Kölner Stadtanzeiger über die Ausstellung von Jean Claude-Coenegracht in der Galerie-Graf-Adolf

Der belgische Künstler Coenegracht aktualisiert in der Galerie-Graf-Adolf die flämische Malerei

von Jürgen Kisters Mülheim.

Wer in Belgien geboren ist, wächst unweigerlich mit der Kunsttradition alter Meister auf. Die Kirchen und Museen des Landes sind voll von wunderbaren Gemälden aus der Zeit des

Mittelalters und des Barock. Und die flämische Malerei gehört zum Eindrucksvollsten,  was die Kunst des christlichen Abendlandes hervorgebracht hat. Maler wie die Gebrüder van Eyck, Hans Memling, Gerard Davids oder Rogier van der  Weyden setzten Maßstäbe, die im Land ihrer Entstehung bis heute  von aktueller Wirksamkeit sind.

2011.03.17_Coenegracht_im_StadtanzeigerWer dort als junger Mensch seine Leidenschaft für die Kunst entdeckt, trägt zweifellos den Geist dieser alten Meister in sich. Auf diesem Hintergrund hat auch  Jean-Claude Coenegracht seine Liebe zur Malerei entdeckt.
Während allerdings viele Zeitgenossen in gezielter Abgrenzung zur altmeisterlichen Tradition ihre malerischen Konzepte entwickeln, stellt er sich bewusst in deren Nachfolge. Zu bestaunen ist dieses  ebenso ungewöhnliche wie konsequente kunstlerische Unternehmen in einer Ausstellung in der Galerie-Graf-Adolf.
Coenegrachts Bezugnahme sind darin allerdings nicht die genannten flämischen Maler, sondern die historisch ungefähr zeitgleich tätigen Meister der deutschen Malschule Lucas  Cranach (1472-1553) und Albrecht Dürer (1471-1528). Von ihnen "träumt er" in einer Vielzahl von Gemälden, die vom paradiesischen Paar, der Macht des Blickes, verfährerischen Schlangen, gefahrlichen Drachen, Totenschädeln, selbstbewussten und ängstlichen Haltungen handeln.
Worum genau geht es in Coenegrachts zumeist in malerischen Mischtechniken gemalten Bildern? Urn die Nacktheit menschlicher Körper. Urn das Spannungsfeld  von Mann und Frau. Um Anmut und Würde, Leiden und Angst, Gewalt und Tod. Urn die elementaren Erfahrungen der menschlichen Existenz also, die dem Menschen vor fünfhundert Jahren ebenso sehr zusetzten wie heutzutage.

Detailgenauigkeit
So interessiert den in Lüttich geborenen, in Brüssel lebenden Künstler keineswegs das Vergangene in der Kunst von Cranach und Dürer, sondern die zeitlose Aktualität  darin. Was ihn besonders fasziniert ist die Detailgenauigkeit,  mit der diese Künstler sich ihrem Motiv widmeten. Nie vor und nie nach dieser historischen Phase ist der Mensch mit einer ähnlichen Aufmerksamkeit, Genauigkeit und Ehrfurcht malerisch dargestellt worden. Sowohl in seinem  Drama zwischen Erdverbundenheit und Himmelssehnsucht, Selbstbezug und Selbstvergessenheit. Als auch in seiner Verunsicherung in einer von der Scheibe zur Kugel gewordenen Welt, in der die alten Gewissheiten schonungslos davon rutschten. Die Parallelen  zu den gegenwartigen Erschätterungen des Welt- und Lebensgefühls in einer durch Computer, Internet und Globalisierung veränderten Welt sind offensichtlich.

Während Coenegracht die alten Bildmotive im Kern unangetastet lässt, setzt er mit Tusche, Graphit oder satter Acrylfarbe kleine abstrakte Tupfer der Verunsicherung und Zerrissenheit. Und so wie Lucas Cranach einst Adam und Eva aus dem Paradies ins Mittelalter brachte, bringt Coenegracht Cranachs Ur-Paar ins 21. Jahrhundert.

Gleichermaßen enträckt, verschämt, verwundbar und ratios. Ohne dass Coenegracht auch nur in einem einzigen Bild direkt auf unsere Zeit anspielt, spüren wir die Gegenwartserfahrung darin. So  geht aus seinen Werken der Gedanke hervor, dass wir derzeit ähnlich wie in Spätmittelalter und Renaissance in einer radikalen Übergangszeit leben. Ganz selbstverständlich  schlagen wir in jedem  Motiv eine Erkenntnisbrücke zwischen kulturellem Unbehagen, individueller  Gier und persönlicher Verletzlichkeit. Spätestens beim Blick auf die Körper alter Menschen hat jeder verstanden, dass Coenegrachts Malerei vor allem gegen die Verdrängung von Tod und Vergänglichkeit gerichtet ist.

Autor: Jürgen Kisters - KSTA

www.ksta.de

Artikel in PDF: Jean Claude Coenegracht in der Galerie-Graf-Adolf

Ausstellungsinformationen: Coenegracht träumt Cranach und Dürer - Galerie-Graf-Adolf

 

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