Wolfgang-Hahn-Preis 2013 geht an die Performance Künstlerin Andrea Fraser - ab 20.04.2013 im Museum Ludwig Köln

ProjectionStill L 9Die 1965 in Billings, Montana geborene und in Los Angeles lebende Künstlerin Andrea Fraser ist die designierte Wolfgang-Hahn-Preisträgerin 2013. Sie erhält den Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig am 20. April 2013 im Museum Ludwig.

Die Jurierung fand bereits unter der Mitwirkung von Philipp Kaiser, Direktor des Museum Ludwig ab 1.11.2012, und dem Gastjuror Yilmaz Dziewior, Direktor Kunsthaus Bregenz statt. Weitere Jurymitglieder waren Kasper König, Direktor des Museum Ludwig bis 31.10.2012, sowie die Vorstandsmitglieder der Gesellschaft für Moderne Kunst: Enno Scholma (Vorstandsvorsitzender), Gabriele Bierbaum, Sabine DuMont Schütte, Jörg Engels, Robert Müller-Grünow.

Gastjuror Yilmaz Dziewior begründet die Jury-Entscheidung wie folgt:

„Andrea Fraser leistet seit mehr als 25 Jahren einen essentiellen Beitrag zu aktuellen Fragestellungen der zeitgenössischen Kunst. Frasers umfassendes Oeuvre - Performances, Videos und Texte - sind präzise Analysen genauso wie kritische, zum Teil auch humorvolle Kommentare zum Kunstbetrieb. Ihre Performances sind bis auf die letzte Geste recherchier-te, choreographierte und von Andrea Fraser selber realisierte Aufführungen. Die Komplexität und Tiefgründigkeit ihrer Arbeit, bei der sich in vergangenen Jahren eine Hinwendung zu existenziellen und gesamtgesellschaftlichen Fragen feststellen lässt, ist mehr als Grund ge-nug, dass Andrea Fraser mit dem Wolfgang Hahn-Preis 2013 ausgezeichnet wird."

Anlässlich der Wolfgang-Hahn-Preis-Verleihung richtet das Museum Ludwig Andrea Fraser eine Überblicksausstellung aus, die ebenfalls am 20. April 2013 eröffnet.

Enno Scholma, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Moderne Kunst: „Wir sind sehr glücklich, dass wir mit Andrea Fraser eine Künstlerin auszeichnen, die ein wegweisendes Oeuvre geschaffen hat. Es ist radikal, konsequent und bringt Fragen der heutigen Zeit auf den Punkt."

Kuratorin der Ausstellung: Barbara Engelbach, Museum Ludwig Köln Herausgeberin des Kataloges: Carla Cugini, Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig, Köln Der Abend der Preisverleihung und der Katalog werden von der Bank Julius Bär Europe AG unterstützt.

Andrea Fraser wurde Mitte der 1980er Jahre durch ihre sogenannten Gallery Talks bekannt, die sie in Galerien und Museen durchführte. Ihre Performances, die der Institutionskritik zuzuordnen sind und mit soziologischen Fragestellungen arbeiten, analysieren das Kunstfeld und ihre Akteure, die Künstler, Sammler, Galeristen, Museumskuratoren und -besucher: Welche Künstlerbilder und -mythen bestimmen unsere Vorstellungen? Welches sind die Motivationen von Sammlern, Kunst zu kaufen oder zu stiften? Wie sind öffentliche Sammlungen entstanden, was erzählen sie und ihre Gebäude über das bürgerliche Engagement in den Städten? Wie kann das Wechselverhältnis dieser Akteure auf dem Kunstfeld beschrieben werden?

2001 führte Fraser „Kunst muss hängen" auf, eine Performance, für die sie eine Stehgreifrede von Martin Kippenberger anlässlich einer Ausstellungseröffnung von Michel Würthle - dem Besitzer der Paris-Bar in Berlin - mit Hilfe einer Videodokumentation einübte. Sie imitierte nicht nur die Körpersprache von Martin Kippenberger, sondern führte die Rede in einer Sprache auf, die sie nicht beherrscht. Das Video der Performance offenbart die Selbstinszenierung und die Abgrenzungsstrategien des Künstlers im 20. Jahrhundert.

Auch die Performance „Official Welcome" aus dem gleichen Jahr ist eine genaue Analyse der Riten und Umgangsformen in der Kunstwelt. Fraser montiert Satzfragmente aus Reden von bekannten Künstlerkollegen, Galeristen, Kuratoren und Kritikern zu einer neuen Rede, in der die jeweiligen Rollenwechsel durch die theatralen Fähigkeiten der Performerin sichtbar werden.

In den letzten zehn Jahren unterzog Fraser ihre eigene Arbeit und die Institutionskritik einer Revision, die sie in vielen wichtigen Aufsätzen dargelegt hat. Institutionskritik als eine urteilssichere (Selbst-)Befragung der Kunstwelt habe durch die Finanzkrise und deren Auswirkungen eine noch größere Dringlichkeit erhalten, betont Fraser 2005. Sie konstatiert eine immer stärkere Ausdifferenzierung der Kunstwelt, die dem Kunstdiskurs eine immer größere Bedeutung verleihe. Um diesen Veränderungen zu begegnen erweitert Fraser ihren Fokus um eine psychoanalytische Herangehensweise. Sie sieht strukturelle Parallelen in der Kunstwelt wirken, wenn zum Beispiel trotz der aufgeregten Rede über das Wechselverhältnis von Kunst und Wirklichkeit die Kunstwelt und ihre Diskurse durch Realitätsverleugnung gekennzeichnet seien.

