Karneval - Ein Nachschlag auf seine Herkunft

Eine Reportage mit Bruce Kapusta

von A. Bastian für second magazine

bruce kapusta second magazine trompeteKarneval: Es gibt ihn in Köln, Aachen, in Mainz und sonstwo, aber eben nicht überall. Warum das so ist, darüber streiten die Gelehrten bis heute. Wenn man die territorialen Errungenschaften des römischen Reiches zur Christuszeit betrachtet, so waren Köln, Aachen und Mainz hochentwickelte Standorte und gleichzeitig die Grenze zu den heidnischen Gebieten. Maskenfeste gab es zwar auch schon vorher, sie hatten aber keinen festen kalendarischen Termin.
Der wurde im Christentum erstmals festgelegt: Um das Jahr 1000 verschrieben sich die Kleriker der Idee einer Abstinenz des Fleisches (carnis privium). Im folgenden Mittelalter wurden aber die Maskeradenfeste eher von den jeweiligen Jahreszeiten und deren Gewohnheiten als von festen Daten bestimmt.

Zwischen Weihnachten und „Karneval“, in der Übergangszeit zwischen Winter und Frühling, gab es zahlreiche Kehrmessen - heute noch als Kirmes bekannt. Es war auch die Zeit der Tierschlachtungen
und der Herstellung von Würsten als Symbol für eine Zeit des nahenden Überflusses. Da war es Brauch, dass sich die jungen Menschen ihre Gesichter mit der Asche der Kochfeuer einrieben, sich Säcke und verkehrt herum getragene Kleidungsstücke überzogen, Kapuzen überstülpten und so andere Menschen auf harmlose Weise erschreckten. Sie zogen durch die Straßen und Häuser des Ortes, tanzten, aßen, tranken und küssten die Mädchen, die versuchten, sie zu demaskieren.
Diese Dorffeiern hatten ein sehr hohes Ansehen, weil sie den Menschen Gelegenheit boten, zusammen zu kommen. Erst am „Aschermittwoch“ erschien dann eine Figur im Dorf, die den Karneval darstellte,
begleitet von seinem maskierten Gefolge.
Gegen Ende des Tages wurde diese Figur dann an der Kirchenmauer verbrannt, zusammen mit den Maskeraden des Gefolges. Diese Zeremonie wurde begleitet von lautem Klagegeschrei des Publikums, denn damit wurde die „Quaresma“, die Fastenzeit, eingeläutet.

Der Rollentausch zu Beginn des Festes (die heutige Weiberfastnacht) hat vermutlich seinen Ursprung in Nordspanien. Dort ist der 8. Februar der Schutzheiligen Santa Agatha gewidmet: An diesem Tag übernahmen die Frauen die Herrschaft in den Häusern und auf den Straßen, wo sie sich mit Tänzen und Gesängen präsentierten. Die ganzen Feierlichkeiten wurden mit Instrumenten begleitet. Unser
heutiger Karneval ist denn auch mehr ein Kompositum aus Wurzeln und Bräuchen denn eine feste Tradition. Er findet in den Straßen und in den Sälen statt, und ist um lokalgeschichtliche Elemente ergänzt worden. Man zieht nicht mehr durch die Häuser, sondern durch die Kneipen. Ein Ereignis, das im Karneval nicht verloren gegangen ist.

Lesen Sie dazu unser Interview mit Bruce Kapusta über die Bedeutung der Instrumente, seine karnevalistischen Aktivitäten und was er mit seiner Trompete noch so vorhat. Bruce Kapusta, der "Clown mit seiner Trompete:

Bruce, seit wann sind Sie für den Karneval aktiv?

Wie bei einem „Kölsche Jung“ nicht anders zu erwarten, bin ich mit dem Karneval groß geworden. Bereits als 4-jähriger stand ich das erste Mal mit der Tanzgarde auf der Bühne. Bei meinen ersten Auftritten als Trompeter in 1987 war ich 13 Jahre alt. Seit 1994 bin ich jedoch weit über die Grenzen Kölns hinaus als „der Clown mit seiner Trompete“ jedem Karnevalsfan eine vertraute Figur.

Als Sie jung waren, gab es bestimmt entscheidende Situationen, die Ihre Karriere beeinflusst haben. Erinnern Sie sich noch an ein Schlüsselereignis?bruce kapusta second magazine koeln

Für mich stand schon als Kind fest, dass ich unbedingt Musiker werden möchte. Im elterlichen Fundus entdeckte ich mit acht Jahren die Trompete – oder genauer gesagt das Kornett – für mich. Die Anfänge waren schwer. Es dauerte Tage, bis ich die ersten vernünftigen Töne zustande bekam, aber mich hatte der Ehrgeiz gepackt. Die allerersten Töne auf der Trompete hab ich mir dann selbst beigebracht. Schnell entwickelte ich meine Leidenschaft für die Musik. Meine Eltern ermöglichten mir dann eine professionelle Ausbildung auf dem Instrument – der Startschuss für die Karriere als Musiker und Entertainer war gefallen.

