von Anfang an als so genanntes "evolving album" angelegt. Das neuartige Konzept besagt, dass alle Käufer kostenlosen Zugang zu weiterem Audiomaterial erhalten, wenn das Album weiterentwickelt wird. "Work in progress" mal ganz modern gedacht. Von anfangs elf Tracks ist das Album inzwischen auf dreizehn angewachsen, und in dieser Form wird es unter dem angepassten Titel "Say Yes Evolved" nun erstmals regulär in unseren Breitengraden veröffentlicht. Iyeoka erblickte als Tochter nigerianischer Eltern in Boston, Massachusetts das Licht der Welt. Nach dem Schulabschluss studierte sie Pharmazie an der Northeastern University und arbeitete anschließend rund zehn Jahre lang als Apothekerin. Nebenher verfolgte sie auch damals schon künstlerische Interessen, doch erst um 2003 herum wurde daraus mehr als eine Freizeitbeschäftigung. Zu jener Zeit fragte sich Iyeoka, ob sie wirklich ihr ganzes Leben lang als Apothekerin hinter der Ladentheke stehen möchte, und schon bald hatte ihre bis dahin nicht wirklich gestillte Leidenschaft für Poesie die unüberhörbare Antwort gegeben. Für die gottesgläubige Künstlerin ist das Verfassen wortgewaltiger Verse seither eine beinahe religiöse Erfahrung, es fühlt sich so an, "als ob mir jemand da oben beim Schreiben helfen würde" (OTon). Um diese Erfahrung zu intensivieren, gab sie die Pharmazie vollständig auf, besuchte als Spoken Word Artist fortan regelmäßig Poetry Slams und ging von dort schon nach kurzer Zeit mit so manchem renommierten Preis nach Hause. Bei gemeinsamen Auftritten mit Chuck D von Public Enemy, Musiq Soulchild, Vivian Green, Gil Scott-Heron, Sonia Sanchez (Aktivistin des Black Arts Movement) und dem kürzlich verstorbenen Schriftsteller Amiri Baraka konnte ihre Performance Poetry ebenfalls mühelos bestehen.

Stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen, eroberte Iyeoka in den letzten Jahren auch noch alle möglichen Formen der Klangkunst für sich. Zunächst gründete sie die Band The Rock By Funk Tribe, die es ihr erlaubte, mal gesprochene, mal gesungene Gedichte mit Elementen aus Jazz, Funk, Blues und Gospel zu verweben. 2004 gab sie ihr Solodebüt "Black And Blues" heraus, 2008 folgten "Hum The Bass Line" und die Liveaufnahme "Live @ KTUH Honolulu". Im selben Jahr coverte sie den U2-Hit "Desire" für die CD-Hommage "In The Name Of Love: Africa Celebrates U2", an der neben ihr auch Angelique Kidjo, Les Nubians und Vieux Farka Touré beteiligt waren. 2009 beschloss Iyeoka dann, ihren Stil von "poem songs" mehr in Richtung traditionelles, melodiebetontes Songwriting zu verlagern. Mithilfe von Produzent David Franz veröffentlichte sie die EPs "This Time Around" und "Run Into The Rain" als erste Testballons, auf "Say Yes" stand das neue Format dann in voller Blüte und bescherte ihr in Amerika den Durchbruch im großen Stil. Der ausgekoppelte "Yellow Brick Road Song" kam in einer Episode der HBO-Fernsehserie "How To Make It In America" zum Einsatz, 2011 wurde er gar als Kennmusik der auch bei uns erfolgreichen Serie "Fairly Legal" ausgewählt. Gleichzeitig entwickelte sich das offizielle Video zu "Simply Falling" zum Klick-Phänomen auf YouTube, mittlerweile hat es die Marke von sagenhaften 18 Millionen Views überschritten!

Mit ihrer positiven Ausstrahlung verbreitet die Künstlerin von der US-Ostküste eine Botschaft der Lebensfreude und Zuversicht. Iyeoka, deren Name in der nigerianischen Esan-Sprache übrigens "Respektiert mich" bedeutet, ist davon überzeugt, dass eine Heilung von unseren Zivilisationsleiden möglich ist, wenn man ganz bewusst die Kraft des Augenblicks nutzt. In einem Interview wies sie unlängst darauf hin, dass sich ihre Ziele auch nach der Aufgabe des Apothekerberufs eigentlich nicht grundlegend geändert hätten. Nur dass es ihr früher eben darum gegangen sei, ihren Mitmenschen mit pharmazeutischen Mitteln eine Linderung körperlicher Beschwerden zu verschaffen, und heute strebe sie eine Linderung seelischer Schmerzen mithilfe von Musik an. Der Vorteil ihrer Healing Music besteht freilich darin, dass man sie rezeptfrei erhält und darüber hinaus auch keine unerwünschten Nebenwirkungen befürchten muss …

Tourdaten:
04.11.2014 Bremen – Schlachthof – 20:00 Uhr
06.11.2014 Hamburg – Nochtspeicher – 20:00 Uhr
07.11.2014 Hannover – Pavillon – 20:00 Uhr
08.11.2014 Innsbruck – Treibhaus – 21:00 Uhr
09.11.2014 Innsbruck – Treibhaus – 20:15 Uhr
12.11.2014 Berlin – Yaam
13.11.2014 Leverkusen –Jazztage – 19:00 Uhr

Iyeoka –"Say Yes Evolved" / VÖ: 21.03.2014
Underground Sun [LC:33301] / im Vertriebbeiedel Kultur

Quelle: www.qrious.de

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