Tobias Christ vom Kölner Stadtanzeiger über die Graf-Adolf-Straße
500 Meter Verlässlichkeit
Von Tobias Christ, 26.10.10, 09:53h, aktualisiert 26.10.10, 13:25h
Die Mülheimer Graf-Adolf-Straße verändert sich anscheinend niemals: Sie verabscheut Neuerungen genauso wie viele ihrer Bewohner. Hier im grünen Platanen-Paradies ist Hektik ein Fremdwort geblieben.
70 Platanen prägen das Bild der Mülheimer Graf-Adolf-Straße. (Bild: Grönert) 70 Platanen prägen das Bild der Mülheimer Graf-Adolf-Straße. (Bild: Grönert)Mülheim - Nichts. Es passiert nichts. Seit ich vor acht Jahren in die Graf-Adolf-Straße gezogen bin, hat sich dieses Stück Mülheim kaum verändert. Ich sitze im dritten Stock „meines“ Mietshauses und schaue ins welkende Blattwerk der hohen Platanen. So ist es Jahr für Jahr: Die Blätter kommen, die Blätter gehen. Die Graf-Adolf-Straße bleibt die alte. Ein halber Kilometer Verlässlichkeit südöstlich des Wiener Platzes, jenem wüstengleichen Zentrum Mülheims, das so wenig gemein hat mit meiner kleinen grünen Straße.
Ein Stück Heimat
Aber bin nicht auch ich verlässlich und solide geworden in letzter Zeit? Habe nicht auch ich jenes stürmische Studentenleben hinter mir gelassen, zu dem einst meine Bude im Kneipenzentrum Ehrenfelds so gut passte? Jedenfalls fühle ich mich sauwohl an der Graf-Adolf-Straße. Sie verabscheut Veränderungen genau so wie ich. Es gibt langweilige neue und hübsche historische Fassaden, hinter denen die Bewohner leben.
Vor allem den Platanen ist es zu verdanken, dass alles schön und heimelig wirkt. Botanisch gesehen sind Platanen Laub abwerfende Bäume, deren Borke jährlich in dünnen Platten abblättert. Sie wachsen 25 bis 50 Meter hoch. Für mich sind sie ein Stück Heimat inmitten der gehetzten Reststadt. So lange ich mich unter dem Blätterdach der Graf-Adolf-Straße befinde, fühle ich mich sicher. Zum Beispiel vor der staubigen und staugeplagten Frankfurter Straße, in die die Graf-Adolf-Straße mündet. Dennoch hat sie mit ihr nur in etwa so viel gemeinsam wie Jürgen Drews mit Wolfgang Amadeus Mozart. Dort das überfüllte Billigladen-Einerlei, hier das sinnliche Platanen-Paradies.
Natürlich ist auch die Graf-Adolf-Straße ein Stück Mülheim. Jener rechtsrheinische Stadtteil, der es seit dem Zusammenbruch großer Industriebetriebe nicht gerade leicht hat. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Kriminalitätsrate höher als in manchem anderen Viertel. Jedenfalls wurde schon mehrmals im Umfeld der Graf-Adolf-Straße (aber niemals in der Straße selbst!) mein Auto aufgebrochen.
Gleichzeitig ist die Graf-Adolf-Straße anders als Mülheim. Sie ist schön und bürgerlich, ja sogar bildungsbürgerlich. Mit dem Andreae-Haus der evangelischen Kirchengemeinde, dem kleinen Kloster der Redemptoristen und dem Hölderlin-Gymnasium repräsentiert sie ein Mülheim, das alles andere als schäl ist. Und wenn ich eine Abwechslung vom kontemplativen Platanen-Gucken brauche, gehe ich in den nahe gelegenen Stadtgarten oder in den Waschsalon an der Ecke. Hektisches Treiben liegt der Graf-Adolf-Straße fern. Wer es eilig hat, wird ausgebremst: Die Fußgängerampeln schalten erst nach einer gefühlten Ewigkeit auf Grün.
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