Hochwasser - Bekommt der Dom nasse Füße?

Hochwassermarken_koeln_rhein_stadtgeschichten_koelnDas der Dom bis heute beim regelmäßigen Frühjahrshochwasser noch keine nassen Füße bekommen hat, haben die Kölner den Römern zu verdanken. Wo sich der Rhein vor 2000 Jahren entlang schlängelte, suchten die Römer ein höher gelegenes und hochwassergeschütztes Gelände aus, um dort die Stadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium zu errichten. Der Wasserweg eignete sich hervorragend, um die geplante militärische Invasion in das rechtsrheinische Germanengebiet zu unterstützen. Soldaten konnten einfacher verpflegt werden, Baumaterialien leichter herangeschafft werden. 53 m über dem Meeresspiegel steht noch heute auf dem Gebiet des römischen Kölns der Kölner Dom als Wahrzeichen der Stadt.

Mittlerweile ist der Rhein die meistbefahrenste Wasserstraße in Europa und ist, nach der Straße und vor der Schiene, der wichtigste Verkehrsweg in Nordrhein-Westfalen. Täglich passieren über 200 Schiffe Köln. Aber der Rhein hält für den Kölner nicht nur schönes bereit. Und zwar immer dann, wenn Väterchen Rhein alle Jahre wieder über seine Ufer steigt.

Jedem, der momentan einen Spaziergang am Rhein entlang unternimmt, ist klar, dass in diesen Tagen Hochwasserschutz ein sehr brisantes Thema ist. Daher gibt es zum Schutz der Stadt und seiner Bewohner eine Unterabteilung der Kölner Stadtentwässerungsbetriebe, die so genannte Hochwasserschutzzentrale, die im Notfall die richtigen Maßnahmen ergreift. Seit 2006 sind die Hochwasserschutzmaßnahmen zusätzlich verbessert und intensiviert worden. Der Kölner Wasserstand wird permanent von dem so genannten Pegel am Rheinufer der Kölner Altstadt gemessen. Der Pegel  ist ein Turm, in dem sich ein Schwimmkörper befindet. Dieser Schwimmkörper überträgt den aktuellen Wasserstand auf die am Turm angebrachte Pegeluhr.

Für den aktiven Schutz  ist ein ausführlicher Maßnahmenkatalog vorhanden. Insgesamt gibt es fünf  Hochwasserstufen. Bereits bei Stufe zwei und einem Wasserstand von 6 m ist der ParkplatzHochwasser_am_Rhein_Januar_2011 an der Bastei Nähe Ebertplatz überflutet und die Schifffahrt wird verlangsamt. Bei 8,30 m erfolgt eine komplette Einstellung der Schifffahrt. Bei einem Pegelstand von 10,70 Meter wird Katastrohenalarm ausgelöst.  Allein im letzten Jahrhundert trat der Rhein in Köln 21-mal über die Neun-Meter-Marke. Der durchschnittliche Wasserstandliegt  bei ca. 3,00 Metern. Der niedrigste jemals gemessene Wasserstand  wurde mit nur noch 80 Zentimetern im September 2003 ermittelt.

Bereits seit dem 14. Jahrhundert sind Aufzeichnungen über die Kölner Pegelstände dokumentiert. So stammt der erste überlieferte Hochwasserstand aus dem Jahre 1374.
Den höchsten je gemessenen Wasserstand erreichte der Rhein im Jahre 1784 mit 13,55 Metern. Es war die größte Flutkatastrophe, die den Kölner Raum jemals getroffen hat. Begonnen hatte alles damit, dass der Rhein zunächst komplett zugefroren war. Das Eis erreichte eine Stärke von 3 Metern. Ein Augenzeuge berichtet: „Die dießjährige Kälte, desgleichen kein hundertjähriger Greis gefühlet, schloß endlich den schon lange mit Eisschollen beladenen, und über die Maßen aufgeschwollenen Rheinstrom. Vielen diente es zur Lust. Menschen und Vieh trutzen dem stolzen Flusse, und traten seine ohnmächtigen Fluthen mit Füßen; man sah täglich mehr als tausend Menschen, die jauchzend und springend eine Pilgerfahrt nach Deutz heilten; die Lust währte sieben und vierzig Tage.“   Tauwetter und Schneeschmelze ließen den Wasserspiegel kontinuierlich ansteigen. Dadurch wurde die dicke Eisdecke allmählich angehoben und zermalmte dabei Mauern, Häuser und Schiffe. Die damals noch eigenständige Stadt Mülheim wurde dadurch komplett zerstört und 21 Menschen überlebten diese Naturkatastrophe nicht.

Obwohl Spazierengehen auf dem Rhein sicherlich eine interessante Abwechslung wäre, ist der Kölner jedoch froh, wenn der Rhein in seinem Bett bleibt, der Dom nicht versinkt und das Kölsch nicht aufhört zu fließen.

Christine Schauerte

www.stadtgeschichten-koeln.de

 

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