Das moderne Tibet- Ein Vortrag von Gregor Verhufen

Dalai Lamavon Nadia Rümmelein

Der Tibetologe Gregor Verhufen hielt am 26. April 2012 an der VHS im Bezirksrathaus Köln Nippes einen Vortrag über das moderne Tibet und informierte die anwesenden Zuhörer über die neusten Entwicklungen.

Um aktuelle Ereignisse und Konflikte zu verstehen, muss man stets auch die Geschichte der beteiligten Parteien betrachten. Auch bei der Tibet- Frage ist es unerlässlich, einen Blick auf die Vergangenheit Tibets zu werfen, um die Ereignisse der Gegenwart zu verstehen und eine Prognose für die Zukunft erstellen zu können. So gab Gregor Verhufen in seinem Vortag einen umfangreichen Einblick in die tibetische Geschichte und führte den Zuhörer auf diesem Weg in das moderne Tibet. Nach Beginn der Eroberung Tibets durch China verfolgte Verhufen in seinem Vortrag die Flucht des Dalai Lamas und etwa 180.000 Tibetern ab 1959 nach Indien und erörterte die Entstehung und Entwicklung der am 29. April 1959 gegründeten tibetischen Exilregierung, zu deren Gunsten der Dalai Lama im September 2011 offiziell von allen politischen Ämtern zurücktrat.

1965 riefen die Chinesen in Tibet die sogenannte „Autonome Region Tibet“ (TAR) aus. In seiner Rede vor dem Europaparlament in Straßburg 1988 schlägt der Dalai Lama den friedlichen „Mittleren Weg“ ein, indem er die echte Autonomie Tibets mit einer außenpolitischen Vertretung durch die Chinesen forderte. Er stellte schließlich seinen „Fünf-Punkte-Friedensplan“ für Tibet vor: Die Konvertierung Tibets in eine Zone des Friedens, die Achtung der Menschenrechte, die Etablierung demokratischer Ideale, die Respektierung der Umwelt und schließlich den Stopp des chinesischen Bevölkerungstransfers nach Tibet. In derTibetflagge Realität wurden diese Forderungen keineswegs erfüllt. Im Gegenteil, die Ansiedlung von Chinesen ist vor allem in der Hauptstadt Lhasa allgegenwärtig. Gregor Verhufen nennt in seinem Vortrag noch weitere Interessen der Chinesen an Tibet- nicht nur zur Ansiedlung von Han-Chinesen eignet sich Tibet in den Augen der chinesischen Regierung, sondern auch große Rohstoffvorkommnisse, die Fläche Tibets, sowie Gebiete, die für Atomwaffentests genutzt werden können, sind von großem Interesse. Er hinterfragt ebenfalls den Bau der Eisenbahnstrecke Peking- Lhasa kritisch. So dient die Strecke nicht nur dem Transport chinesischer Touristen, sondern eignet sich auch bestens zum Transport von Soldaten und deren Ausrüstung, sowie zum Transport von Rohstoffen und Gerätschaften- die Tibeter profitieren hiervon nicht. Auch den Ausbau der Strecke mit dem Ziel Kathmandu (Nepal) und die damit verbundenen Investitionen der Chinesen in Nepal, betrachtet Verhufen kritisch.

Ein weiteres in Tibet zu beobachtendes Phänomen ist die (Zwangs-) Ansiedlung von tibetischen Nomaden in Siedlungen. Ihnen werden unter anderem scheinbar verlockende Angebote gemacht, die sie dazu verleiten sich in eigens angelegten Siedlungen häuslich niederzulassen. Dafür müssen sie jedoch zum größten Teil ihre Herden abgeben und sind so gezwungen ihre traditionelle Lebensweise aufzugeben, welches nicht zuletzt den sozialen Abstieg oder gar die Erwerbslosigkeit für die Nomaden bedeutet. Die meisten von ihnen kannten bis dato nur das Leben als Nomaden und verfügen somit nicht über die nötige Ausbildung um auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können. Dennoch wurden mittlerweile etwa 560.000 Nomaden durch die chinesische Regierung angesiedelt.

Zum Abschluss seines Vortrages kam Verhufen auf die in den letzten Wochen und Monaten ebenfalls in den deutschen Medien publik gewordenen Selbstverbrennungen tibetischer Mönche zu sprechen, die aus der völligen Ausweglosigkeit der Tibeter resultieren. Verhufen bat die Zuhörer, die sensibel auf Bilder solcher Geschehnisse reagieren, sich abzuwenden. Dann zeigte er zwei Fotos einer Selbstverbrennung. Es ist nicht nur so, dass sich die tibetischen Mönche selbst anzünden, sondern sie werden auch, sobald sie sich anzünden, durch das chinesische Militär niedergeknüppelt. Keiner der anwesenden Zuhörer wandte sich von diesen Bilder ab.

Trotz dieser niederschlagenden Eindrücke, schließt Gregor Verhufen seinen Vortrag mit der, wie er selbst sagt, „berechtigten Hoffnung der Tibeter“, dass sich ihre Situation im Land in Zukunft verbessern wird. Indikatoren für eine solche Entwicklung gäbe es.

Weitere Informationen zu Gregor Verhufen: www.jamyang.de

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