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Weltgeschichtentag – Einblick in ein tierisches Abenteuer

Tasso logoAm 20. März ist Weltgeschichtentag. Wir von TASSO e.V. möchten diesen Tag zum Anlass nehmen, Sie auf eine kleine Abenteuerreise mitzunehmen. Hinein in eine Geschichte, die uns so oder ähnlich tagtäglich begegnet und uns in unserer Arbeit und unserem Engagement für Mensch und Tier bestätigt.

Oscar und der freundliche Mann

Die Pfoten jagen über den weichen Waldboden, Schlamm spritzt auf, kleine Ästchen brechen, Dornen zerschrammen die Beine. Der kleine schnelle „Jäger“ bemerkt das alles nicht, sein Blick ist starr auf sein Ziel fokussiert. Der Gejagte hat einen deutlichen Vorsprung, schlägt einen Haken und verschwindet. Sein Verfolger rennt noch einige Meter weiter, bleibt stehen, kehrt um, nimmt die Fährte auf und wühlt sich gründlich schnüffelnd weiter ins Unterholz. Von seiner sicher geglaubten Beute keine Spur. Der Hase ist entkommen. Der kleine braun-weiß gescheckte Mischling Oscar gibt aber noch nicht auf. Die Nase tief am Boden, die Rute mit der weißen Spitze steil in die Höhe gereckt, fegen die kleinen Pfötchen über den Boden. Immer tiefer gerät der zweijährige Spaniel-Mix so in den Wald hinein. Seine Umgebung nimmt er dabei kaum wahr. Auch die leiser werdende Stimme, die seinen Namen ruft, dringt nicht mehr an Oscars Schlappohr.

Telefonklingeln in der TASSO-Notrufzentrale. Das Geschehen wird berichtet. Oscar ist entlaufen. Die Suche erfolglos. Die Maschinerie läuft an. Oscar wird als vermisst eingetragen, Suchhelfer informiert, Suchplakate angefordert, eine verzweifelte Hundehalterin beruhigt.

Im Wald herrscht Stille. Nur ganz leise zwitschern einige Vögel. Hin und wieder knackt ein Ast und schreckt Oscar auf. Der kleine Rüde irrt mittlerweile orientierungs- und ziellos durch das Unterholz. Die Schatten der Bäume wirken plötzlich bedrohlich. In Oscar wächst die Angst. Er war noch nie alleine im Wald, er hat noch nie gejagt und hätte auch nicht gewusst, wie es weitergegangen wäre, wenn er den Hasen erwischt hätte. Für ihn war die Verfolgung eher ein Spiel. Nach eine Weile stößt er auf einen Waldweg. Ein unbekannter Weg. Unbekannte Gerüche, unbekannter Untergrund. Das ist nicht sein üblicher Spazierweg. Die Stimme, die sich leise nähert, ist nicht die seines Frauchens. Oscar bleibt stehen, lauscht und wendet den Kopf der Stimme entgegen. Sie gehört zu einem kleinen Mann, der in Begleitung zweier großer Hunde den Weg entlang kommt. Der Mann sagt etwas, er klingt freundlich. Er nähert sich langsam, spricht sanfte Worte, streckt vorsichtig eine Hand aus und streichelt schließlich beruhigend über Oscars Kopf.

Anruf eines Finders. Ein Spaziergänger hat einen kleinen Hund gefunden. Er liest die Nummer von der TASSO-Plakette ab und sagt, dass er ihn mit nach Hause genommen hat. Die Telefonnummer des Hundehalters wird gewählt. Es klingelt.

Die Decke ist warm und weich, das Wasser war dringend notwendig auch das Futter schmeckte lecker, doch die Umgebung ist völlig fremd. Oscar liegt angespannt auf einer Decke im Wohnzimmer seines Retters. Aufmerksam beobachtet er jede Bewegung des freundlichen Mannes. Dieser spricht ins Telefon und läuft aufgeregt auf und ab. Dann legt er das Gerät weg. Wenige Minuten später klingelt es erneut. Die Stimme des Mannes wird freudig. Die anderen beiden Hunde, die ein Stück entfernt liegen, spitzen die Ohren und schauen auf. Sie scheinen sich wohlzufühlen, dieser Ort ist also nicht gefährlich. Trotzdem ist alles anders als gewohnt. Das hier ist nicht Zuhause. Oscar versteht die Welt nicht mehr. Nun kommt der freundliche Mann zu dem kleinen Hund hinüber. Er setzt sich neben ihn auf den Boden, streicht ihm langsam über den Kopf und sagt einige beruhigende Worte, die optimistisch und freudig klingen. Der kleine Abenteurer ist mittlerweile so müde und erschöpft von der Aufregung dieses Tages, dass ihm langsam die Augen zufallen und er den Kopf auf die Pfoten sinken lässt, während der freundliche Mann ihm weiter über den Kopf streichelt.

Wenig später schreckt das Geräusch einer zuknallenden Autotür Oscar aus dem Dämmerschlaf. Die Klingel läutet, die beiden anderen Hunde schlagen kurz an. Der freundliche Mann verlässt den Raum und schließt die Zwischentür. Oscar hört Stimmen im Flur. Eine bekannte Stimme ist dabei... Frauchen!!! Da ist Frauchen. Oscar springt auf, rennt zur Tür, die in diesem Moment geöffnet wird. Oscars Frauchen stürmt herein, der kleine Hund hüpft freudig hoch, ist völlig außer Rand und Band. Auch Frauchen ist überwältigt. Sie kniet sich auf den Boden, lacht und weint gleichzeitig, lässt sich von ihrem tierischen Liebling die Tränen abschlecken und redet auf Oscar ein. Nun ist es an den beiden anderen Hunden, ratlos aus der Wäsche zu gucken. Sie sehen der Szene interessiert zu, wedeln vorsichtig mit dem Schwanz und spüren: Hier ist große Freude im Spiel. Eine Familie ist wieder vereint.

Erleichterung auch in der TASSO-Notrufzentrale. Die Suche nach Oscar wird abgeschlossen. Schon klingelt das Telefon erneut: Katze Emma wurde auf einem Dachboden gefunden ...

Die TASSO-Bitte an Sie: Um Fällen wie diesen möglichst vorzubeugen und die Kinderstube der Natur nicht zu stören, achten Sie besonders während der Brut- und Setzzeit bis Mitte Juli in Wald und Flur darauf, dass Ihre Hunde angeleint sind, und halten Sie die vor Ort gültigen Regeln ein.

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