Der Meister-Dirigent von Nürnberg

high res Marcus Bosch 002 cUlf KrentzTermine und Projekte von Marcus Bosch in der Saison 2017/18 // Dvořák-Zyklus kurz vor der Vollendung

Auch über Nürnberg hinaus werden viele Musikliebhaber mit dem Gefühl der Wehmut in diese aktuelle Saison gehen: GMD Marcus Bosch, der seit 2011 mit der Staatsphilharmonie Nürnberg eine Vielzahl bemerkenswerter und bedeutender Projekte initiiert und realisiert hat, der in dieser Zeit aus seinem Hausorchester wohl das flexible, dynamische, kommunikative und musikalische Maximum herausholte, wird zum Sommer 2018 diese Kooperation beenden. Was Bosch bis dahin noch mit „seiner Mannschaft“ (Opernnetz) vorhat, ist über neun größere Konzertprogramme und Opern hinaus nicht weniger als der Abschluss seines Dvořák-Zyklus‘ und die Neuinterpretation zweier spannender Opern, die verschiedener nicht sein könnten: Wolfgang Amadeus Mozarts „Idomeneo“ (Regie: David Bösch, Premiere 17.2.) und Bernd Alois Zimmermanns „Die Soldaten" unter Regie von Peter Konwitschny (Premiere 17.3., beides Staatstheater Nürnberg Opernhaus). Außerdem dirigiert Bosch die Neuinszenierung der Strauß-Operette „Die Fledermaus“ in der Kölner Oper. In der Inszenierung von Petra Luisa Meyer singt Miljenko Turk den Gabriel von Eisenstein und Natalie Karl beziehungsweise Ivana Rusko verkörpern die Rosalinde. Mit Petra Luisa Meyer hat Bosch bereits in Heidenheim 2016 gemeinsam „La Bohème“ und 2014 „Cavalleria“/„Bajazzo“ erarbeitet.

Reihenweise überschwängliche Kritiken hagelte es schon in Marcus Boschs erster Nürnberger Spielzeit im Jahr 2012 nach der Premiere seiner Interpretation von Giuseppe Verdis „La Traviata“: Er peitsche „Verdis Musik zu äußerster Dramatik auf“, hieß es da (BR), überlasse „nichts dem Zufall, ohne allzu dompteurhaft zu agieren“ (Nürnberger Nachrichten), modelliere „eine Verdi-Elegie voller ausgekosteter Details, lässt die Dramatik wie Blitze einschlagen“ und habe dabei „alles unter Kontrolle“ (Abendzeitung Nürnberg). Einen „Beifalls-Orkan“ löste diese Zusammenarbeit des Nürnberger Wunsch-GMDs mit Regisseur Peter Konwitschny damals aus (Nürnberger Nachrichten). In gleicher Konstellation wird die Inszenierung im April 2018 wieder aufgenommen – so gibt es zur krönenden Abschluss-Saison gleich zwei Konwitschny-Bosch-Opern zu sehen. Nicht ganz so lange her ist im Gegensatz zu „La Traviata“ die Nürnberger Premiere von Giacomo Puccinis „La Bohème“, die nach ziemlich genau zwei Jahren wieder ins Staatstheater zurückkehrt (Inszenierung, Bühne und Kostüme: Alexandra Szemerédy, erste Aufführung 20.10., letzter Termin 26.12.). Als weitere Opernproduktionen stehen Hector Berlioz‘ „Les Troyens“ (Inszenierung: Calixto Bieito) und Giuseppe Verdis „Otello“ in der Regie von Gabriele Rech auf dem Programm. Für die Premiere von „Les Troyens“ gab es bereits viel Lob: „Die selten gespielte Oper ‚Les Troyens‘ ist ein spätes Meisterwerk von Hector Berlioz. Seine Partitur trägt sinfonische Züge, das Orchester übernimmt die Zeichnung der Charaktere und ist voller erlesener Klang- und Instrumentierungsideen. Eine Herausforderung, die der musikalische Leiter Marcus Bosch mit seinen Musikerinnen und Musikern mit Bravour meistert“ (BR Klassik). Ähnliches vermeldete u.a. auch die FAZ: „Für Marcus Bosch in Nürnberg sind es die ersten ‚Trojaner‘, die er mit seinem gut vorbereiteten Orchester glänzend meistert: konturscharf und mit ständiger hellwacher Präsenz.“

