5. Frauen-Business-Tag in der IHK Köln: Frauen.Macht.Karriere!

Logo 5. Frauen Business Tag IHK KölnKöln. Rund 700 Besucherinnen strömten am vergangenen Donnerstag beim 5. Frauen-Business-Tag in die Veranstaltungsräume der IHK, um sich über Netzwerke, Beratungsangebote und Förderungsmaßnahmen rund um die Existenzgründung und Karriere-Strategien zu informieren. In ihrer Eröffnungsrede stellte Dr. Sandra von Möller, IHK-Vizepräsidentin und Geschäftsführerin der BÄRO GmbH & Co.KG klar: „Die Gleichstellung von Frauen in Führungspositionen geht trotz aller Bemühungen dermaßen langsam voran, dass es bis 2100 dauern kann, bis das Ziel erreicht ist. Allein in NRW gibt es in allen Firmen nur 22,5 Prozent weibliche Führungskräfte. Die meisten finden sich dabei in kleinen Unternehmen mit höchstens zehn Mitarbeitern.“ Sie forderte die Frauen auf, sich klarer zu positionieren und sich durch Karriere unabhängiger zu machen. Ihr Appell an die Politik: „Kurzfristig müssen ausreichend Kinderbetreuungsplätze, auch in der Schulzeit, eingerichtet werden!“ Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie dürfe nicht infrage gestellt werden und die Unternehmenskultur müsse schon aufgrund der demografischen Entwicklung kinder- und familienfreundlicher werden, erklärte die IHK-Vizepräsidentin. Über Teilzeit-Modelle in Führungspositionen sei ebenso nachzudenken wie über die bewusste Integration von Migranten, so von Möller.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker grüßte die Anwesenden per Video-Botschaft und erklärte die Veranstaltung als die bundesweit bedeutendste und größte Netzwerkveranstaltung für Frauen in der Wirtschaft. Die Einführungsrede hielt Ana-Cristina Grohnert, Mitglied der Geschäftsführung der Ernst & Young GmbH, Talent-Lead für Germany-Switzerland-Austria und Partner bei EMEIA Financial Services sowie Vorstands-Vorsitzende der Charta der Vielfalt e.V.. Sie berichtete von einem allmählichen Bewusstseinswandel in den männlichen Führungsetagen: Ausgelöst durch den Druck der Globalisierung finde ein Umdenken in den männerdominierten Chefetagen statt und damit eine Öffnung für Frauen in Führungspositionen, so Grohnert.
Vernetzung als Erfolgsfaktor

Es gab viele Möglichkeiten sich zu informieren und auszutauschen, zum Beispiel in den beiden Diskussions-Runden zu den Themen Gründung und Karriere sowie in den drei Fachforen, in denen Vorträge zu den Themen Social Media, Existenzgründung und Führungskompetenz gehalten wurden. Der Börsensaal und das Foyer wurden zum Marktplatz. 50 Frauen-Verbände, Netzwerke, Vereine und Stiftungen aus der gesamten IHK-Region stellten sich vor. Darunter die Soroptimist International (SI), eine Organisation berufstätiger Frauen, die sich für die Rechte von Frauen und Mädchen einsetzt und als weltweit größte Serviceorganisation von Frauen in verantwortungsvollen Positionen gilt. Zahlreiche Projekte werden initiiert, wie zum Beispiel das SI-Mentoring Programm, in dem weibliche Führungsnachwuchskräfte finanziell und fachlich unterstützt werden oder das Kinderdorf Bethanien in Bergisch Gladbach-Refrath, das SI aktiv unterstützt.

Soroptimist International SIAufstiegskompetenzen als Karriere-Schlüssel

Dr. Martina Mronga ist promovierte Männlichkeitsforscherin. Sie stellte in ihrem Vortrag die Aufstiegskompetenzen vor, mit denen Frauen in Führungspositionen gelangen. Unter Kompetenzen versteht die Forscherin erlern- und veränderbare Fähigkeiten, in alten und neuen Situationen reaktions- und handlungsfähig zu sein, selbst in einer risikoreichen Situation. Führungspositionen sind ihrer Auffassung nach nicht zwingend von der Fachkompetenz abhängig, sondern von Eigeninitiative, Gestaltungsmotivation und Kompetenzzuweisung. So führe die Kompetenzzuweisung durch Männer bei Frauen zu mehr Erfolg, wobei wesentlich sei, dass die Anerkennung verbal vollzogen wird.

