Finissage 04.05.2016 Ausstellung "Heidrun Pfalzgraf & Tony Strnad / von Innen – nach Außen" Galerie Display Köln

Pfalzgraf Strnad e1457952657231Heidrun Pfalzgraf - Vibrierende Zwischenwelten, Botschaften aus dem Schwarm.

Es entsteht wie von selbst. Die Leere Fläche beginnt zu vibrieren, Linien formen sich, wachsen ineinander, überlagern sich, werden verdeckt, brechen erneut hervor, werden mit wachsenden weiteren Liniengeflechten durchzogen – und mehr und mehr zeigt sich das Gebilde aus Leben, Freude, Tiefe, Ahnung.

Chiffren bilden Haltepunkte: Spitze Ovale, leicht geneigt. Sie mutieren zu Augen fremder Wesenheiten, die Dir etwas mitzuteilen wünschen, in einer Diktion, die sich nur im darauf Einlassen erschließt, in Hingabe an das Vertrauen gehalten zu sein – auch in diesem Fremden und doch vorbewusst Erkannten.

Manche Ovale öffnen sich weiter, reißen Öffnungen in die umgebenden Linienwolken: Wie eine Lupe legen sie den pointierten Blick frei in noch tiefere Welten. Diese manchmal zeichnerisch angedeutet als kleine Figurinen in Interaktion – aufrufend, hinzuschauen und die Essenz ihres magischen Tuns in sich aufzunehmen, ohne Wenn und Aber zu verstehen: „Ja, so ist es“.

Einige solcher in die Lupe eingebundener Zeichnungsgebilde zeigen sich wie Schriftzeichen in einer Verbindung von Keilschrift und Runen. Auch sie scheinen Botschaften übermitteln zu wollen, fast verwundert über die Enge in der Wahrnehmung des Betrachtenden.

Manchmal entwickeln sich in den Lupen-Fenstern eingebettete weitere Blickkanäle, vielleicht oval, teils in Richtung Trapez aufgedehnt, darin weitere Schätze: gezeichnet oder als Edelsteine aus großzügigen Farbkneuel-Miniaturen. Noch eine Zwischenwelt tiefer. Wiederum berührend, mit einem nie gehörten Klang.

Andere Ovale zeigen sich eher sinnlich weich geöffnet. Metamorphosen des weiblichen Geschlechts: empfangend oder auch Leben schenkend, Bild immer wieder erschaffenden Seins. Immer da.
Manche der leuchtenden Linien lassen Wasserwesen entstehen. In Ambiguität changierend zwischen länglich ovalen Körpern mit Kopfaugen darüber und gleichzeitig als Gruppe von Tentakeln, welche sich an die übergeordnete Wesensform organisch anbetten, die – in Teilen im Oval verharrend – sich in Polygonen erweitert, jederzeit bereit, im Fluss zu neuer Gestalt zu werden. Auf dass sie endlich erkannt werden möge.

Solche Prozesse formen sich in einigen Bildern zu Organoiden, die als formwandlerisches Raumschiff gesehen werden wollen. In Kammern gegliedert, reich gefüllt mit freudig üppigen Energiechiffren. Angedockt daran Tentakeln wie Strahlen für Vortrieb. Derartige Transponder tauchen immer wieder auf, in unterschiedlicher Konkretisierung: Manchmal nur in wenigen hingeworfenen Strichen angedeutet, fast schon der Wahrnehmung entflohen, manchmal in nachdrücklicher Präsenz.

Wie in einer Symbiose aus Vexierbild und Kaleidoskop verbinden sich die vielen vibrierenden Gebilde zu Schwarmwesen, sich immer wieder zu neuen Ganzheiten verdichtend, welche sich beim Betrachten für Momente zu erkennen geben, um im nächsten Augenblick einer anderen Gestaltbildung in der Wahrnehmung zu weichen. Derart zeigen sich Kopfkörperandeutungen, die Tier-, Mensch-, Dämon- und Feengestalt ineinander vereinen. Immer wieder durchzogen von vielformigen Augen und Gebilden, die aus der scheinbar greifbaren Anmutung hinaus in eine wieder andere Zwischenwelt führen.
Für mich faszinierend, wie solche Komplexität zu einer wunderbaren Ordnung sich fügt, Tiefe und Spiritualität, Erkennen und Leben vereinend. Sie schenkt den Impuls, mit der in dieser Kunst erlebbaren reichen Seinsliebe in Resonanz zu gehen, sie auch in sich selbst zu erlauben.

www.heidrun-pfalzgraf.de

Tony Strnad - Die perfekte Form. Sieben Portale zum Selbst

„Die perfekte Form ist die, die man nicht erklären muss, sondern die in sich selbst gründet in den Proportionen“. Ein Geheimnis von Tony Strnads Kunst ist das Wirken der perfekten Form. Perfekte Form als Gleichnis. Gleichnis von Seelenräumen, die ihre Form finden.