Es ist verlockend, die Projekte der letzten Spielzeit Marcus Boschs in Zusammenhang zu setzen mit denen seiner ersten Spielzeit in Nürnberg. Boschs Antrittskonzert war am 23.9.2011, damals dirigierte er unter anderem Gustav Mahlers 1. Sinfonie „Der Titan“ und wurde schon nach diesem Abend für seine „gelungene und unkonventionelle Interpretation“ gelobt, in der er „viele zarte, ja versöhnliche Momente im Mahlerschen Klangkosmos“ entdeckt habe (Nürnberger Zeitung). Sechs Jahre später steht wieder viel Mahler auf Boschs Programm in Nürnberg: Nr. 6 in a-Moll gibt es am 20. April in Kombination mit Felix Mendelssohn Bartholdys Klavierkonzert Nr. 1 g-Moll, die 2. und 4. Mahler-Sinfonie kombiniert Bosch im Zimmermann-Jahr 2018 jedoch schwerpunktmäßig jeweils mit Werken des Avantgardisten. Beim Gastspielkonzert der Staatsphilharmonie Nürnberg in Krakau sind es „Stille und Umkehr“ und das Konzert für Trompete und Orchester mit Solist Simon Höfele, und bei seinem letzten philharmonischen Konzert, dem 8. mit dem Titel „Letzte Dinge“, interpretiert Bosch Zimmermanns „Musique pour les soupers de Roi Ubu“ und anschließend Mahlers monumentale, wunderschöne 2., die „Auferstehungssinfonie“ (13.7.).

Nach seinen letzten Konzerten mit dem Nürnberger Orchester widmet Bosch sich mit der Norddeutschen Philharmonie Rostock einem anderen Klangkörper, den er ebenfalls gut kennt und ab der Saison 2018/19 als Conductor in Residence noch besser kennen lernen wird. Als Gastdirigent gestaltete er mit dem Orchester seit 2013 immer wieder besondere Konzertprogramme. Für seine drei Jahre als Conductor in Residence plant er pro Jahr je acht Konzertprojekte und das Kuratieren des jeweiligen Konzertprogramms.

Bevor er sich ab dem Wintersemester 2018/19 aber noch mehr der Lehre als Professor für Dirigieren an der Hochschule für Musik und Theater München und der Leitung des dortigen Hochschulorchesters widmen wird, bringt er in Nürnberg noch ein Mammutprojekt zu Ende: Die vorletzte CD seines Dvořák-Zyklus‘, auf der er mit der Staatsphilharmonie dessen 1. Sinfonie eingespielt hat, ist im Juli dieses Jahres bei Coviello Classics erschienen. Zum Abschluss fehlen noch die 2. Sinfonie und die sinfonische Dichtung „Das goldene Spinnrad“, die im Laufe der aktuellen Saison auf der letzten der sieben geplanten CDs erscheinen werden und gerade erst eingespielt wurden. Ebenfalls 2017 erschienen ist die erste Aufnahme der 2016 gestarteten Verdi-Reihe bei den Opernfestspielen in Heidenheim, mit der Bosch sich den Frühwerken bis hin zu „Macbeth“ widmet: Die Oper „Oberto Conte di San Bonifacio“ mit seiner Cappella Aquileia und dem Tschechischen Philharmonischen Chor Brünn ist seit Februar auf CD erhältlich. Die Reihe setzte Bosch diesen Festspielsommer in gleicher Besetzung mit der komischen Oper „Un Giorno di Regno“ (1840 uraufgeführt) fort. Gleich zwei Verdi-Produktionen stehen bei den Opernfestspielen in Heidenheim 2018 auf dem Programm: „Nabucco“ in der Inszenierung von Helen Malkowsky (Premiere am 29.6.) und „I Lombardi“ in der Regie von Tobias Heyder (Premiere am 19.7.).

In seinen über diese Schwerpunkte hinaus reichenden Philharmonischen Konzerten dieser Saison geht Bosch mit verschiedenen Orchestern das wohl weitestmöglich gestreute sinfonische Repertoire ab: Beim 5. Philharmonischen Konzert im Volkstheater Rostock mit der Norddeutschen Philharmonie (7., 8., 9.1.) besteht das Programm aus einer Kombination von Mozart (Klavierkonzert C-Dur KV415) und Strauss („Rosenkavalier“-Suite) mit George Gershwin („Rhapsody in Blue“) und Leonard Bernstein („Divertimento“), beim 2. Philharmonischen Konzert „Glaubensfragen“ in der Meistersingerhalle Nürnberg (10.11.) zwei Monate zuvor steht Bernsteins 3. Sinfonie „Kaddish“ zusammen mit Felix Mendelssohn Bartholdys „Reformationssinfonie“ auf dem Programm. Im Volkstheater Rostock kombiniert Marcus Bosch ebenfalls mit der Norddeutschen Philharmonie Rostock Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 op. 73 mit Dmitri Schostakowitschs markiger und selten gespielter 12. Sinfonie op. 112 „Das Jahr 1917“ (10., 11., 12.12.). Wenn also seine Studierenden der Münchener Hochschule, denen er sich in Zukunft intensiv wird widmen können, eines von ihm lernen können, dann ist es den Mut zu haben, „auch abseitigere Wege vorsichtig zu gehen“, nicht nur „Blockbuster“ zu spielen (niusic) und sich in der Opernarbeit in neue musiktheatralische Räume vorzuwagen.

Quelle: www.schimmer-pr.de

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