Jäger & Sammler @ 30works

jaeger und sammlerMit „Jäger & Sammler“ lädt 30works zu einer fulminanten Doppelausstellung. Und präsentiert mit Benjamin Burkard und Dirk Schmitt zwei Ausnahmekünstler und ihre neuen Werkzyklen... Mit „Jagen und Sammeln“ verknüpfen wir heute oftmals scherzhaft unsere Konsumlust und andere Begehrlichkeiten. Tatsächlich gründet das archaische Prinzip jedoch auf purem Überleben - und stellt die erste Wirtschaftsform menschlicher Existenz dar.

Die Ausstellung „Jäger & Sammler“ hinterfragt die Relevanz und Wertigkeit dieser kulturhistorischen Errungenschaft in der heutigen Zeit. Und präsentiert mit Benjamin Burkard und Dirk Schmitt zwei Künstler, die sich dem Idiom aus unterschiedlichen Perspektiven und Hintergründen nähern, essenzielle Fragestellungen und Reflexionen jedoch teilen.

Wie lassen sich Werte von Gestern ins Heute übertragen? Wo steht die Kunst, die ja ebenfalls dem Impetus des Jagens und Sammelns unterliegt, aktuell? Und wie bzw. was kann sie in Zeiten von öffentlichem Kulturabbau und derzeit eingeschränktem Zugang bestmöglich zu ihrem eigenen Überleben beitragen?

Der Jäger im zeitgenössischen Bildkleid

Benjamin Burkard nähert sich diesen Überlegungen mittels der Adaption traditioneller Motiviken. Auf Flohmärkten wurde er immer wieder mit Bildern zu Jagd- und Heimatsujets konfrontiert; und fragte sich, warum ein veritables Kunstwerk, das früher einen beachtlichen Wert darstellte, heute gleichsam verramscht wird. Umgekehrt müsste sich diese Art Genremalerei, die für Naturverbundenheit, Landschaftspflege und Selbstbesinnung steht, doch gerade jetzt wieder behaupten - wenngleich unter anderen formalästhetischen Vorzeichen.

Benjamin Burkard beschloss diesen Umkehrprozess selbst einzuläuten und das Jagdthema künstlerisch zu reanimieren. So bettet er nun Jäger, mitsamt ihrer typischen Kleidung und Utensilien wie Flinte und Horn, in seine gewohnt surrealistischen Bildwelten ein, lässt ihre Physis mit Blättern, Hölzern und ominösen Schwaden verschmelzen, umflort sie mit poppigen Farbspritzern und gibt sie in ihrer ganzen archaischen Aura so dem Zeitgenössischen anheim. Dabei greift er – nach seinem Aurum-Zyklus, wo Gold das bestimmende Material war – auf Kupfer zurück; und eröffnet mit diesem zusätzlichen Rückgriff auf ein altertümliches Element ein doppeltes Spiel um Wertigkeit, Tradition und Historie. Seine Figuren, die aus einem Fotoshooting mit echten Jägern im Atelier hervorgegangen sind, sind genau wie ihre „Beute“, Rebhühner und Füchse, in leuchtende Blau- und Kupferfarben getaucht und beschwören in dieser Kombination eine Retroästhetik herauf, die in brillantem Kontrast zu den abstrakten, symbolistischen Bildkomponenten steht.

„Ich arbeite mit Gefühlen – und versuche Wertesysteme, die sich über Jahrtausende bewährt haben, aber vielen von uns nicht mehr geläufig sind, in die Jetztzeit zu überführen.“, so Benjamin Burkard. Kunst als Wertevermittler – ein Ansatz, der heute vielleicht mehr denn je geboten scheint. Benjamin Burkard, geboren 1986, lebt und arbeitet in Kandel, Rheinland-Pfalz. Er gewann zahlreiche Preise, darunter den PHÖNIX Publikumspreis. Seine Arbeiten wurden bereits im Museum Modern Art Hünfeld gezeigt.

Sammlungsgegenstände als beseelte Objekte...

Der Kölner Künstler Dirk Schmitt widmet sich in seiner neuen Werkreihe dem Aspekt des Sammelns. Und zeigt uns mit „lebensechten“ Darstellungen von Handpuppen, Holzfigurinen und Papierspielzeugen Objekte, die einer Wunderkammer entsprungen und damit gleichsam aus der Zeit gefallen zu sein scheinen. Selbst als Sammler von antiken Malkästen und historischen Papiertheatern aktiv, weiß er um den ideellen Wert, den selbst obskurste Dinge für den/die Besitzer*in repräsentieren können. Sowie um die Faszination, die vermeintlich noch so banale Gegenstände auszustrahlen vermögen.

Dirk Schmitt vermag es in seiner realistischen Malerei Holzpuppen, Gummitieren und Spielzeugen ein Antlitz zu verleihen und sie dadurch mit Persönlichkeit aufzuladen. „Tote Materie“ wird zu beseelten Objekten, die weniger als Stillleben denn als Porträts anmuten. Ihre Übertragung auf die Leinwand, ihr Werden durch Pinsel und Ölfarbe, wird zu einer Dopplung, die die Originale sozusagen in einem Paralleluniversum verortet. Die Verwandtschaft von Sammelgegenstand und Gemälde führt zur Verschmelzung von Original und Kopie, von Objekt und Bildsubjekt, von Material und Materie, vom realen Korpus zur metaphysischen Kreation. Mittels des künstlerischen Schaffensprozesses versieht Dirk Schmitt den Gegenstand mit einem ästhetischen Mehrwert und nobilitiert es zur Kostbarkeit, die es würdig ist, für die Nachwelt gebannt zu werden.

Zudem lässt er seine Figuren stellvertretend für uns Menschen agieren. So sitzt eine Holzpuppe im Werk „Lockdown“ mit leerem, erschöpftem Blick auf dem Boden – und gibt den aktuellen Geschehnissen ein so treffendes wie humorvolles Gesicht.

„In meinen neuen Arbeiten geht es darum, Dinge und Werte, die man an sie knüpft, sichtbar zu machen und zu bewahren. Sehnsüchte zu stillen, Träume, aber auch Sorgen und Ängste zu vergegenwärtigen.“, so Dirk Schmitt. Kunst, die selbst als Sammelmedium fungiert, als Wertebewahrerin und Augurin menschlicher Antriebe und Bedürfnisse. Ein weiterer Grundgedanke, der die Kunst zum unverzichtbaren Lebensgut macht.

Dirk Schmitt lebt und arbeitet in Köln. Seine Werke wurden u.a. im Grafschafter Museum im Moerser Schloss und im Haus der Geschichte in Bonn ausgestellt.

„Jäger & Sammler“ @ 30works
Vernissagen: Freitag, den 2. Oktober und Samstag, den 3. Oktober,
jeweils von 20 bis 22 Uhr
Ausstellung: 02.10. – 24.10.2020
Öffnungszeiten: Mi - Sa 12-19 Uhr

30works Galerie
Pfeilstr. 47
50672 Köln

0221/33779999
hello@30works.de
www.30works.de

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