Tony Strnads Seelenräume laden denjenigen ein, der sich auf sie einlassen will, sich in ihnen zu finden. Ein irrisierendes Spiel zwischen Vertrautem und Unbekannten erlaubt einen Impuls, sich in das Wechselspiel zwischen Erlebtem und Träumen zu begeben. Sehen wird Türöffner zu einem Spiegel des eigenen Innen.

Wie entsteht die Einladung dorthin? Vielleicht schauen wir zunächst noch einmal auf „die perfekte Form“ in Tony Strnads Arbeiten, entdecken Dimensionen: Zunächst scheinen da klare Proportionen zu sein, die ein geometrisches Gerüst des Raums erzeugen. Gitter aus mehreren Quadern – oft würfelförmig – deuten an, Grenzen abzustecken. Darin verschachtelt weitere Quader. Auch deren Proportionen auf einer tieferen Ebene stimmig und irritierend zugleich.

Im zweiten Blick entschlüsselt sich die Öffnung in das Vorbewusste: Scheinbar Senkrechtes grenzt sich subtil sanft von der klinisch geometrisch gedachten Form ab. Gitter aus zunächst gleichlang erscheinenden Stabelementen, wie selbstverständlich nebeneinander gereiht, stellen sich als Gebilde unterschiedlicher Längen, ausbalanciert versetzt, dar. Die resultierenden Formen vibrieren in dem frei gewordenen Inneren Raum zwischen geometrisch Zurechtgedachtem und der Freiheit aus den sich als Halt anbietenden atmenden Entfernungen zu der Geometrie der Räume. Hieraus entsteht das erste Portal zum Sich Einlassen.

Eine Dimension weiter nach außen: Die Quader-Montagen in mehreren Ebenen vervollständigen sich im Inneren Auge des Betrachters zu vollständigen Gebilden – doch in der physischen Präsenz der Gitterformen entfallen strukturgebende Linien. Die Räume öffnen sich auf eine zauberhafte Weise, erlauben so, sie zu betreten und sich eine Sicht aus ihrem Inneren anzueignen. Das zweite Portal zum Sich Einlassen.

In dem Gitterraum dann Flächen, teils als Grundflächen, teils verhängend, dadurch Blicke leitend auf Bereiche, die sich aus dem Verdecktsein heraus entdecken lassen. Das dritte Portal gründet im Aufgehoben sein, das die Neugier auf das Unbekannte schützt.

Auf den Flächen: Menschen als Miniaturen. Aus dem Leben gegriffen, unmittelbar zuzuordnen als der Bauer, die Einkaufende, der Mönch, die Verführerin, der Bettler. Sie stehen, sitzen, laufen in eingefrorenen Momentaufnahmen. In Gruppen und doch zumeist auf sich bezogen, nur selten in Kommunikation. Oft voneinander getrennt durch Entfernung aus unterschiedlichen Räumen im gestaltformenden Gitter, durch weit abgegrenzt liegende Ebenen. Die Geschichten dazu entstehen wiederum im Seelenraum des Betrachters: Das vierte Portal.

Auch bei den Figuren des Menschseins wird eine weitere Dimension erst im zweiten bewusstem Blick gegenwärtig: Diese Menschen befinden sich in gigantischen Raumwelten. Transponiert auf Lebensgröße der Figuren würden die umgebenden Quader 10 bis 18 Meter Höhe ausmachen. Die Gitterkompositionen schaffen überdimensionierte Raumwirklichkeiten. Jede Figur darin wie gefangen in der Möglichkeit zur Freiheit durch Weite. Das fünfte Portal zum sich Einlassen auf die Entgrenzung im Finden des eigenen Seelenraums.

Tony Strnads leuchtet die oft plan und ohne Trägerplatte an der Wand befestigten Skulpturen mit hart gesetztem Licht aus. Die Schattenwürfe daraus verbinden sich mit den physischen Elementen beim Betrachten zu einer auf den ersten Blick flächigen grafischen Gesamtkomposition, die je nach Blickwinkel variiert. In der Irritation des Raumes entsteht das sechste Portal.
Eine Spur zu den Inneren Resonanzräumen legt Tony Strnad mit den Titeln seiner Arbeiten, als Angebot, die Fährte in ein Geheimnis aufzunehmen, das im Betrachter immer schon da war, dem die Skulptur eine Projek­tionsfläche öffnet. Das siebte Portal zum Sich Einlassen.
Die Verdichtung auf diesen Weg entsteht auch aus der „Kunst des Weglassens“. Daher endet auch dieser Text – ohne Biografisches – als Angebot, Fährten im Werk Tony Strnads aufzunehmen und ihnen zu folgen.

www.objektraum-art.de

©2016 Text: Klaus Damm

Finissage: 04.05.2016 um 19:00 Uhr

Galerie Display
Höninger Weg 218b
50969 Köln

http://galerie-display.de/

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