Die Katze im Sack oder ein Bikini im Rucksack…

Foto © Maria Lanznaster/pixelio.deSeit mehr als 20 Jahren versteigert der Flughafen Köln/Bonn einmal im Jahr Koffer, Trolleys und Rucksäcke, die offensichtlich nicht vermisst werden. Denn sie liegen seit vielen Monaten im Fundbüro des Flughafens. Der Erlös der Versteigerung wird gespendet für einen guten Zweck. Was in den Gepäckstücken ist, wissen die Bieter nicht. Svenja hat Ende November die „Katze im Sack“ gekauft.

Ich habe bereits viel darüber gelesen, auch viel gehört, aber mitgemacht? Nein – bis heute… Meine Aufregung wächst, ich bin leicht nervös, obwohl kein Grund besteht. Es ist eher die Vorfreude. Heute nehme ich zum ersten Mal an einer Kofferversteigerung teil. Für den ein oder anderen mag das langweilig klingen, aber ich freue mich darauf.

Ist doch eine spannende Sache – so eine Kofferversteigerung. Wie sah der Besitzer aus? Hoffentlich ist die Zahnbürste nicht mehr drin! Wenn ich nicht aufpasse, steigere ich mich zu sehr inFoto © Rainer Sturm/pixelio.de
die Sache rein, noch bevor ich einen Koffer ersteigert habe. – Das wäre mal wieder typisch für mich.

Mit der Bahn bin ich pünktlich am Flughafen Köln/Bonn angekommen. Ich steige die Treppen in Richtung Terminal 2 hinauf und versuche nicht gegen jeden Menschen zu laufen. Das klappt allerdings nicht immer.
Maximal 70 Euro möchte ich ausgeben. 70 Euro für eine Lebensgeschichte finde ich einen fairen Preis. Und was ist, wenn der Koffer vollgestopft ist mit Socken, im schlimmsten Fall noch getragen und ungewaschen?
Am liebsten wäre mir ein Rucksack. Warum mache ich das Ganze eigentlich? Ich suche hier nicht nach Geschenken oder Schnäppchen. Mich interessieren die Geschichten, die das Gepäck eines Menschen den ich nicht kenne, mir erzählen.

Der Hammer fällt
Trolleys gehören nicht zu meinen bevorzugten Sammelstücken. Denn an Kurzreisende, die wahrscheinlich geschäftlich unterwegs waren, bin ich nicht interessiert.
Da finde ich keine Geschichte. Oder doch? Vielleicht eine heimliche Romanze? Zu viel Klischee. Im Angebot sind kaum alte Koffer, dafür mehrere kleine Beauty-Cases, die viele Passagiere entweder im Koffer oder aber im Handgepäck haben. – Für mich auch eher uninteressant.

Drei Rucksäcke stehen noch zur Auswahl. Ich merke, wie meine Wangen anfangen zu glühen. Ich sollte vielleicht aufpassen, dass niemand merkt, dass ich dieses Fundstück UNBEDINGT haben will. Ich biete mit. Bei 65 Euro gibt das mitbietende junge Mädel auf. Rien ne va plus – der Rucksack ist meiner!

Bikini mit Blumenmuster, Größe 38
Der Rucksack ist leichter, als er aussah. Er ist blau mit abgesetzten, dunkelblauen Außentaschen. Ich setze mich in eine kleine Ecke und traue mich kaum auch nur einen Blick hineinzuwerfen. Ich ziehe am rechten Reißverschluss. Eine kleine Plastiktüte mit Zahnpasta und Reisezahnbürste. Hätten wir das schon mal hinter uns gebracht. Dann kommen Reiseshampoo und Bodylotion zum Vorschein. Noch erkenne ich nicht, ob der ehemalige Besitzer männlich oder weiblich war. Es folgt Toilettenpapier. Der bisherige Inhalt lässt auf einen Rucksacktouristen schließen. Bei einem Rucksack ist das nicht so überraschend.
Aus der linken Außentasche fische ich einen mit Blumen bedruckten Bikini heraus, Größe 38. Schon besser! Ich öffne das Hauptfach: Jeans, Röcke, Shirts, ein Pullover, Socken. Keine Unterwäsche. Keine Schuhe. Kein Handtuch. Nicht einmal FlipFlops. Wie kann einer ohne ein zweites Paar Schuhe in den Urlaub fliegen. Ist mir persönlich total unverständlich. Und wo sind die Handtücher, wo ist die Unterwäsche?
Ein Schmutzfink oder gab es noch ein zweites Gepäckstück – wer weiß./svs

www.versteigerungskalender.de

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