31.01.-12.02.2015 Ausstellung "Als mein Herz entzwei brach, warst du nicht zugegen" Ana Gropp-Kondic - Galerie Display Köln

Foto von Anas AuswahlDie Galerie Display präsentiert in dieser Ausstellung, die inhaltlich und formal außergewöhnlichen Zeichnungen der 1982 in Banja Luka (Bosnien & Herzegowina) geborenen Künstlerin, Ana Gropp-Kondic. Erst im September 2014 schloss sie ihr Studium an der fadbk Essen mit dem Akademiebrief und dem Meisterschülertitel ab und erhielt dort bereits früh einen der Essener Förderpreise der fadbk.

In den intensiven Darstellungen zeichnet die Künstlerin autobiographisch ihre eigene Gefühlswelt. Mit Motiven der Selbstverstümmelung, der Verletzung, des Ausblutens, der aufgerissenen Kehlen offenbart sie sich schonungslos. Ihre Ängste, ihre Selbstzweifel und ihre Sprachlosigkeit.

Dabei ist das formale Vorgehen der Künstlerin in ihrem Werkprozess zu Beginn ein Leises und Vorsichtiges. In einem Raum der Stille und Konzentration, nimmt sie zunächst fast zaghaft die innere Stimme ihrer Seele auf und zeichnet deren Bilder ungefiltert mit Bleistift vor, um umso energischer mit dem Fineliner die Konturen der Körper, Muster und Symbole von der weißen Umwelt abzugrenzen. So formt sie ihr Innerstes aus, sie formuliert sich. Dramatisch wird die Verzweiflung der Protagonistin inszeniert und hebt sich ab von Strukturen der Ordnung wie Blümchensesseln, Schraffuren der Bodenfliesen, Wandteppichen, Topfblumen und anderen heimatschaffenden bürgerlichen Emblemen. Rund um die Hauptfigur setzt die Künstlerin Kürzel ein, wie die Messer, die auf die Verletzlichkeit verweisen oder den weißen Apfel, der die Sehnsucht symbolisiert, während der ausgemalte schwarze Apfel für die Abwesenheit der Sehnsucht steht. Ein Motiv, das sie dem Märchen die Schöne und das Biest entnommen hat.

Ab und an taucht eine seltsame kleine geschlechtsneutrale Gestalt auf. Sie entspricht figürlich dem Kindchenschema und beobachtet unschuldig, neugierig die Szenerie.

Ana Gropp-Kondic wird in ihren Arbeitsprozess wesentlich von dem Zitat Friedrich Nitzsches, „Heute Nachmittag gehe ich mich besuchen, mal sehen ob ich zu Hause bin." begleitet. Dieses sich besuchend Suchende, beschattet von der ständigen Ungewissheit sich tatsächlich zu finden, zu fühlen, auszudrücken ist eines der Hauptthemen ihrer Arbeiten. Gleichzeitig ist dies eine der Wurzeln ihrer Biographie. Geprägt von kindlichen Kriegserlebnissen, früher Emigration und alleine mit einer noch jungen Mutter. Da herrscht der Überlebenskampf vor und es bleibt kaum Raum für die Gefühle eines jungen pubertierenden Mädchens und einer erwachenden, erwachsen werdenden jungen Frau, geschweige denn gar die Möglichkeit, über Ängste und Verlust zu sprechen. Fern der Muttersprache kann sich so ein Mensch in der Sprachlosigkeit und in der Isolation verlieren, er kann sich nicht mehr verorten.

Mit dem Zeichnen brechen sich die Gefühle Bahn, die Seele findet sich , sie wird angesehen, betrachtet. Erst durch die Kommunikation über die Bildinhalte ist ein „Sich Zeigen" möglich. Endlich gelingt der Austausch über das ganz eigene Wesentliche. Endlich sitzt die junge Frau in ihrer Ganzheit vor den aufgereihten durchgeschnittenen Kehlen, der am Schlachterhaken hängenden Anas vergangener Tage. Endlich spürt sie den Schmerz der Trennung von sich selbst in den abgehackten Gliedmaßen. Endlich darf sie bluten, endlich muss sie sich nicht mehr verstecken, darf sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Die Künstlerin selbst bezeichnet das Bluten als einen Akt des Reinwaschens.

Vor diesem Hintergrund werden die eher düsteren dramatischen Bildinhalte zu einem großen Wurf ins lebendige Sein. Wenn sie aus ihrem ganzen Herzen heraus, die Ängste, die Verzweiflung und Trauer zeichnen und vorzeigen kann, ist ein Du zugegen. Wenn wir gut hinschauen, kann es gelingen, dass ein abgespaltenes Du wieder hereingenommen wird in ein hoch begabtes Herz. Eine Thematik, die angesichts der momentanen Flüchtlingsdramatik aktueller nicht sein könnte.

Bei Ana Gropp Kondic sehen wir, wie sich eine zwingend innere Notwendigkeit mit ausgeprägter Kreativität und einem außerordentlichen zeichnerischen Talent paart. So wird große Kunst möglich.
Text: Martina Schleppinghoff

Vernissage am Samstag, 31.01.2015 um 19 Uhr.
Ausstellungsdauer: 31.01.-12.02.2015

Galerie Display
Höninger Weg 218b
50969 Köln Zollstock

Mehr Infos unter: www.galerie-display-koeln.de

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