WWF: Untersuchung der UN offenbart massiven Missbrauch; heftige Kritik an WWF-Vorzeigeprojekt

baka frau10. Februar 2020 - Ein WWF-Projekt in der Republik Kongo ist für Misshandlungen und Rechtsverletzungen in schockierendem Ausmaß verantwortlich, belegt eine vernichtende neue Untersuchung der Vereinten Nationen.

Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) untersuchte das umstrittene Vorhaben zur Umwandlung des Gebietes Messok Dja in einen Nationalpark, nachdem Survival International 2018 eine Beschwerde eingereicht hatte. Der Zeitung The Guardian liegt nun eine Kopie der vorläufigen Ergebnisse der Untersuchung vor.

Dies ist das erste Mal, dass die UN ein WWF-Projekt untersucht hat. Die Schlussfolgerungen sind vernichtend:

- Bewaffnete Ranger, die vom WWF unterstützt werden, schlagen und misshandeln regelmäßig Angehörige der Baka, die in Messok Dja leben.

- Das Projekt hat bei den Baka „Trauma und Leid“ verursacht.

- Das UNDP, einer der Geldgeber des Projekts, hat seine eigenen Standards verletzt, indem es das Projekt ohne die Zustimmung der Baka unterstützt hat. Das UNDP hat sich nicht die Mühe gemacht, die Zustimmung der Baka einzuholen, weil es einfach davon ausging, dass ein „Naturschutzprojekt“ für die Baka vorteilhaft wäre.

- Der Erfolg des Projektes wird anhand von „quantitativen Indikatoren" gemessen, etwa die Anzahl der Anti-Wilderer-Patrouillen und die Zahl der Verhaftungen. Es überrascht daher nicht, dass viele unschuldige Baka verhaftet und inhaftiert wurden. Im Bericht heißt es, dass die Ranger „die einfachsten Ziele“ bestrafen.

- Das Projekt wurde ohne die Zustimmung der Baka durchgeführt, was gegen internationales Recht und gegen die Standards des WWF verstößt.

- Obwohl der WWF den Geldgebern mitteilte, dass er sich seit 2017 in einem „Konsultationsprozess“ befinde, hat der WWF „ein begrenztes Verständnis für das Konzept der Umsetzung [der Zustimmung]. Die Information der Gemeinden, dass ein Nationalpark eingerichtet wird, greift diesem Recht [die Zustimmung zu verweigern] vor.“

- Der WWF behauptete, dass die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen nur „isolierte Vorfälle“ seien.

- Das Projekt hatte keine Auswirkungen auf die „Zerschlagung der kriminellen Netzwerke hinter dem illegalen Handel mit Wildtieren“.

Die Untersuchung förderte höchst vernichtende Aussagen zutage: „Die Schläge betreffen Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen. Andere Berichte beschreiben Wildhüter, die eine Waffe auf einen Baka richten, um ihn zu zwingen, einen anderen Baka zu schlagen. Andere beziehen sich darauf, dass die Ranger den Baka die Macheten wegnahmen und sie dann mit diesen Macheten schlugen. Es gibt Berichte über Ranger, die Baka-Frauen zwingen, sich auszuziehen und ‚wie nackte Kinder‘ zu verhalten. Es gab eine spürbare kulturelle Abneigung der Frauen, über diese Vorfälle zu sprechen, außer zu sagen, dass es sich um beschämende ‚Erniedrigungen‘ handelte“.

Der Direktor von Survival International Stephen Corry sagte: „Dies ist eine vernichtende Anklage. Sie sollte das Ende des WWF-Modells von ‚Festungs-Naturschutz‘ bedeuten, das in ganz Afrika so viel Schaden für Mensch und Umwelt verursacht hat.“

„Millionen wurden bereits für das geplante Schutzgebiet ausgegeben, ein Großteil davon kam von Holz-, Palmöl- und Tourismusunternehmen sowie von Naturschutzorganisationen. Sie arbeiten zusammen, um den Baka ihr Land zu stehlen. Es wurden Ranger eingesetzt, die die lokalen Baka seit Jahren terrorisieren.“

„Alle relevanten UN-Standards und Rechtsvorschriften bezüglich der Achtung indigener Völker und der Menschenrechte wurden von Anfang an ignoriert, da man der Meinung war, dass ein Naturschutzprojekt irgendwie darüber steht.“