Ohne die technische Unterstützung der Neuzeit war der Musiker oder Entertainer oft im Zirkus beheimatet - ein Clown mit Trommel auf dem Rücken und Mundharmonika vor den Mund gespannt. Gab es
solche Begegnungen?

In erster Linie ist mein Instrument im wahrsten Sinne des Wortes mein Handwerkszeug. Als Musiker muss man mit der Zeit gehen, dazu gehört auch die technische Unterstützung. Es ist wie bei einem Theaterstück: Man holt „Das Beste“ heraus und versetzt das Publikum in eine andere Gefühls- oder Stimmungsebene. Im Prinzip ist es einfach, man muss das Instrument beherrschen, sonst nützt auch die beste technische Unterstützung wenig.

Sie reisen auch in die Vororte, besuchen Kindergärten, veranstalten Mitsingkonzerte - das geht ja weit über den Begriff Karneval hinaus.

Für mich zählt vor allem eines: Meine Musik soll unter die Haut gehen! Als Musiker reizt mich der direkte Kontakt zum Publikum. Jedes Publikum ist anders. Es ist einfach spannend, herauszufinden, wie die Leute drauf sind und sie durch meine Musik und das Programm aus der Reserve zu locken, sie zu bewegen, zu rühren, zum Lachen und in Stimmung zu bringen, nicht nur im Karneval!
Bei meinen kölschen Klassischen Weihnachtskonzerten und den Mitsingkonzerten „Singe un Laache“ ist es mir wichtig, den Zuhörern ein „jodes Jeföhl“ zu vermitteln. Dazu gehört auch die Verbindung meiner Musik mit den humoristischen Texten, die auf den Konzerten von Annemie Lorenz vorgetragen werden. Denn für den echten Rheinländer gehört „kriesche un laache“ nun mal untrennbar zusammen.

Wenn Sie auftreten, bebt in der Regel der Saal: Haben Sie sich das bei Ihren ersten Auftritten so vorgestellt?

Nein, keinesfalls! Es ist immer wieder aufs Neue eine Erfahrung, die mich sehr glücklich macht. Als kleiner Junge war es wirklich nicht einfach, es kostete große Überwindung, und ich war anfänglich sehr nervös. Doch das Schönste war und ist immer noch der Applaus, denn das ist der Ansporn und die Bestätigung für einen Musiker. Einfach ein tolles Gefühl, auch heute noch.

Ihre Trompetenauftritte sind oft das musikalische Highlight einer Show, es ist hoch interessant, wie man mit so einem Stück Metall ganze Säle zum Beben bringt. Sind die Auftritte eher Improvisation oder Routine?

Meine Auftritte leben von der Spontanität des Augenblicks und ihrer Unmittelbarkeit. Eine entscheidende Voraussetzung fürs Gelingen ist nach meiner Überzeugung jedoch die professionelle Vorbereitung. Dazu gehören gekonnte musikalische Arrangements, eine technisch ausgefeilte Bühnenshow mit Verfolgerspot und anderen Lichtakzenten. Von Routine würde ich nicht direkt sprechen. Auch ich habe vor jedem Auftritt noch Lampenfieber, bis ich dann auf der Bühne stehe. Denn sobald ich die Trompete in der Hand halte, weiß ich, jetzt geht’s los!

Sie variieren sehr stark in Ihren Showelementen. Ist der Horizont der Vielseitigkeit bereits erreicht?

Nein – keinesfalls! Ich habe ständig neue Ideen, die ich gerne sofort umsetzen würde. Oft ist das aber technisch nicht so einfach. Einen Teil meiner Zeit beschäftige ich mich damit, meine Auftritte noch spannender für das Publikum zu gestalten, um eine tolle Show zu bieten.

Wenn Sie im Home-Musik Bereich arbeiten, also bei kleinen Veranstaltungen auftreten, ist das ein großer Unterschied zu Hallen mit 2000 Zuschauern?