Weibliche Selbstwahrnehmung als Karriere-Bremse

„Die Selbstwahrnehmung einer Person ändert sich nur durch neue Erfahrungen. Frauen haben Angst vor neuen Erfahrungen und sind daher oft in einem verzerrten Selbstbild gefangen. Durch geschlechtsspezifische Konditionierung ist es für Frauen besonders wichtig, beliebt zu sein. Erfolg scheint zweitrangig. Die Angst durch besondere Leistungen ihre Gruppenzugehörigkeit zu verlieren und damit ausgestoßen zu werden, führt zur inneren Barriere in Aufstiegssituationen“, berichtete Dr. Martina Mronga. Neben dieser anerzogenen Zurückhaltung scheint es bei Frauen auch viele Missverständnisse hinsichtlich aufstiegsrelevanter Faktoren zu geben.

Dr. Sandra von Möller Vizepräsidentin der IHK Köln  Ana Cristina Grohnert Mitglied der Geschäftsführung Ernst  Young GmbHFleiße Bienchen kommen nicht weiter

Frauen mit externalen Kompetenzen nehmen Ereignisse unabhängig von ihrem eigenen Verhalten wahr und suchen Leute, die die richtigen Dinge tun. Sie aktivieren ihre mikropolitischen Fähigkeiten wie beispielsweise Kontakte pflegen und nutzen. Internal ausgeprägte Personen, die Ereignisse direkt mit ihrem eigenem Verhalten verbinden, wollen die richtigen Dinge tun. Sie zeichnen sich durch Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt und Verbesserungsstreben aus. Bezogen auf die Gehaltsverteilung erhalten externale Persönlichkeiten hohe Gehälter und werden Chefin, während die internalen niedrige Gehälter bekommen, erläuterte Referentin.

Aufstiegskompetenzen als Rezeptur für Erfolg

Dr. Mronga definierte die relevanten Aufstiegskompetenzen:
1. Selbstbewusstsein und emotionale Stabilität.
2. Eigeninitiative und karrierebezogenes Selbstmanagement.
3. Wunsch nach Gestaltungsspielraum und Führungsmotivation.
4. Selbstdarstellungskompetenz, Alleinstellungsmerkmal, Allianzen und Netzwerke.
5. Mikropolitische Fertigkeiten (Kenntnisse über wer macht was?), strategisch-politisches Kalkül.
6. Konkurrenz aushalten, Durchsetzungsvermögen und hohe Misserfolgstoleranz.
7. Einfluss nehmen wollen, Umgang mit Macht.

Strategie und entsprechendes Verhalten

Das sogenannte me in you-Phänomen zeigte laut Dr. Mronga: „Das, was ich kann, spiegelt sich im Verhalten der anderen mir gegenüber. So drückt sich Wertschätzung durch den Chef zum Beispiel durch die zugestandene Gesprächszeit aus. Ein eloquenter Small Talk mit dem Chef zahlt sich nicht nur aus, sondern ist geradezu karrierefördernd.“ Kommunikationsforscher wie zum Beispiel die Amerikanerin Deborah Tannen stellten fest, dass Frauen durch angepasstes Verhalten ungeübt sind, ihre Besonderheit zu präsentieren. Die Folge von geschlechtsspezifischem Verhalten für Frauen sei ein verzerrtes Selbstbild und daraus kann eine Zerstörung der gesunden eigenen Selbsteinschätzung entstehen. „Frauen fixieren das Problem, sie verweilen im Vergleich zu Männern dreimal länger bei Niederlagen, aber nicht bei den Erfolgen“, berichtet die Männlichkeitsforscherin. „Frauen haben noch mehr Angst vor Strahlen als vor Scheitern.“ Oft fehle der Wille und die mentale Vorbereitung zur Führung. Die Forscherin rät: Mut zum Erfolg!

Quelle Text/Fotos: Regina Nußbaum / Köln-InSight.TV

Foto Mitte: Dr. Sandra von Möller, IHK-Vizepräsidentin und Geschäftsführerin der BÄRO GmbH & Co.KG neben Keynote-Speakerin Ana-Cristina Grohnert, Mitglied der Geschäftsführung der Ernst & Young GmbH, Talent-Lead für Germany-Switzerland-Austria und Partner EMEIA Financial Services sowie Vorstandsvorsitzende der Charta der Vielfalt e.V. (v.l.n.r.)
Foto Unten: Die Soroptimist International (SI) vertreten durch Gwendolen Webster, Katja Nies, Marion Jansen, Ragna Seidler-de Alwis, Sylvia Achenbach, Ilse Kiel, Anja Reuther und Wiltrud Hammelstein (v.l.n.r.)

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