Andrea Frasers letzte Videoarbeit „Projection" von 2008 zeigt die Künstlerin in den Rollen einer Psychoanalytikerin und ihr selbst als Patientin. Fraser lenkt aber nicht einfach die Aufmerksamkeit auf das künstlerische Individuum. Es steht vielmehr für die subtilen Verleug-nungs-Strategien der Kunstwelt und legt zugleich offen, was das Geleugnete über die Kunstwelt eigentlich erzählt. Frasers künstlerischer Beitrag zur Whitney Biennial 2012, der in einem Aufsatz für den Ausstellungskatalog besteht, fasst ihre Überlegungen und Argumente zu diesem neuen Ansatz zusammen.

Nach Frasers letzter Überblicksausstellung in Europa im Jahr 2003 im Hamburger Kunstver-ein wird die große Ausstellung im Museum Ludwig diese kritische Neuausrichtung der Künstlerin aufgreifen. Frasers frühe Arbeiten werden ebenso dokumentiert sein wie ihre Aktualisierungen in neuen Arbeiten beleuchtet werden. Darüber hinaus wird die Ausstellung das Augenmerk auf Andrea Fraser als Performerin legen. Sie wird ihre jüngste abendfüllende Performance „Men on the Line", die 2012 in Los Angeles Premiere hatte, erstmals in Europa aufführen. Auch werden zwei ältere Performances im Rahmen der Eröffnung von Fraser selbst vorgeführt werden. „May I Help You" von 1991 wird darüber hinaus für die Besucher während der Ausstellung von Schauspielern im Museum aufgeführt.

Der Katalog in deutscher und englischer Sprache wird eine Reihe von Andrea Frasers jüngeren Texten sowie Beiträge von Barbara Engelbach und Gregg Bordowitz enthalten.

Zum Wolfgang-Hahn-Preis Köln

Der Ankaufs-Preis erinnert an Wolfgang Hahn (1924 - 1987), Gemälde- und Chefrestaurator des Wallraf-Richartz-Museum / Museum Ludwig und weitsichtiger Kölner Sammler. Anforderungen des Preises sind die konsequente Weiterentwicklung des künstlerischen Schaffens des Künstlers oder der Künstlerin, die internationale Anerkennung in der Fachwelt wie die Voraussetzung, dass das Werk noch nicht adäquat im Museum Ludwig vertreten, jedoch für die Fortführung der Sammlung wichtig ist. Der Etat für den Preis beläuft sich auf bis maximal 100.000 Euro im Jahr.

2013 wird der Wolfgang-Hahn-Preis KÖLN zum 19. Mal in Folge vergeben.

Seit 1994 wurden mit dem Wolfgang-Hahn-Preis Köln ausgezeichnet: James Lee Byars (1994), Lawrence Weiner (1995), Günther Förg (1996), Cindy Sherman (1997) Franz West (1998), Pipilotti Rist (1999), Hubert Kiecol (2000), Raymond Pettibon (2001), Isa Genzken (2002), Niele Toroni (2003), Rosemarie Trockel (2004), Richard Artschwager (2005), Mike Kelley (2006), Peter Doig (2008), Christopher Wool (2009), Fischli Weiss (2010), John Miller (2011), Henrik Olesen (2012).

Ausstellungslaufzeit 21. April – 21. Juli 2013

Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln
www.museum-ludwig.de

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag (inkl. Feiertage): 10 - 18 Uhr Jeden ersten Donnerstag im Monat: 10 - 22 Uhr Montags geschlossen. Achtung: ab 14. Dezember bis 3. Februar freitags und samstags bis 21 Uhr geöffnet!! Dienstag bis Donnerstag und Sonntag 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Eintrittskarten sind den ganzen Tag gültig und berechtigen zum Eintritt in die Sammlungsräume und in alle Sonderausstellungen.

Erwachsene: 10,00 € ermäßigt: 7,00 € (Kinder unter 14 Jahren, Schüler, Studenten, Auszubildende, Wehr- und Ersatzdienstleistende gegen Vorlage eines gültigen Ausweises, InhaberInnen des Köln-Passes) Familien: 20,00 € Eintritt frei für Kinder unter 6 Jahre Gruppen (ab 20 Personen): 7,50 € pro Person Schulklassen sowie die begleitenden LehrerInnen: Eintritt frei in die Sammlung 4,00 € pro Schüler/Lehrer im Sonderausstellungsbereich

Am ersten Donnerstag im Monat gilt ab 17 Uhr ein um 50% reduzierter Eintrittspreis für die Sammlung und alle Sonderausstellungen von 5,00 € (ermäßigt: 3,50 €).

An diesen Abenden bieten wir jeweils ein abwechslungsreiches Programm mit Musik, Film, Lesungen, Künstlergesprächen und vielem mehr!

Alle KölnerInnen mit Wohnsitz in Köln haben jeweils am ersten Donnerstag im Monat von 10 bis 22 Uhr freien Eintritt in die Ständige Sammlung. Im Sonderausstellungsbereich fällt weiterhin der reguläre Eintrittspreis an.

Freien Eintritt haben Begleiterinnen und Begleiter von Menschen mit Behinderungen, deren Schwerbehindertenausweis den Buchstaben „B" ausweist

Audioguides: Gebühr von 3,- € für Dauer- und Sonderausstellungen. Kostenfrei von der Homepage des Museums auf PC und IPod herunterzuladen.

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