Interview mit Steffi Schirioth

steffi_schiriothIn Chemnitz geboren, arbeitete Steffi Schirioth bereits in der DDR, erfolgreich als Künstlerin. 1989, noch vor der Wende, kam sie von Thüringen nach Köln.
Schirioth schafft Acrylgemälde, Skulpturen und Digital Arts. Hierbei steht der Mensch in ihrem präsenten Umfeld und seiner Entwicklung im Mittelpunkt ihres Schaffens. Sowohl in ihren Digital Arts, wie auch in den Skulpturen, die Sie in der Gemeinschaftsausstellung „Farb-Stoffe“ im Januar in der Galerie-Graf-Adolf betrachten können, verfremdet die Künstlerin, so dass der ursprüngliche Werkstoff nur durch intensive Auseinandersetzung zu erkennen ist.

Wir haben die Künstlerin getroffen und sie zu ihrer Arbeit befragt.

Hallo Steffi. Du warst bereits in der DDR anerkannte Künstlerin. Was ist dein Beweggrund dich künstlerisch auszudrücken?
Ich möchte durch Entfremdung des Realen auf die Themen der heutigen Zeit aufmerksam machen. Ich möchte erreichen, dass sich die Menschen mit ihren Themen beschäftigen. Dabei ist weniger das Schöne mein Sinnen, sondern die Aufmerksamkeit. Weil ich glaube, dass genau das die Aufgabe eines Künstlers ist. Zudem ist das Leben eben nicht immer schön. Kunst ist ein Spiegel unserer Zeit.

Wie meinst du das?
Die Vorraussetzung ist das Beherrschen des Handwerks. Kunst geht über dieses Handwerk hinaus. Der Künstler entwickelt, kreiert Dinge, die einen Ausdruck erzeugen und somit darstellen, was der Mensch sagen will. Zeitgemäß. So halten die Besucher bei meinen Bildern an und schauen. Sie fragen: „Wie machen Sie das?“ Die Bilder heben sich durch die Technik ab und somit wecken sie Neugier.

Du sagst, du bearbeitest deine Bilder so lange, bis eine Aussage entsteht. Was hast du zu sagen? Was sind deine aktuellen Themen?
Zurzeit beschäftigt mich das Thema real & fiktiv. Was ist noch real und was wird durch die Medien, die uns ständig umgeben verfremdet? Durch Multimedia, in der heutigen Zeit, werden die Menschen teilweise orientierungslos. Man weiß nicht mehr was ist real, menschlich, „wahr“, und was ist fiktiv, produziert mit den unendlichen Mitteln der Medien. Was kann ich glauben und was nicht? Das verbreitet eine Verunsicherung bei einer Vielzahl von Menschen.

Welche Themen sprichst du konkret an?
Ich stelle zum Beispiel einen Mann dar, der keinen richtigen Kopf hat, klein ist, aber einen muskulösen Körper hat. Der Hintergrund ist gelb. Was das Thema Schönheit in der heutigen Zeit anspricht, ohne weiteren Inhalt und Hintergrund. Heutzutage geht es oft nur um Schönheit. Die Persönlichkeit wird völlig ausgeblendet. Was auch ein interessantes Thema ist, sind diese Bilder in denen verschiedene Menschen dargestellt sind. Sie sind zusammen und doch ist jeder für sich allein. Es geht mir hierbei um Themen, wie Beziehungsängste. Die Farben zeigen, dass sich jeder nach Nähe und Wärme sehnt und doch kommen wir nicht zusammen, sind isoliert. Weitere Themen sind Traurigkeit, Einsamkeit und Ratlosigkeit, sowie Mobilität.

DigitalArt_steffischiriothVor ca. sechs Jahren hast du Aktzeichnungen von dir gefunden und begonnen diese künstlerisch zu bearbeiten. Wie funktioniert der Herstellungsprozess?
Es ist so, dass ich die Zeichnungen nehme und sie zerschneide, um eine Collage zu bilden. Danach fotografiere ich dies ab, so dass ich ein Schwarzweiß-Foto erhalte. Ich verfremde sie in einem aufwendigen Prozess, digital am Computer. Das heißt ich setze es vorher als Ganzes zusammen und bearbeite es als ein Bild am Computer. Hierbei kommen Aspekte, wie Farbe und Pixel hinzu, um den Ausdruck zu verstärken und meine Aussage zu verwirklichen. Die digitale Bearbeitung dauert etwa einen Monat. Danach lasse ich das Bild ausdrucken und ziehe es auf einen Rahmen. Ich mache bewusst keine Serien, denn ich möchte, dass die Arbeiten Unikate bleiben.

Schaffst du weiter in diesem Stil Digital Arts?
Ja das ist jetzt ein Stadium und ich weiß nicht, wo das hingeht. Ich habe kürzlich Acrylmalerei mit der Fototechnik verbunden, weiß aber noch nicht, ob ich in diese Richtung weiter gehe. Es ärgert mich zum Beispiel, dass viele Menschen sich nicht die Mühe machen, genauer hinzuschauen. Und sagen, na ja das ist eine Fotografie. Also ist meine Motivation die Arbeiten so zu gestalten, dass klar ersichtlich wird, dass dies eine künstlerische Arbeit ist und kein einfach entfremdetes Foto. Ich werde auf jeden Fall weiter in diesem Bereich arbeiten und schauen was dabei noch so entsteht.

Neben deinen Bildern stellst du auch Objekte her. Sprichst du hier ähnliche Themen an?
Schaue ich sie mir an, sehen sie aus, als wären es Metallrohre. Doch berühre ich sie oder hebe ein Objekt an, dann fällt auf, dass es sich hierbei um Kunststoff-Rohrisolierungen handelt. Es symbolisiert die heutige Wegwerfgesellschaft und zeigt das Thema Entfremdung. Der Werkstoff wird zerschnitten und entfremdet, gedrückt und dann bemalt.

Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und bedanken uns für das interessante Gespräch.

Ilka Baum

Die Digital Arts und Skulpturen von Steffi Schirioth können Sie in der Zeit vom 09.01.2010 bis zum 13.02.2010 in der Galerie-Graf-Adolf betrachten.

Ausstellungsinformationen: Farb-Stoffe in der Galerie-Graf-Adolf

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