Für mich ist Bühne nicht nur in großen Sälen. Für mich ist Bühne überall – selbst im kleinsten Wohnzimmer. Sicherlich besteht ein Unterschied darin, ob ich vor 2.000 oder vor 20 Leuten auftrete. Aber gerade die „kleinen“ privaten Auftritte sind eine willkommene Herausforderung. Dort erkenne ich auch direkt, ob ein überraschtes „Geburtstagskind“ oder Hochzeitspaar zu Freudentränen gerührt ist oder die Gäste der Party auf den Tischen tanzen. Diese Emotionen bei solchen Auftritten sind mit nichts zu vergleichen und auch immer anders. Auf jedes Publikum muss ich neu eingehen. Aber auch nach großen Auftritten erhält man Fanpost, Gästebucheinträge und auch Vorschläge und Ideen für künftige Auftritte. Somit gibt es sicher bei beiden Varianten immer wieder Neues zu entdecken, das man für die Zukunft verwenden kann.

Als Live-Künstler können Sie nicht mit Playback auftreten - gab es schon mal lustige Erlebnisse?

Auftrittspannen kennt jeder Künstler. An eine erinnere ich mich noch sehr gut - das war 2004 in der Karnevalssession. Damals war mein Auftritt als „Der Clown mit der Trompete“ als Überraschung zur Proklamation des Kölner Dreigestirns vorgesehen. Ich sollte nach der Pause auf einem großen Halbmond von der Decke her einschweben. Also zog man mich heimlich hinterm Vorhang hoch unter die Deckenhalle. Durch eine Programmänderung im Kölner Gürzenich, hatte sich mein Auftritt etwas verschoben, so dass ich dort oben in schwindelerregender Höhe im Halbmond sitzend festhing. Durch die hochsteigende Wärme wurde ich müde und bin fast eingeschlafen (er lacht), aber zum Glück nicht komplett. So konnte ich das Publikum doch noch mit meinem Auftritt vom herabschwebenden Mond aus überraschen.

Wie sehen Sie die Chancen des Karnevals? Früher ging man als Kapelle von Kneipe zu Kneipe und manch einer wartete förmlich auf das Highlight. Ist das heute anders?

Wissen Sie, ich bin ein großer Brauchtums- Fan. Es ist ja auch nicht so, dass der traditionelle Kneipen- oder Straßenkarneval kein Highlight ist, im Gegenteil, er ist ein fester Bestandteil auch bei jungen Leuten. Ich kenne einige sehr gute Musiker, die auch heute von Kneipe zu Kneipe ziehen und ihr Publikum begeistern, mich übrigens auch. Es hat sich sicherlich einiges verändert, aber ich bin der Meinung, dass sich der Karneval in vielen Richtungen weiterentwickelt hat. Meine Devise lautet: „Der Mix macht´s“.

Ihre Trompete hat viel erlebt, was würde sie erzählen, wenn sie sprechen könnte?

(lacht): Vieles, wir haben vieles gemeinsam, wir versuchen immer 100% zu geben. Ich glaube ein Gespräch mit ihr könnte lang werden.

Ihre Zukunft, Ihre Pläne, was machen Sie 2012 noch?

Selbstverständlich werde ich auch in diesem Jahr wieder mit der Kölschen Klassischen Weihnacht auf Tour gehen und in die schönsten Kirchen und Klöster oder zu Weihnachtsmärkten einladen. Nach dem großen Erfolg meiner ersten Singe & Laache-Tour im letzten Jahr wird es selbstverständlich auch in diesem Herbst wieder einige Auftritte in urigen Kneipen und Gaststätten im Köln-Bonner Raum und der Eifel geben. Dann darf wieder kräftig mitgesungen und zu den kölschen humoristischen Geschichten gelacht werden.

Gibt’s bald wieder eine neue CD von Ihnen?

Neben fünf Karnevals-CDs habe ich bereits acht weitere Alben produziert: Das Spektrum reicht von Welthits der Popmusik bis zu populären Melodien aus der Klassik. Im vergangenen Jahr habe ich als musikalisches Dankeschön das Karnevals-Special BELLA COLONIA als Doppel-Album herausgebracht. Das BESTE aus 15 Jahren mit „Dä Clown für Üch“ sowie mit Instrumental Soft Versionen meiner Lieder! Außerdem wurde im vergangenen Jahr noch das tourbegleitende Doppelalbum „Singe un Laache“ mit den Liedern und Texten der Mintsingkonzerte veröffentlicht. Doch mein neuestes Projekt steht schon in den Startlöchern! Mit dem für 2012 geplanten Album „Classic, Rock & Love Ballades“, eine romantische Reise durch die beliebtesten Balladen unserer Zeit, erfülle ich mir selbst einen lang gehegten Traum. Meine Fans können sich also über drei neue Alben freuen.

Wow - Bruce, wir danken für das Gespräch

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Großenbuschstr. 109
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Telefon: 0 22 41/846 50 11
mail@bruce-kapusta.de
Fotocredits: Büro Bruce Kapusta
www.bruce-kapusta.de

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