„All dies geschah, weil es viel einfacher war, unschuldige Baka-Männer, Frauen und Kinder ins Visier zu nehmen, als die kriminellen Netzwerke anzugehen, zu denen auch lokale Beamte und Regierungspersonal gehören. Keine dieser Rechtsverletzungen schien die geringste Auswirkung auf die Bekämpfung von Wilderei zu haben.“

„Vor dreißig Jahren sagten wir dem WWF, dass seine Projekte im Kongobecken Gefahr laufen, die lokale indigene Bevölkerung ihres Landes und ihrer Selbstversorgung zu berauben und sie in die Armut zu treiben. Wir wiederholten diese Warnung immer wieder, aber sie traf auf taube Ohren. Der WWF ist in einen Landdiebstahl und gravierende Menschenrechtsverletzungen verwickelt – im großen Stil.“

Survival setzt sich führend gegen Menschrechtsverletzungen im Namen des Naturschutzes ein. Wir fordern einen neuen Ansatz im Naturschutz, der indigene Völker in den Mittelpunkt stellt. Ein neuer Ansatz ist das Beste für indigene Völker, für die Natur und für die ganze Menschheit. Mehr dazu >>

Quelle: https://www.survivalinternational.de/
Foto: Eine Baka-Frau, deren Mann von Rangern in Messok Dja verhaftet und dann wegen falscher Wilderei-Anschuldigungen inhaftiert wurde. Im Gefängnis wurde er von anderen Gefangenen brutal angegriffen und starb kurz nach seiner Entlassung. © Survival International

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku in Köln

Gaffel gibt dem Hänneschen-Theater eine


Mareike Marx Stimme für Köln Biereckel Abdruck honorarfreiKöln, 2. Maril 2024 – Das Hänneschen-Theater feiert ein kölsches Jubiläum. Vor 222 Jahren wurde die älteste Mundart-Puppenspielbühne im deutschsprachigen Raum gegründet. Seit Generationen ist das Haus nicht nur eine kulturelle Institution, sondern...


weiterlesen...

ANGA COM 2024: Jetzt anmelden für nur


  • csm ANGA COM 2024 9f5665d3deKongressmesse für Breitband, Fernsehen & Online vom 14. bis 16. Mai 2024 in Köln
  • Jetzt online: Programm der Innovation Stage in Halle 7 mit freiem Zugang für alle Besucher
  • Panels von Accenture, Egon Zehnder und des VATM für alle Messebesucher zugä...

  • weiterlesen...

    05. - 27.04.2024 enclosed space


    Einladungskarte Bild Kai RichterUnter dem Label enclosed space präsentieren die ausstellenden Künstler*innen sowie weitere Kolleg*innen in unregelmäßigen Abständen und in wechselnden Zusammensetzungen Ihre Arbeiten.
    Sie alle vereint Ihre (Vor-)Liebe für den umschlossenen Raum, ...


    weiterlesen...

    Dein Köln, Deine Zukunft: Das


    stadt Koeln LogoStart-ups präsentieren ihre Innovationen auf der SmartCity Cologne Konferenz 2024

    Wie sieht das klimaneutrale Veedel von morgen aus? Welche innovativen Ideen können dazu beitragen, die CO2-Emissionen im Quartier zu verringern? Welche konkreten Lös...


    weiterlesen...

    17.05.2024 Frau Wu und Andere Im Fort


    IMG 20240311 WA0000Am 17. Mai wird in einem Kölner Fort, dem Fort Paul der Südstadt, gelegen im Volksgarten, eine Gruppenausstellung zu sehen sein, deren besonderes Juwel eine chinesische Künstlerin ist, die vorwiegend mit Wasser arbeitet. Gemeint ist Jiaying Wu, au...


    weiterlesen...

    Förderung der Ganztagsbildung: Neues


    TH KölnMit „Mein Bildungsraum" stellt die Bundesregierung eine digitale Infrastruktur, um bestehende Bildungsangebote miteinander zu vernetzen. In dem gemeinsamen Projekt KUCOBINA erstellen der Seitenstark e.V. und das Institut für Medienforschung und Me...


    weiterlesen...
    @2022 lebeART / MC-proMedia
    toTop

    Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.